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Karlsruhe: Jagd auf Schleuser: Karlsruher Bundespolizei plant "gezielte Kontrollen"

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Jagd auf Schleuser: Karlsruher Bundespolizei plant "gezielte Kontrollen"

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    Hingeschaut: Zwei Bundespolizisten halten Ausschau nach Schleuser-Fahrzeugen.
    Hingeschaut: Zwei Bundespolizisten halten Ausschau nach Schleuser-Fahrzeugen. Foto: Archiv/Nicolas Armer

    Wenn Menschen aus ihrer Heimat nach Europa fliehen, bleibt ihnen oft nur, auf die Hilfe von Schleusern zu bauen. Doch die Polizei ist dem Geschäft mit dem Elend der Flüchtlinge auf der Spur: Allein in diesem Jahr hat es nach Informationen der '"Bild am Sonntag" deutlich mehr Festnahmen von Schleusern gegeben als 2014. Bis zum 8. September seien 2.336 Schleuser festgenommen worden, berichtet die Zeitung unter Berufung auf das Bundesinnenministerium.

    Auch in der Region um Karlsruhe sind die Beamten der Bundespolizei im Einsatz, um mutmaßlichen Schleusern das Handwerk zu legen. Neben Kontrollen im 30-Kilometer-Grenzgebiet, Kontrollen in Bahnhöfen und dem Schutz des Bundesverfassungsgerichts stellt die Bekämpfung der Schleusungskriminalität momentan eines der Haupteinsatzgebiete der Bundespolizisten dar.

    Bundespolizei greift in Zügen, Bussen und Fahrzeugen zu

    Und immer wieder werden sie fündig: Erst vergangene Woche stellten Beamte der Bundespolizeiinspektion Karlsruhe in Fernreisebussen und Zügen mit Laufweg München - Karlsruhe - Mannheim insgesamt 22 Asylsuchende am Hauptbahnhof Karlsruhe fest. Auch am Wochenende zuvor, zwischen dem 18. und 20. September, ersuchten 80 Flüchtlinge bei der Bundespolizei um Asyl nach. Gegen die Schleuser leiteten die Beamten Strafverfahren wegen Einschleusen von Ausländern ein.

    "Mit der Zunahme von Asylsuchenden steigt in der Regel auch die Zunahme an festgestellten Schleusern", erklärt Sascha Roth, Pressesprecher der Bundespolizeiinspektion Karlsruhe auf Anfrage von ka-news. Im Zeitraum von Januar bis August habe man insgesamt elf Schleuser im Zuständigkeitsbereich der Karlsruher Bundespolizei festnehmen können. Zum Vergleich: Im Jahr 2014 nahmen die Beamten noch sieben Schleuser fest. "Dies entspricht einer Steigerung von 175 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum", so der Polizeipressesprecher weiter.

    Die Festnahmen wären dabei sowohl in Zügen, Fernreisebussen und Fahrzeugen erfolgt. Das Problem: "Oft wechseln die Schleuser die Verkehrsmittel und Routen, um so das Entdeckungsrisiko zu minimieren", meint Roth. Auch die Lage der Fächerstadt spielt eine Rolle: "Da der Zuständigkeitsbereich der Bundespolizei Karlsruhe nicht unmittelbar an einer Grenze liegt, ist es seltener und schwerer, eine Schleusung festzustellen."

    Wenn die Familie zum Druckmittel wird

    Eine zentrale Rolle bei den Ermittlungen spielen laut Roth die Auswertung von Vernehmungen, Reisebefragungen und Lagebildern. "Auf Grundlage dieser Erkenntnisse werden gezielt eigene Fahndungsmaßnahmen und Kontrollen geplant", erklärt er.

    Ganz einfach ist das allerdings nicht, denn nicht immer zeigen sich die Asylsuchenden kooperativ. "Sehr oft äußern die Geschleusten, dass ihnen durch die Schleuser Gewalt angedroht wird, sobald diese bei der Polizei eine Aussage machen", schildert Roth. Um den Druck zusätzlich zu erhöhen, wird den Flüchtenden nach Aussage des Pressesprechers zusätzlich in jeder Phase der Schleusung Gewalt angedroht.

    Aber auch die zurückgelassene Familie in der ehemaligen Heimat wird oftmals als Druckmittel benutzt. Mehrere tausend Euro kann eine Flucht mithilfe von Schleusern kosten. 2.000 Euro können allein fällig werden, wenn ein Asylsuchender von Schleusern von der Türkei über Griechenland, Bulgarien, Rumänien und Ungarn nach Deutschland geschleust wurde. "Nicht selten verschuldet sich die komplette Familie, um dem Sohn oder der Tochter die Flucht zu ermöglichen", meint Roth. Hinzu käme, dass die Geschleusten oft nicht klar wissen, in welchem Land sie sich gerade befinden. "Das erschwert die polizeilichen Ermittlungen."

    Hintergrund bei ka-news:

    Deutschlandweit sind insgesamt 30.655 Beamte bei der Bundespolizei tätig. 77 Bundespolizeiinspektionen gibt es in Deutschland, eine mit davon in Karlsruhe. Die 348 Beamten der Bundespolizeiinspektion Karlsruhe verteilen sich über sechs verschiedene Reviere.  Ihr Einsatzgebiet erstreckt sich über 1.000 Quadratkilometer Binnengrenzraum, 150 Bahnhöfe und Haltepunkte sowie über 565 Bahnkilometer. Verantwortlich sind die Karlsruher Beamten dabei für den Stadt- und Landkreis Karlsruhe, die Stadt Heidelberg, die Stadt Mannheim, die Stadt Pforzheim, den Landkreis Rhein-Neckar, den Landkreis Calw sowie den Enzkreis.

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