Startseite
Icon Pfeil nach unten
Karlsruhe
Icon Pfeil nach unten

Karlsruhe: Ingo Wellenreuther: "Ich wäre gerne Oberbürgermeister geworden"

Karlsruhe

Ingo Wellenreuther: "Ich wäre gerne Oberbürgermeister geworden"

    • |
    • |
    Ingo Wellenreuther holte in Karlsruhe für die CDU das Direktmandat.
    Ingo Wellenreuther holte in Karlsruhe für die CDU das Direktmandat. Foto: ps/Helge Prang

    Herr Wellenreuther, als Sie am Sonntag Ihr Wahlergebnis erfahren haben, was ist Ihnen da zuerst durch den Kopf gegangen?

    Als sich das Ergebnis gegen 19.30 Uhr verdichtet hat, habe ich mich sehr gefreut. Es war auch diesmal wieder ein anstrengender und harter Wahlkampf. Bei mir kam noch die Besonderheit hinzu, dass der Bundestagswahlkampf sich fast übergangslos an die OB-Wahl 2012, die mit den internen Vorwahlen und im Dezember mit der eigentlichen Wahl fast ein ganzes Jahr gedauert hat, anknüpfte. Das waren für mich eineinhalb anstrengende Jahre. Von daher bin ich froh, dass es entschieden ist - und für mich mit einem positiven Ergebnis.

    Mit 39,5 Prozent der Erststimmen haben Sie klar das Direktmandat im Wahlkreis Karlsruhe-Stadt geholt. Ist jetzt Ihre Wahlniederlage bei der OB-Wahl 2012 vergessen?

    Was heißt vergessen: ich sage ganz offen, ich hätte das gerne gemacht. Das war eine Sache, die mich sehr gereizt hätte. Deswegen war das für mich auch nicht ganz einfach zu verarbeiten. Im Nachhinein betrachtet war die Wahl für mich nicht zu gewinnen, weil vier Parteien sich auf der anderen Seite zusammengeschlossen hatten. Da war ich rein rechnerisch einigermaßen chancenlos. Dazu kommen noch ein paar Dinge, die passiert sind und menschlich einfach unschön waren. Umso mehr freue ich mich jetzt über das Ergebnis, die Geschlossenheit der CDU Karlsruhe im Wahlkampf und dass die Karlsruher mir erneut großes Vertrauen geschenkt haben.

    OB-Wahlkampf, OB-Niederlage und dann gleich wieder Bundestagswahlkampf - wie schaffen Sie dieses Pensum?

    Die Belastung findet auf zwei Ebenen statt: körperlich und mental. So ein Wahlkampf ist eine enorme Belastung. Man hat praktisch einen 16 bis 18-Stunden-Tag. Dazu kommt die ganze umfangreiche Vorbereitung. Und schließlich weiß man auch nie, wie die Wahl ausgeht. Da braucht man auch den Rückhalt von der Familie und von guten Freunden. Ganz alleine schafft man so etwas gar nicht. Und vor allem dann nicht, wenn die gerade beendete OB-Wahl nicht erfolgreich war. Dann braucht man jemanden, der einem Halt gibt. Den habe ich in meiner Familie gefunden. Dadurch war für mich auch nach der OB-Wahl klar: ich bleibe weiter für meine Stadt bei der Stange, setze mich weiter für Karlsruhe ein und kandiere wieder für den Deutschen Bundestag.

    Gibt es da einen Ausgleich?

    Für das körperliche Wohlbefinden ganz klar der Sport: das tut gut. Das Laufen ist es, was mich fit hält. Wenn ich laufe, dann meistens alleine. Daher kann ich mir das ganz gut einteilen. Ganz ohne Sport geht es bei mir nicht. Für das Fußballspielen bei den Alten Herren des KSC fehlt es leider an der Regelmäßigkeit. Das ist schade, da ich das immer gerne gemacht habe. Dazu komme ich leider kaum noch. Das muss man aber regelmäßig machen, sonst ist die Verletzungsanfälligkeit zu groß. Daher reduziert sich mein Sport das Jahr über meistens auf das Laufen und Skifahren im Winter. Ich laufe halt zusätzlich die Treppen etwas schneller hoch. (lacht)

    Die CDU ist bei der Bundestagswahl haarscharf an der absoluten Mehrheit vorbeigeschrammt. Angela Merkel hat mit der FDP ihren Wunschpartner verloren. An dieser Stelle vielleicht ein Wort des Trosts an ihren Kollegen Heinz Golombeck von der FDP?

    Wenn man einen Kollegen aus Karlsruhe - egal von welcher Partei - hat, der im Bundestag war und nicht wiedergewählt wird, dann ist das natürlich für niemanden schön. Da habe ich schon Mitgefühl. Ich bedauere es auch, dass die FDP insgesamt nicht mehr im Bundestag vertreten ist. Ich glaube nämlich schon, dass der Deutsche Bundestag die liberale Partei gebraucht hätte. Im Parteienspektrum fehlt die FDP erst einmal. Jetzt müssen die Parteien, die im Bundestag sind, schauen, dass sie eine stabile Regierung bilden. Da geht es jetzt nicht um Befindlichkeiten von einzelnen Parteien, sondern darum, dass Deutschland gut regiert wird und zwar mit einer stabilen Regierung unter Bundeskanzlerin Angela Merkel.

    Der Koalitionspoker ist voll im Gang. Sind Sie für eine Große Koalition oder doch eher Schwarz-Grün?

    Beides wären stabile Mehrheiten. Die Große Koalition würde eine ganz überwältigende Mehrheit im Parlament haben. Ob es dann gut ist, dass die Opposition relativ klein ist, ist die andere Frage. Man braucht eine gute Regierung, aber auch eine gute Opposition, damit in Deutschland gute Politik gemacht werden kann. Letztlich kommt es ganz klar auf die Inhalte an. Da muss sowohl mit den Grünen als auch der SPD gesprochen werden. Ich habe vor acht Jahren schon einmal eine Jamaika-Koalition aus Union, FDP und Grünen für eine gute Möglichkeit gehalten. Ich möchte jetzt aber keine Präferenzen abgeben. Rot-Rot-Grün hielte ich aber für eine Katastrophe. Das wäre für Deutschland ganz schlecht.

    Was können die Karlsruher Bürger in den nächsten vier Jahren von ihrem Bundestagsabgeordneten Ingo Wellenreuther erwarten?

    Das gleiche Engagement und den Einsatz, den ich in den letzten elf Jahren für meine Heimatstadt gebracht habe. Wir sind zwar Abgeordnete für ganz Deutschland, vertreten aber unsere Wahlkreise. Ich lege großen Wert auf den direkten Kontakt mit den Bürgern. Ich bin viel unterwegs und gebe viele Gelegenheiten, damit Bürger mit mir unkompliziert ins Gespräch kommen können. Ich bin jemand zum Anfassen. Einer, der sich um die Probleme der Leute hier in Karlsruhe kümmert. Das wurde auch bei der Wahl honoriert.

    Sie sind ja viel in Karlsruhe und nach wie vor auch CDU-Kreisvorsitzender und KSC-Präsident. Bleibt da noch genug Zeit für Berlin?

    Es finden im Jahr 22 Sitzungswochen des Bundestages statt, in denen wir Abgeordnete von Montagabend bis Freitagmittag in Berlin sind. Den Rest und an den Wochenenden ist der Abgeordnete im Wahlkreis - das heißt gut zwei Drittel des Jahres. So ist die Arbeit verteilt, so ist das vorgesehen. Die meiste Zeit – auch durch mein Mandat bedingt – verbringe ich also in meinem Wahlkreis Karlsruhe. Das ist bei allen Abgeordneten so. Und der Kreisvorsitz ist da keine große Mehrarbeit, nachdem unsere Partei in den letzten Jahren gut organisiert ist. Wir haben hervorragende Mitarbeiter, sind gut strukturiert. Wichtige Parteiarbeit wird auch in den Ortsverbänden geleistet. Wenn eine Partei gut aufgestellt und organisiert ist - und das ist in den letzten elf Jahren gelungen - dann ist der Kreisvorsitzende nicht mehr täglich gefordert. Und ein Hobby darf man haben und das ist bei mir der Einsatz beim KSC, der zwar auch Zeit kostet, aber auch Leidenschaft und Herzblut in einem ist.

    Das Gespräch führte Moritz Damm

    Am 12. Oktober will sich Ingo Wellenreuther bei der KSC-Mitgliederversammlung als Vereinspräsident bestätigen lassen. Wie Wellenreuther über ein neues KSC-Stadion denkt, warum ein Umbau des Wildparkstadions das Ende für den Verein bedeuten könnte und eine zweite Rheinbrücke für die Stadt noch wichtiger ist, lesen Sie im Laufe des Tages im zweiten Teil des ka-news-Interviews.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden