Von Mai bis September flog Alexander Gerst mit seinen zwei Astronauten-Kollegen Maxim Surajew und Reid Wiseman dahin, wovon viele Menschen nur träumen können: Ins Weltall. Drei Jahre und über 6.000 Stunden trainierte er für die Mission "Blue Dot" auf der Internationalen Raumstation ISS.
10 bis 20 Minuten Freizeit am Tag
"Und dann wird man gleich am ersten Tag auf der Raumstation mit allem konfrontiert, was man nicht trainieren kann", erzählt Gerst dem Publikum in Speyer. Toilette, Schlafen, Schweben - am ersten Tag prallt man nicht nur einmal gegen die Wände, sehr zur Erheiterung der Kollegen, die bereits länger auf der Raumstation sind. Diese bedachten Neuankömmling Gerst auch gleich mit seiner ersten Aufgabe: Dem Austausch des Urinschlauches auf der Toilette. "Doch das hat dann netterweise ein Kollege für mich erledigt", feixt Gerst.
Viel Zeit zum Eingewöhnen blieb Gerst nicht: Die Tage im All sind präzise durchgeplant. Die Freizeit von 10 bis 20 Minuten am Tag nutzte der 38-Jährige, um "mal aus dem Fenster zu schauen". Die atemberaubenden Ausblicke teilte er mit der Welt auf seinem Twitter-Account. Angetan hatten es ihm nach eigener Aussage vor allem die Wolkenschatten und die Tag-Nacht-Grenze. "Das erinnerte mich an die Verfilmung der 'Unendlichen Geschichte' von Michael Ende, wenn das schwarze Nichts auf einen zukommt", so Gerst.
Wie riecht der Weltraum?
Ernster wird sein Gesichtsausdruck, als er von seinem ersten Gedanken erzählt,, als er zum ersten Mal vom All auf die Erde blickte: "Die Atmosphäre ist so viel zerbrechlicher und dünner als ich gedacht hatte - ich war trotz meines Wissens als Geophysiker erstaunt. Das ist alles was wir haben." Anschauliche Vergleiche gab es auch zum "Weltraum-Geruch" - "eigenartig nussig" und "ein bisschen wie die Bremsscheibe eines Motorrads".
Zu den Höhepunkten von Gersts Mission gehörte unter anderem die Inbetriebnahme eines Schmelzofens der ESA, mit dem Proben geschmolzenen Metalls frei im Raum schwebend abgekühlt werden können. Für welche Zwecke Rasiercreme noch gebraucht werden kann, zeigte sich als ein unerwartetes Probleme mit einem verklemmten Bolzen auftrat. Nach zwei Wochen Tests auf der Erde, gab die Bodenkontrollte das Okay - die Rasiercreme auf dem Sägeblatt diente als Schutzfang für die Metallspäne, welche bei den Sägearbeiten am verklemmten Bolzen anfielen.
Weiterhin absolvierte Gerst einen Außenbordeinsatz ("Space Walk") für Wartungs- und Verbesserungsarbeiten und das Andocken eines Raumtransporters zur Versorgung der ISS. Im Labor war Gerst an Experimenten zu Osteoporose-, Krebs- und Immunsystemforschung beteiligt. Wertvolle Ergebnisse für die Wissenschaft, denn sie sind für kein Geld der Welt auf der Erde unter diesen Bedingungen durchführbar. "Manchmal muss man weit wegfliegen, um etwas zu bekommen, das die Lage Zuhause verbessert."
Am Freitag und Samstag, 24. April und 25. April war ESA-Astronaut Alexander Gerst zu Gast im Technik Museum Speyer. Am Freitag fand ein Vortrag für geladene Gäste, darunter Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer, statt. Am Samstag waren beim öffentlichen Vortrag zirka 3.000 Besucher im Museum.
ka-news Hintergrund:
Im Mittelpunkt der Expedition standen mehr als 100 wissenschaftliche Experimente auf den Gebieten der Materialforschung, Biologie, Medizin, Physik, Astronomie, Erdbeobachtung und Technik. Neben den wissenschaftlichen Experimenten wurde auch an einem Bildungsprogramm vorwiegend für Schulen gearbeitet.
Am 10. November 2014 endete die Expedition für Alexander Gerst und er flog, an Bord des Sojus TMA-13M Raumschiffs, zur Erde zurück. Alexander Gerst verbrachte 165 Tage, 8 Stunden und 1 Minute im Weltraum bei 2.566 Erdorbits.
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