Die Masche ist schon alt - und doch funktioniert sie immer wieder: Betrüger geben sich als Mitarbeiter der örtlichen Stadtwerke aus und klingeln insbesondere bei älteren Menschen an den Türen. Diese werden zur Unterschrift eines Vertrags gedrängt, den sie meist gar nicht erst zu lesen bekommen. Erst in der vergangenen Woche hat die Masche in Karlsruhe zwei Betrüger zum Erfolg verholfen.
In der Karlsruher Oststadt haben sich zwei Männer als Mitarbeiter der Karlsruher Stadtwerke ausgegeben, dabei waren sie Vertreter eines privaten Stromanbieters. An der Tür eines älteren Ehepaares gaben die Männer an, dass gleich ein neuer Vertrag geschlossen werden müsse, um im folgenden Jahr 20 Euro im Monat zu sparen. "Von den Verdächtigen überrumpelt, unterzeichnete das Ehepaar den vorgelegten Vertrag", berichtet die Polizei später.
Nicht jeder Haustür-Verkäufer ist gleich ein Betrüger
Auf die Schliche der beiden Männer kam die Polizei erst, als sie bei einer weitere Dame ihre Masche versuchten. Hier rief die Tochter aber bei den Stadtwerken an und erkundigte sich nach den Vertretern - so flog der Schwindel auf. Die Polizei konnte daraufhin die Männer festnehmen.

Wie häufig es Fälle von solchen "falschen Stadtwerke-Mitarbeitern" gibt, kann Florian Herr vom Karlsruher Polizeipräsidium nur schwer einschätzen. Nicht jeder Haustür-Verkäufer ist zudem gleich ein Betrüger, betont er. "In diesem Fall war es nur eindeutig, weil sich die Männer als Mitarbeiter der Stadtwerke ausgaben, was sie aber nicht sind." Zudem hätten sie keine aktuelle Reisegewerbekarte vorlegen können, weshalb sie ohnehin an Türen keine Verträge verkaufen durften.
Verträge dürfen nicht unter Nötigung zustande kommen
Auch Vertreter, die tatsächlich im Auftrag einer bestimmten Firma an der Tür klingen, können Probleme machen. "Selbst den Fuß in die Tür stellen geht eigentlich schon nicht", so Herr. Je nach Situation könne das als Nötigung eingestuft werden. Verträge an der Tür solle man nur abschließen, wenn man sich seiner Sache sicher ist, so Florian Herr weiter. Im Zweifel solle man sich nochmals beim im Vertrag angegebenen Unternehmen erkundigen.
Dazu rät auch Gerda Willig, Sprecherin der Stadtwerke Karlsruhe. Sie empfiehlt sogar, grundsätzlich keine Verträge an der Türe abzuschließen, sondern sich die Unterlagen aushändigen zu lassen und erst in Ruhe zu prüfen. Stadtwerke-Mitarbeiter würden zudem immer als solche zu erkennen sein, durch einen Dienstausweis mit Passfoto, und der Dienstkleidung, beides jeweils mit dem Unternehmenslogo. "Wer unabsichtlich einen Vertrag unterzeichnet hat, kann ihn binnen 14 Tagen schriftlich beim Vertragspartner widerrufen", so Willig weiter.

Rund 100 falsche "Stadtwerke-Mitarbeiter" pro Jahr
Sie bestätigt, dass solche Betrugsversuche keine Seltenheit sind: "2017 haben wir von rund 100 Fällen erfahren, in denen sich Betrüger fälschlicherweise als unsere Mitarbeiter ausgegeben haben", so die Sprecherin der Stadtwerke Karlsruhe. "Wie gesagt: Das sind die Fälle, von denen wir erfahren haben!" In diesem Jahr seien bereits rund 65 Fälle bei den Stadtwerken bekannt geworden.
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