Die Idee hinter der Open-Air-Ausstellung: Während Frau sich beim Schaufensterbummel vergnügt und Mann aus Klischeegründen gelangweilt hinter ihr her trabt, fallen ihm wehende Fahnen mit künstlerischen Gemälden über seinem Kopf ins Auge. Das erhoffte sich Erste Bürgermeisterin Margret Mergen bei der Vorstellung des Kunstprojektes am Montag, 30. September.
Idealerweise packt ihn die Neugier, sodass er über den aushängenden QR-Code auf die App der Staatlichen Kunsthalle stößt und diese samt Audio-Guide für die Draußen-Ausstellung herunterlädt. Das dafür notwendige W-Lan wird ihm mit einem kostenlosen Heißgetränk im Eiscafé Cortina zur Verfügung gestellt. Kulturell bereichert und um ein paar Shopping-Groschen leichter, so das Konzept.
Kulturbanausen und W-Lan-Problem: "Das Projekt scheint kläglich gescheitert"
Aber: "Ich habe bis heute keinen einzigen Kaffee ausgegeben." Claudio Doimo, Geschäftsführer des Eiscafé Cortina ist enttäuscht. Auf Nachfrage von ka-news erklärt er, dass bis dato kein Kunde nach der Open-Air-Ausstellung, geschweige denn der dazugehörigen App gefragt habe. Zwar nutze man das, vom Café frei zur Verfügung gestellte, W-Lan, doch nicht in Sachen Kunst. Erklären kann Doimo sich die Schlappe nicht: "Ich fand und finde die Idee der Kunsthalle und des Stadtmarketings immer noch klasse, auch die Zusammenarbeit vorab hat gut funktioniert - aber die Leute springen einfach nicht darauf an", so der Eismacher weiter - "sehr, sehr schade."
Was geht da schief? Läuft man die Kaiserstraße entlang und öffnet die App, sucht man vergebens nach freiem Netz. Dem Smartphonebesitzer werden zwar eine Hand voll W-Lan-Netzwerke vorgeschlagen, doch keines davon führt ihn dem Namen nach intuitiv zum Hotspot eines Projektpartners. Beim Laden des Audio-Guides wird man daraufhin stets mit einer Fehlermeldung vertröstet. Auch von QR-Codes oder Werbeplakaten fehlt jede Spur, sodass am Ende die wehende Kunst für sich selbst steht, so zumindest die Sicht des neutralen Betrachters.
Kunstinteressierten fallen die Gemälde ins Auge - den "Normalos" nicht
Zu den Projektpartnern gehört auch die Kunsthandlung Hess - laut Inhaberin Barbara Hess erfahre man in der Galerie zwar mehr Interesse für die Freiluftausstellung als in der benachtbarten Eisdiele, "aber das ist ja logisch - wir haben mit dem typischen Kunst-Klientel zu tun, dem Open-Air-Gemälde eher auffallen, als dem normalen Passanten." Immer mal wieder frage ein Kunde nach Info-Material zur Kunsthalle. Mit der App habe Hess allerdings nichts zu tun: "Keine Ahnung wie es damit läuft", gibt die Inhaberin zu. Auch in der Karlsruher Kunsthalle selbst kommt die aktuelle Ausstellung, für die in der Kaiserstraße geworben wird, gut an: Über 10.000 Besucher hätten diese laut den Verantwortlichen bereits besucht. Die bereits seit einiger Zeit anlässlich der Ausstellung "Unter vier Augen" kreirte App komme auch hier gut an - im Zuge der Open-Air-Aktion habe man diese durch einen Audio-Guide erweitert. "Die App funktioniert und wird seit Juli gut angenommen - dass sie in der Kaiserstraße offenbar nur teilweise oder nur mit Problemen herunterzuladen ist, mag am großen Datenvolumen liegen", so Otmar Böhmer, Kaufmännischer Geschäftsführer der Staatlichen Kunsthalle.
Beim Stadtmarketing Karlsruhe ist man vom Erfolg der Aktion überzeugt. 174 Leute hätten sich diesen Monat die App heruntergeladen - im Vergleich zum September sei dies eine Steigerung von 30 Prozent. Dabei dauere der Oktober ja noch ein paar Tage. "Die Leute bleiben stehen, fotografieren die Aktion und posten sie auch in sozialen Netzwerken", erzählt ein Sprecher. Selbst die Rückmeldung von Gewerbetreibenden sei gut, die Händler seien sehr zufrieden. Zwar habe man ihnen nicht die Bude eingerannt, aber die Karlsruher hätten reges Interesse gezeigt.
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