Lorenzo Gavarini

In den vergangenen Jahren haben sich die Meldungen über Spinnen in Bananenkisten in deutschen Supermärkten gemehrt. Der Fund solcher "Bananenspinnen" löst manchmal regelrechte Panik aus: Im Jahr 2022 musste ein Supermarkt im Saarland vorübergehend geschlossen werden, nachdem zwei Spinnen in Bananenkisten entdeckt wurden und ausbüchsten.

Der Medienrummel ist dann immer groß, von "Giftspinnen" und "Monstern" ist die Rede. Aber was ist an dem ganzen Lärm wirklich dran? Um welche Spinnen geht es bei den Bananenspinnen, wie gefährlich sind sie und was kann man gegen sie tun? Eine Übersicht der Arten, die es über den globalen Handel nach Deutschland schaffen, und hier für Angst und Schrecken sorgen.

Hochgiftige Bananenspinnen: Was sind das für Tiere?

Zunächst ist es wichtig zu betonen, dass der Ausdruck "Bananenspinne" keine wissenschaftliche Bezeichnung ist. Es gibt keine Spinnenart, die ausschließlich an oder sogar in Bananen lebt. Die als Bananenspinnen bezeichneten Achtbeiner sind nachtaktive Lauerjäger. Tagsüber suchen sie Schutz und verstecken sich deshalb in Pflanzen. Bananenstauden eignen sich sehr gut dafür, da sie sehr dicht aneinander wachsen.

Wenn die Bananen dann aus ihren süd- oder mittelamerikanischen Herkunftsländern in die ganze Welt verschifft werden, befinden sich manchmal einige Spinnen, die eigentlich nur in den Pflanzen Unterschlupf gesucht hatten, als "blinde Passagiere" an Bord. So kann es passieren, dass diese fremden Tierarten plötzlich in Europa auftauchen. Genauso gut können die Spinnen aber mit anderen Früchten aus der Region importiert werden.

Bananenspinnen: Welche Spinnen-Arten gibt es?

Im Grund kommen in Bananenkisten in deutschen Supermärkten vier Arten von Bananenspinnen vor, die alle unterschiedliche Eigenschaften besitzen. Es handelt sich um die folgenden Spinnenarten:

  • Große Wanderspinne
  • Warmhaus-Riesenkrabbenspinne
  • Phoneutria epilata
  • Brasilianische Wanderspinne

Bananenspinne "Große Wanderspinne" – Der sanfte Riese

Die "Große Wanderspinne", die ursprünglich aus Nord- und Mittelamerika stammt, sorgt in deutschen Supermärkten sehr häufig für Evakuationen und Panikausbrüche. Denn die Spinne mit dem wissenschaftlichen Namen "Cupiennius salei" ist von beachtlicher Größe, die Weibchen werden bis zu 4,5 Zentimeter lang. Doch die Sorge ist völlig unberechtigt, die Spinne ist nicht aggressiv und ergreift in Stresssituationen eher die Flucht.

Selbst wenn die "Große Wanderspinne" in Ausnahmefällen zubeißen sollte, ist der Biss für Menschen in der Regel kein Problem. Die Schmerzen sind vergleichbar mit denen eines Wespenstichs und das Gift hat nur geringfügige Auswirkungen auf den Menschen. Es kann zu Schmerzen, lokalen Schwellungen und einem Taubheitsgefühl kommen. Nach etwa 30 Minuten sollte das Schlimmste aber überstanden sein. Bei der "Großen Wanderspinne" ist die Sorge vor den "Horror-Bananenspinnen" also Unsinn.

"Warmhaus-Riesenkrabbenspinne" – Die am meisten gefundene Bananenspinne

Die "Warmhaus-Riesenkrabbenspinne" stammt eigentlich aus Südostasien, ist aber mittlerweile weltweit verbreitet. Besonders in Australien sorgt die Spinnenart regelmäßig für Unfälle, weil sie in Autos Unterschlupf suchen und die Fahrer dann so erschrecken, dass diese einen Unfall bauen - manchmal mit tödlichen Folgen. Der Grund, weshalb sich die Autofahrer erschrecken, ist bei der "Warmhaus-Riesenkrabbenspinne" im Namen versteckt. Sie ist riesig, bis zu 30 Zentimeter Spannweite können ihre langen, haarigen Beine erreichen.

Anders als die "Große Wanderspinne" beißt die "Warmhaus-Riesenkrabbenspinne" – wenn provoziert – gerne mal zu. In diesem Fall besteht aber kein Grund zur Panik: Der Biss der Spinne mit dem wissenschaftlichen Namen "Heteropoda venatoria" ist für Menschen ungefährlich und resultiert in ähnlichen Symptomen wie der Biss einer "Großen Wanderspinne" – nur dass die Symptome hier bis zu einen Tag lang anhalten können.

Bananenspinne "Phoneutria epilata" – Die Schwester der tödlichsten Spinne der Welt

Die "Phoneutria epilata" ist eine erst seit kurzem bekannte Spinnenart, weshalb sie noch keinen deutschen Namen besitzt. "Phoneutria" bedeutet auf griechisch "Mörderin", was die Spinne aus Mittel- und Südamerika nicht gerade sympathisch macht. Anders als die beiden zuvor genannten Bananenspinnen, die regelmäßig in deutschen Supermärkten vorkommen, ist die "Phoneutria epilata" hochaggressiv und beißt sofort zu.

Der Biss der "Phoneutria epilata" ist jedoch für den Menschen relativ ungefährlich, wenn auch unangenehm. Symptome beinhalten Übelkeit, Schwindel, Erbrechen, Schweißausbrüche und Schwellungen und Reizungen der Lymphbahnen. Aus diesem Grund ist die "Phoneutria epilata" nur die harmlose Schwester der gefährlichsten Bananenspinne und gleichzeitig tödlichsten Spinne der Welt.

Bananenspinne "Brasilianische Wanderspinne" – die lebensgefährliche Spinne in deutschen Supermärkten

Die "Brasilianische Wanderspinne" oder "Pheunotria nigriventer" ist die gefährlichste Bananenspinne, die bisher in Deutschland vorgefunden wurde, und gleichzeitig die tödlichste Spinne der Welt. Wird sie in einer Bananenkiste in einem Supermarkt gefunden, ist es berechtigt, den Laden zu evakuieren und Rettungsdienste zu alarmieren. Der Achtbeiner, der vor allem in Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay beheimatet ist, ist hochaggressiv und beißt sofort zu.

Dabei kann die "Brasilianische Wanderspinne" bis zu 1,50 Meter auf ihr Opfer zuspringen und bei seinem Biss ein Gift verabreichen, dass etwa 20 Mal giftiger ist als das der Schwarzen Witwe. Die daraus resultierenden Symptome beinhalten extreme Schmerzen an der Bissstelle, Verlust der Muskelkontrolle, Atemnot und Schock. In manchen Fällen kann der Einsatz von Gegengift notwendig sein und in manchen Fällen führt ein unbehandelter Biss der "Brasilianische Wanderspinne" zum Tod.

Sollte man also in einem Supermarkt eine "Brasilianische Wanderspinne" entdecken, sollte man unbedingt sofort Abstand halten, wenn möglich die Bananenkiste abdecken und die Feuerwehr informieren. Sollte man gebissen werden, muss unbedingt sofort ein Arzt aufgesucht werden.

Hier ist aber auch eine Entwarnung angebracht: Auch wenn ein Biss der "Brasilianische Wanderspinne" gefährlich sein kann, werden die tatsächlichen Todesfälle oft übertrieben dargestellt. In Brasilien, wo die Spinne beheimatet ist, sterben jedes Jahr etwa drei Menschen an ihrem Biss. Nachdem nur 0,8 Prozent der Bananen auf dem deutschen Markt aus Brasilien stammen, ist die Wahrscheinlichkeit, mit einer "Brasilianische Wanderspinne" in Kontakt zu kommen, außerdem sehr gering.