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Karlsruhe: Getrübter Glanz: Der Sonnenfächer strahlt nicht mehr

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Getrübter Glanz: Der Sonnenfächer strahlt nicht mehr

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    Eine spezielle Sprüh-Technik soll neuen Glanz bringen.
    Eine spezielle Sprüh-Technik soll neuen Glanz bringen. Foto: mda

    "Die Bürger und Freunde von Karlsruhe schenken der Stadt eine Fliese. So entsteht der Sonnenfächer", diese Idee hatte der Verein "Sonnenfächer Karlsruhe" im Jahr 2002. Bis zum 300. Geburtstag der Fächerstadt im Jahr 2015 sollten demnach über 10.000 sonnengelben Fliesen die neun Fächerstraßen verschönern und den außergewöhnlichen Stadtgrundriss sichtbar machen. Was vor neun Jahren als Idee entstand wird seit einiger Zeit Realität - wenn auch langsamer als gedacht. Jeder, der sich oder andere Menschen auf dem Pflaster verewigen möchte, kann dies gegen eine Spende tun.

    Die ersten gestalteten Fliesen wurden 2005 in der Waldstraße verlegt, seither wurden dort aber erst 900 Fliesen installiert. 300 weitere stünden bereit, um den "ersten Strahl" des Sonnenfächers von der Kaiserstraße bis zur Sophienstraße fertig zu stellen, so Bernhard Burger, Vorsitzender des Vereins Sonnenfächer. Insgesamt wären dann 1.200 Fliesen in die Waldstraße eingelassen. Die Fliesen wurden von Karlsruher Bürgern gespendet und sind individuell mit Namen, Skizzen oder Bildern gestaltet. Eine Fliese kostet zwischen 180 und 390 Euro, je nach Grafik, Bild und Text. Auf diese Weise haben die Spender bisher insgesamt 350.000 Euro in das Projekt investiert. Die Nachfrage sei nach wie vor sehr groß, sagt Burger.

    Spezieller Sprüh-Strahl soll neuen Glanz bringen

    Die Bürger hätten sehr ausgefallene Ideen, berichtet Burger. So habe kürzlich eine Mutter aus dem Krankenhaus eine Fliese für ihre frisch geborenen Zwillinge bestellt und ein verliebter Karlsruher habe seiner Angebeteten einen Heiratsantrag "per Fliese" gemacht. "Die Themen und Möglichkeiten sind einfach unbegrenzt", so Burger. Doch während der Vorsitzende von dem Projekt schwärmt, hat das Projekt auch mit echten Problemen zu kämpfen. Die ersten Fliesen sind bereits verschmutzt und müssen mit einer speziellen Technik gereinigt werden.

    Damit die Fliesen des Sonnenfächers wieder strahlen, muss eine bestimmte Reinigungstechnik angewendet werden. Hierfür gewann Burger die Karlsruher Firma Stone-Care. Das Unternehmen ist auf Steinreinigung spezialisiert und entwickelt spezielle Reinigungsmittel und Techniken zur schonenden Reinigung von Steinen. "Durch einen einfachen Hochdruckstrahl, würden die Fliesen beschädigt", weiß Frank Falla, Geschäftsführer von Stone-Care. Daher werden die Fliesen mit einer speziellen Sprüh-Vakuum-Technik und umweltverträglichen Reinigungsmittel schonend von Schmutz und Sand befreit. Die Firma sei mit den Reinigungsarbeiten in der Waldstraße etwa einen Tag beschäftigt, so Falla.

    Die Firma bietet ihre Dienste für die Erstreinigung kostenlos an. Für die nächsten Reinigungen hofft Burger auf die Unterstützung der Vereinsmitglieder. "Es wäre schön, wenn die Mitglieder dazu bereit wären, mit einem Jahresbeitrag von etwa 20 Euro die Reinigung der Sonnenstrahlen halbjährlich zu ermöglichen", so Burger.

    Zukunft der Majolika ungewiss

    Doch der Schmutz ist nicht das einzige Problem, das die Sonnenstrahlen der Fächerstadt trübt. Auch die Zukunft der Karlsruher Keramik Manufaktur Majolika, die die sonnengelben Fliesen produziert, ist ungewiss. Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) trennt sich künftig von der Staatlichen Majolika Manufaktur. Die Karlsruher CDU-Fraktion forderte daher kürzlich die Stadt Karlsruhe auf, sich an der Suche nach einem neuen Träger zu beteiligen. Auch könne man sich vorstellen, dass die Manufaktur wieder teilweise oder vollständig privatisiert werde, heißt es. Von 1978 bis 1983 war die Majolika bereits in privater Hand.

    Burger zeigt sich optimistisch, dass die Majolika gerettet werden kann. Sollten die geplanten 10.000 Fliesen für die Fächerstraßen tatsächlich verwirklicht werden, habe die Majolika bereits einen Großauftrag, prognostiziert Burger.

    Ein weiteres Problem sei, dass von der Stadtverwaltung bisher für das Projekt nur der Bereich der Waldstraße von der Kaiser- bis zur Sophienstraße genehmigt wurde, erklärt Burger. Doch der Sonnenstrahlen-Beauftrage gibt die Hoffnung nicht auf: "Wichtig für eine Stadt ist doch, dass sich die Bürger mit ihrer Stadt identifizieren." Hierfür seien die Fliesen eine sehr gute Möglichkeit. Er hat die Hoffnung, dass bis zum Stadtgeburtstag wenigstens weitere 3.000 Fliesen gelegt werden, noch nicht aufgegeben. Priorität habe hierbei die Adler- und Herrenstraße. Dort sei die Umsetzung sogenannter "Themenfächer"  zu den Themen Recht und Sport geplant. Daher wendet sich Burger weiterhin mit dem Aufruf an alle Karlsruher Bürger: "Schenkt der Stadt eine Fliese mit Eurer persönlichen Widmung."

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