Bereits im Sommer musste der Operationsbetrieb der Paracelsus Klinik für eine Woche eingestellt werden, da Hygienemängel beim OP-Besteck festgestellt wurden. "Es ist unsere Aufgabe, die Karlsruher Kliniken durch unangekündigte Kontrollbesuche zu überwachen", erklärt Joachim Fischer, stellvertretender Pressesprecher des Regierungspräsidiums (RP) Karlsruhe gegenüber ka-news.
Sowohl im Sommer als auch derzeit seien es Erkenntnisse aus den Begehungen des RP gewesen, die zur Schließung des OP-Bereichs geführt hätten, so Fischer weiter. Damals habe die Paracelsus Klinik das mangelhafte Besteck durch einen externen Dienstleister aufbereiten lassen.
Die Klinik selbst stellt den Vorfall im Juli bei der Pressekonferenz am Mittwoch anders dar: "Im Sommer gab es Kapazitätsprobleme in unserer eigenen Sterilisation, deshalb haben wir einen externen Dienstleister ins Boot geholt. Dieser reinigt, desinfiziert, kontrolliert und pflegt benutztes Besteck, verpackt es neu, kennzeichnet und sterilisiert es", meint Prof. Dr. Johannes Karl-Mark Knobloch, Leiter des Instituts für zentrale Krankenhaushygiene. Ein Wechsel zu einem externen Dienstleister erfordere, den OP-Bereich für kurze Zeit zu schließen.
Externer Dienstleister bemerkte Mängel nicht
Die Auswahl dieses Dienstleisters erwies sich nun scheinbar als Fehler. "Bei unserer Kontrolle am 11. und 13. November zeigte sich, dass es teilweise OP-Besteck gab. dass beschädigt beziehungsweise abgenutzt war", schildert RP-Sprecher Fischer. Wie die ärztliche Direktorin und Unfallchirurgin Dr. med. Cornelia Deckwerth bei der Pressekonferenz berichtet, seien dem OP-Personal bereits Verfärbungen auf einigen Instrumenten aufgefallen. "Dieses Besteck haben wir direkt aus dem Verkehr gezogen", sagt Deckwerth gegenüber ka-news. Es sei jedoch eigentlich die Aufgabe des externen Dienstleisters, solche Mängel unter der Lichtlupe zu sehen, erklärt sie der Presse.
Laut Peter Schnitzler, Sprecher der Geschäftsführung, verlässt sich die Klinik allerdings nicht vollständig auf den Dienstleister, sondern führt stichprobenhaft Kontrollen durch. Dabei seien Dr. Krukemeyer zufolge vier Instrumente mit sichtbaren Auflagerungen und 34 mit unter der Lichtlupe ersichtlichen Auflagerungen entdeckt worden.
Nächste Woche kann's weitergehen
Die 9.000 OP-Instrumente der Paracelsus Klinik befinden sich derzeit in Tuttlingen bei einer Prüfstelle. "Ein Großteil hat die Prüfung bestanden", meint Hygiene-Chef Prof. Dr. Knobloch. Deshalb ist nun ein Ende der seit 13. November andauernden Schließung des OP-Bereichs in Sicht. "Wir gehen davon aus, dass wir den OP-Betrieb nächste Woche wieder aufnehmen können", verkündet Prof. Dr. Knobloch.
Diverse Maßnahmen sollen einer Wiederholung dieses Vorfalls vorbeugen. Ein neuer externer Dienstleister mit Sitz in der Region ist laut Prof. Dr. Knobloch für die Sterilisation engagiert. "Wir haben bereits im September einen Vertrag mit einem Dienstleister aus der Region geschlossen, da der aktuelle zu weit entfernt ist. Das war von vorne herein eine Übergangslösung", erklärt der Leiter des Instituts für zentrale Krankenhaushygiene. Ebenfalls schon im September habe die Klinik 1.600 zusätzliche Instrumente bestellt. Zudem solle die stichprobenhafte Kontrolle des Bestecks intensiviert und protokolliert werden. Eine zusätzliche Hygienekraft sei bereits eingestellt.
Wenn es nach der Paracelsus Klinik ginge, wie Dr. Krukemeyer sagt, würde die Sterilisation vor Ort anstatt bei einem externen Dienstleister durchgeführt. "Wir haben einen Förderantrag an das Land gestellt für die Sanierung des OP-Bereichs inklusive der Sterilisation", berichtet er. Die Klinik habe einen positiven Fördermittelbescheid bekommen, sei jedoch zur Besprechung geladen, weshalb bislang nicht sicher sei, ob die klinikeigene Sterilisation saniert werden kann. Was allerdings bereits feststeht, ist laut Geschäftsführer Schnitzler, dass der gesamte Funktionsbereich - also "alles, was nicht Station und Patientenbereich ist" - in den nächsten Jahren für 27 Millionen Euro erneuert wird.
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