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Karlsruhe: Gute Bauten, schlechte Bauten: So arbeitet der Karlsruher Gestaltungsbeirat

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Gute Bauten, schlechte Bauten: So arbeitet der Karlsruher Gestaltungsbeirat

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    (Symbolbild)
    (Symbolbild) Foto: Florian Kaute

    Bei allen Bauvorhaben, die aufgrund ihrer Größenordnung und Bedeutung für das Stadtbild prägend in Erscheinung treten, ist die Beurteilung durch den Gestaltungsbeirat obligatorisch. Bauordnungsamt und Stadtplanungsamt schlagen dem Baudezernat diese und weitere Vorhaben von Bedeutung für das Stadtbild zur Vorlage an den Gestaltungsbeirat vor. Außerdem befasst sich der Gestaltungsbeirat auf Antrag von Bauherrn auch mit deren Vorhaben. Ebenso haben gemeinderätliche Ausschüsse die Möglichkeit, Vorhaben in den Gestaltungsbeirat zur Beratung zu verweisen.

    Nicht unbedingt aus Karlsruhe

    "Der Gestaltungsbeirat hat insbesondere die Aufgabe, die ihm vorgelegten Bauvorhaben im Hinblick auf ihre städtebauliche, architektonische und gestalterische Qualität zu überprüfen und ihre Auswirkung auf das Stadt- und Landschaftsbild zu beurteilen. Er verfasst eine schriftliche Stellungnahme und gibt gegebenenfalls dem Bauherren oder dessen Architekten Hinweise und Kriterien dieses Ziel zu erreichen", sagt die Geschäftsordnung des Gremiums, das sich aus fünf Architekten, die aus dem gesamten Bundesgebiet stammen, zusammensetzt und pro Jahr etwa zehn bis zwölf Projekte behandelt - viele davon auch mehrfach.

    Im Gespräch mit ka-news gibt der Vorsitzende des Gestaltungsbeirats, Professor Zvonko Turkali aus Frankfurt einen Einblick in die Arbeit. Er arbeitet nicht nur im Karlsruher Gestaltungsbeirat, auch die Städte Frankfurt, Regensburg, Biberach, Lübeck, Freiburg und Mannheim lassen sich von ihm beraten.

    Prof. Zvonko Turkali
    Prof. Zvonko Turkali Foto: ps/Archiv

    Gab es schon Projekte, die so gut waren, dass sie nicht nachgebessert werden müssen?

    Ja, einige. Wir freuen uns sehr darüber, wenn qualitativ hochwertige Projekte eingereicht werden, die in wenigen Bereichen zu überarbeiten sind. Gute Architektur mit Bauherren und Kollegen zu besprechen macht einfach Spaß!

    Unter welchen Aspekten werden die Projekte geprüft?

    Jedes Projekt hat seine Eigenheiten und Besonderheiten. Aber: Auch das schönste Haus kann an einem Ort das falsche Haus sein, wenn es beispielsweise im Vergleich zu seiner Nachbarschaft viel zu hoch, wenn es im Volumen zu groß oder nicht in der Lage ist, einen Ortsbezug herzustellen. Daher spielen in unseren Besprechungen städtebauliche Aspekte immer eine ebenso bedeutsame Rolle wie auch Themen rund um die Architektur und den Freiraum.

    Unterliegt Architektur Trends oder Moden - wenn ja, wie oft ändern sich die Geschmäcker und Vorstellungen darüber, was ein guter Entwurf ist?

    Ja, Architektur unterliegt Tendenzen und Moden, die glücklicher Weise nicht so schnell wechseln, wie das in der Fashion-Branche der Fall ist. Architektur ist eine langsame Disziplin. Sie transportiert immer die verändernden Bedürfnisse von Generationen und die Haltung einer Gesellschaft zu sozialen und kulturellen Themenfeldern. Dies alles spiegelt sie auf vielfältige Weise: In ihrem Ausdruck ebenso wie auch in ihrer Materialität und ihrer Funktionalität. Doch der Charakter eines guten Entwurfes, ändert sich letzten Endes kaum: Ein guter Entwurf ist immer dauerhaft und schön. Das Qualitätsmerkmal von einem guten, realisierten Entwurf ist für mich immer ein Haus, das von Menschen angenommen wird und ihnen eine Freude bereitet.

    Gibt es in Karlsruhe Beispiele von denen Sie sagen können, die würden so heute nicht mehr gebaut werden?

    Die Frage, ob man ein bestimmtes Haus heute noch so bauen würde oder nicht, lässt sich nicht einfach beantworten, weil die Kriterien, nach denen wir die Qualität von Häusern beurteilen, sehr vielfältig sind. Diese können beispielsweise gesellschaftlicher Natur sein: Ein Schloss würden wir heute eher nicht bauen, weil dieser repräsentative Bautypus nicht mehr unserem demokratischen Selbstverständnis entspricht. Karlsruhe ohne Schloss samt seiner beeindruckenden Gartenanlage ist zugleich unvorstellbar!

    So gesehen ist jedes Haus ein Kind seiner Zeit und so gesehen, würde man viele Gebäude heute nicht mehr so bauen wie zum Zeitpunkt ihrer Entstehung.

    Warum entscheidet man sich als Architekt für die Arbeit in einem Gestaltungsbeirat?

    Ein Gestaltungsbeirat ist mittlerweile eine bewährte Plattform, um über Architektur mit vielen Beteiligten ins Gespräch zu kommen. Damit meine ich die politischen Vertreter und die Verwaltung, die Bauherrschaft und die Architektenschaft. Durch den Gestaltungsbeirat wird das Bauen in seiner gesamtgesellschaftlichen Verantwortung geschärft und eine Qualitätssteigerung der gebauten Umwelt unterstützt. Durch den Gestaltungsbeirat kann zu einem frühen Zeitpunkt der Planung die Öffentlichkeit informiert und das Interesse der Bevölkerung an ihrer Stadt geweckt werden. Hierbei mitwirken zu dürfen, habe ich immer als ein besonderes Privileg empfunden.

    Welches ist Ihrer Meinung nach das schönste Gebäude in Karlsruhe?

    Karlsruhe ist voll an schönen Häusern. Ganz besonders mag ich den luftigen "Baumgarten-Bau" - das Gebäude des Bundesverfassungsgerichts.

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