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Bislang ist der Frankonia-Sportpark an der Durlacher Allee angesiedelt - 2015 soll der Verein in die Stuttgarter Straße ziehen. Wo sich heute noch rund 400 Schrebergärtner vom Stadtstress erholen, soll künftig ein Areal für Tennis, Kampfsport und Co. entstehen. Das ist die Empfehlung, die rund 20 Bürger als Ergebnis einer Konsensus-Konferenz im Januar dem Gemeinderat für das Bebauungsplanverfahren mit auf den Weg gaben.

Tennisbälle statt Tomaten: Karlsruher Kleingärtner gehen auf die Barrikaden

Die Idee ist, Teile des Bahndammes in die Gesamtfläche einzubeziehen, damit der Flächenverlust für die Kleingärtner möglichst gering ausfällt - die Parzellen sollen dann neu strukturiert und aufgeteilt werden. Expertengespräche, städtebauliche Planungen, Alternativvorschläge - aber: "Die Kleingärtner selbst werden nicht gefragt - sie hängen in der Luft", erklärt FW-Stadtrat Jürgen Wenzel, der sich selbst zu den Schrebergarten-Fans zählt.. Der Freie Wähler möchte sich nun vor der Stadtverwaltung für die Pächter einsetzen und will in einer offenen Anfrage wissen, nach welchem Verfahren die bestehenden Gartenparzellen aufgeteilt werden und nach welchen Kriterien entschieden wird, welcher Schrebergärtner seinen Garten nach der Neuordnung weiterhin in der Stuttgarter Straße betreiben darf und welcher nicht.

Die Stimmung in den Südstadt-Gärten ist schlecht. 3.000 Unterschriften habe man bereits gesammelt, um ein Machtwort gegen den Bebauungsplan zu sprechen. "Es wird über unsere Köpfe entschieden", klagt eine Kleingärtnerin - "seit Jahrzehnten ist das hier unser Ausgleich zur städtischen Enge - unsere Enkel kommen her, um Gurken und Bohnen anzupflanzen." Ein weiterer Vorwurf der Freien Wähler: Seit rund 30 Jahren habe man von städtischer Seite nicht mehr in das, einst für die Karlsruher Bahnarbeiter geschaffene, Gartenareal investiert.

"Neben den Gärtnern müssten auch seltene Tierarten umgesiedelt werden"

Seither hätten viele Pächter Unsummen in die Renovierung von Hütten und Gärten ausgegeben - "alles für die Katz' - von einer Entschädigung, im Falle einer Umsiedlung, war bislang noch nicht die Rede", so Hans-Peter Kunzmann, Ansprechpartner der Gartenanlage Stuttgarter Straße. Hirschkäfer und Eidechsen als unmittelbare "Nachbarn": Laut den Kleingärtnern habe sich in der grünen Südstadt-Lunge auch so manch seltene Tierart niedergelassen. Diese müssten bei einer Bebauung ebenfalls umgesiedelt werden und das bedürfe Zeit und Aufwand. Dass hier bald Tennisbälle umherfliegen sollen, stößt auch bei den Anwohnern bitter auf. Schließlich sei ein Sportpark mit etwa 1.600 Mitgliedern auch mit einem erhöhten Verkehrsaufkommen in dem Bereich verbunden. Laut Wenzel wisse das Rathaus nichts von der Problematik vor Ort.

 

Den Kleingärtnern fehle es eigenen Aussagen nach an Rechtssicherheit und Mitsprache. "Wir Schrebergärtner haben in Karlsruhe keine Lobby, wir haben niemanden, an den wir uns mit unseren Sorgen wenden können - dabei ist das hier ein Mikro-Kosmos", so Kunzmann im Gespräch mit ka-news. Hier wollen die Freien Wähler ansetzen und sich als Sprachrohr der Pächter verstehen. "Schon Moritz Schreber warb für die Arbeit im Grünen als gesunden Ausgleich für die Stadtbevölkerung", blickt Kunzmann zurück. Viele Fragen bleiben weiterhin offen - noch habe sich die Stadt nicht an die Kleingärtner gewendet und sie über das weitere Vorgehen unterrichtet. Eins stehe jedoch fest: "Wir wollen für unsere grüne Oase kämpfen, komme was wolle", hierbei sind sich am Donnerstag alle Anwesenden einig.

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