Im Rahmen einer Führung durch die Ausstellung dieser Arbeiten im Rathaus Durlach erläuterte Karmann-Woessner Aufgabenstellung und Ergebnisse. Zehn der studentischen Arbeiten wurden für die Ausstellung ausgewählt. Darunter gute, aber ganz bewusst auch weniger gute, um die ganze Bandbreite der Ergebnisse zu zeigen, wie die Stadtplanerin ausführte.
Sie erklärte den Anwesenden auch, dass es sich bei den Entwürfen noch nicht um planerische Konzepte handle. "Das sind Ideen, die Studenten im vierten Semester zu diesem Projekt hatten, aber wir dachten uns einfach, dass das ein ganz guter Einstieg in die Thematik `Unten am Grötzinger Weg` wäre", so Karmann-Woessner weiter. Der reguläre Architektenwettwerb zu dem Areal komme frühestens 2019, schließlich müsse erst der Sportpark "Untere Hub" realisiert werden, damit die Durlacher Vereine dorthin umziehen können und das Gelände frei werde.
Studenten-Brainstorming für Durlacher Wohnbauprojekt
Unter diesen Voraussetzungen hatte man den Studenten weitgehend freie Hand gelassen. Nachdem sie das Gelände besucht und sich von den Räumen dort einen Eindruck gemacht hatten, durften sie sich "über einige reale Zwänge und Vorgaben hinwegsetzen. Dies ermöglichte ihnen frei zu entwerfen und damit neue, interessante Ideen zu entwickeln."
Und so zeigen die zehn ausgewählten Entwürfe alles von der grünen Wohnutopie bis hin zum eng verbauten "Hochhausghetto". Am Ende zeigte sich doch so mancher Besucher enttäuscht davon, dass es so wenig Konkretes zu sehen gab: "Vergessen Sie nicht, das ist eine Arbeit von Studenten im vierten Semester, die lernen noch", erklärte Karmann-Woessner. "Zudem gibt die Stadtplanung immer nur die Strukturen vor, in denen sich die Architektur letztlich entwickeln muss."
Feedbackheft für Ideen und Befürchtungen
In einem Feedbackheft konnten die Durlacher ihre Fragen, Wünsche und Ideen formulieren und Anke Karmann-Woessner versprach, dass diese in die Vorgaben es anstehenden Architektenwettbewerbs einfließen werden. "Und auch danach werden wir Sie auch weiter regelmäßig an der Entwicklung des Wohngebiets `Unten am Grötzinger Weg` beteiligen", versprach sie.
Einige der gezeigten Entwürfe gaben jedoch schon einen Eindruck, in welche Richtung es dort gehen kann: Mehrgeschossige Bebauung an der Grötzinger Straße, durchaus auch mit Gewerbezeile, Richtung Pfinzufer abflachend und in den einzelnen Quartieren offen und grün. Mit einer lockeren Wegeführung für Fußgänger und Radfahrer und einem Parksystem unter dem Gelände. Der Entwurf "Grüne Achse Durlach", der bei den Dozenten besonders gut ankam schafft zudem eine "neue Mitte" für das entstehende Wohngebiet mit öffentlichen Einrichtungen wie etwa einer Kindertagesstätte oder einem Altenheim.
Über 1.500 neue "Durlacher"
Fest steht im Übrigen jetzt schon, dass man auf dem Gelände mit 140 Einwohner pro Hektar – jedoch auf gar keinen Fall unter 110, denn das sei städtebaulich heutzutage nicht mehr vertretbar, so Karmann-Woessner, planen wird. Für Durlach heißt das, dass mit einem Bevölkerungszuwachs zwischen 1.900 und 1.500 Menschen zu rechnen ist. So manchem "Ur-Durlacher" ist das viel zu viel und so kommt die Angst vor Identitätsverlust und Strukturproblemen schon auf, lange bevor "Unten am Grötzinger Weg" die Bagger rollen.