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Karlsruhe: "Ich sprang ins Auto" - Karlsruher jagt Tornado vor der eigenen Haustür

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"Ich sprang ins Auto" - Karlsruher jagt Tornado vor der eigenen Haustür

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    Jannick Fischer konnte am 3. Juli einen Tornado bei Philippsburg filmen.
    Jannick Fischer konnte am 3. Juli einen Tornado bei Philippsburg filmen. Foto: Jannick Fischer

    Am 3. Juli 2024 zog ein Gewitter über dem Atomkraftwerk in Philippsburg auf. Was für den Laien zunächst aussah wie ein gewöhnliches, sommerliches Hitzegewitter, weckte das Interesse des KIT-Meteorologen Jannick Fischer. Die Radarbilder des Gewitters deuteten für das geschulte Auge des Frosches auf ein ganz besonderes Wetterphänomen hin. Einen Tornado.

    Man erkennt den charakteristischen Trichter eines Tornados.
    Man erkennt den charakteristischen Trichter eines Tornados. Foto: Jannick Fischer

    Wie kam es dazu, dass Sie den Tornado bei Philippsburg vor die Linse bekommen haben und gehört das zu ihrem Forschungsalltag?

    Fischer: "Nein einen Tornado zu filmen ist in Deutschland sehr selten. Dafür braucht man das richtige Timing und sehr viel Glück. In Philippsburg hatte ich zum Glück beides. Als ich bemerkte, dass in der Nähe meines Wohnortes ein Tornado entsteht, sprang ich in meinen Wagen und konnte ihn von Beginn an beobachten."

    Ist man als Wetterforscher quasi immer in Bereitschaft, alles stehen und liegenzulassen, wenn sich etwas Spannendes ergibt?

    Fischer (lacht): "Das gehört so wohl nicht zum Arbeitsalltag eines Meteorologen. Grundsätzlich lässt sich die Arbeit in unserem Fachbereich in zwei Bereiche aufteilen.

    Die beobachtende- und die modellierende Meteorologie. Ich arbeite am KIT primär an der Modellierung von Modellen zur Vorhersage von Hagelstürmen, die hier deutlich häufiger vorkommen und größere Schäden anrichten als Tornados."

    Tornado Philippsburg
    Tornado Philippsburg Foto: Jannick Fischer

    Wie kamen Sie dann auf die Idee, sich mit Tornados zu beschäftigen?

    Fischer: "Dieses Interesse wurde durch einen meiner Professoren im Studium geweckt.  Er kam aus Texas, wo die Tornados deutlich häufiger und stärker sind als hier und hat mein Interesse an diesem Wetterphänomen geweckt. Ich habe mein Studium dann auch in Lubbock, in Texas, fortgesetzt und dort größere Tornados beobachten können".

    Meteorologe Jannick Fischer
    Meteorologe Jannick Fischer Foto: Jannick Fischer

    Gab es in Ihrer Karriere schon einmal besonders gefährliche Situationen im Feld? Wie im Hollywood Katastrophenfilm?

    Fischer (lacht): "Nein das gab es zum Glück noch nicht. Für mich steht bei solchen Einsätzen die Sicherheit immer an erster Stelle. Die privaten Tornadobeobachter, die auch 'Storm Chaser' genannt werden sind da deutlich risikobereiter. Aber für mich ist das nichts". 

    Wie sollte man sich verhalten, wenn man in den Weg eines Tornados gerät?

    Fischer: "Wenn man sich in einem Gebäude befindet, sollte man einen Raum ohne Fenster aufsuchen. Am besten sogar einen Keller. Im Freien sollte man Bäume meiden und sich eher in einen Graben legen. Den Sturm in einem Auto abzuwarten ist zwar besser als nichts, bietet aber nicht den besten Schutz, da der Tornado das Auto anheben könnte.

    Am sichersten ist man aber definitiv in einem Gebäude. Gerade in Deutschland sind die Baustandards so hoch, dass Häuser einen sehr guten Schutz vor Tornados bieten. Das ist in den USA häufig anders, da ist die Bevölkerung meist auf Sturmkeller angewiesen."

    Wie wahrscheinlich ist denn ein Tornado in Karlsruhe?

    Fischer: "Die Wahrscheinlichkeit, dass es im Stadtgebiet von Karlsruhe zu einem Tornado kommt ist sehr, sehr gering. Aber in Baden-Württemberg, sind Tornados gar nicht mal so selten. Es gibt mehrere pro Jahr, auch wenn sie häufig nicht so stark ausfallen. Aber die 'Zutaten' für Tornados sind auch in Baden vorhanden".

    Tornado beim AKW-Philippsburg
    Tornado beim AKW-Philippsburg Foto: Jannick Fischer

    Welche 'Zutaten' braucht es denn, damit ein Tornado entstehen kann?

    Fischer: "Es braucht warme, feuchte Luft in Bodennähe und kalte, trockene Luft weiter oben. Dann müssen noch die Windverhältnisse passen, damit sich beim Luftaustausch der typische Trichter ausbildet. Es gibt noch deutlich mehr Umstände die passen müssen, aber das sind die wichtigsten. Diese Bedingungen häufen sich in der sogenannten 'Tornadosaison', in der solche Stürme dann vermehrt auftreten".

    Was braucht es für einen Tornado?
    Was braucht es für einen Tornado? Foto: Mirko Hannemann

    Was ist denn die 'Tornadosaison' in Baden-Württemberg?

    Fischer: "Die ist ähnlich wie in den USA. Auch hier treten Tornados vor allem im Frühjahr und im Sommer auf. Zu den meisten Tornados kommt es zwischen Mai und August. In Deutschland kann es aber auch außerhalb dieser Saison zu Tornados kommen".

    Könnten Tornados durch den Klimawandel hier häufiger werden?

    Fischer: "Das ist schwierig zu sagen. Die 'Tornadozutaten' wie heiße, feuchte Luft, könnten durch den Klimawandel durchaus häufiger auftreten. Aber ob das auch ein Zuwachs an Tornados in Deutschland nach sich zieht, konnte noch nicht abschließend geklärt werden."

    Könnte es zukünftig häufiger zu Tornados in Baden kommen?
    Könnte es zukünftig häufiger zu Tornados in Baden kommen? Foto: Jannick Fischer
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