(Corina Bohner)

38 Meter Durchmesser und begrenzt von hüfthohen Mauern soll der Garten der Religionen zwischen der Ludwig-Erhard-Allee und der Marie-Juhcacz-Straße im Ostauepark gebaut werden. Entstanden ist er im Rahmen des Ideenwettbewerbs zum Stadtgeburtstag - 2011 ging er aus diesem als Publikumssieger hervor.

Garten als Abbildung der Religionen in Karlsruhe

Der Garten besteht aus einem großen Kreis und sechs Innenkreisen. Fünf von ihnen haben einen Durchmesser von sechs Metern - der sechste - religionsfreie - Kreis ist etwas größer angelegt. Umgeben sind sie von einem Lavendelfeld. Insgesamt sieben Religionsgemeinschaften werden in der Anlage ihren Platz finden: Buddhismus, Christentum, Hinduismus, Islam, Judentum sowie die Bahai-Gemeinde und die freireligiöse Gemeinde Karlsruhe. Während den ersten fünf Religionen eigene Gesprächskreise zugeordnet sind, werden sich die letzteren beiden entlang der Außenmauer anordnen.

Diese Sortierung solle jedoch keinesfalls eine Wertung darstellen, versichert Mirja Kon-Thederan. Sie ist Vorstandsmitglied der AG Garten der Religionen und leitet das Projekt maßgeblich mit. "Der Garten der Religionen ist als ein Ausdruck der interreligiösen Arbeit in Karlsruhe zu sehen", so Kon-Thederan, "nicht als vollständige Abbildung aller Religionen der Welt." Die sieben, im Garten exemplarisch dargestellten Religionsgemeinschaften sind alle aktuell in Karlsruhe aktiv und haben sich, zum Teil auch bereits vor dem Start des Projekts, im interreligiösen Rahmen zusammengefunden.

Humanismus ebenfalls vertreten

Der Garten der Religionen soll eine öffentlicher Repräsentationsort für alle Religionen sein und darüber hinaus alle Menschen in all ihrer Verschiedenartigkeit auf dem Boden der menschenrechtlichen Grundordnung miteinbeziehen. "Wir hoffen, dass durch diesen Garten, die interreligiöse Komepetenz in und um Karlsruhe steigt", so Kon-Thederan, die selbst praktizierende Buddhistin ist, "das ist eine ganz wichtige Kompetenz, die wir alle noch verbessern können. Dabei gehören verschiedene Kulturen, Religionen und Weltanschauungen zu unserem Alltag und unserer Lebenswirklichkeit."

Dass zwei der sieben Religionen flächenmäßig geringer vertreten sind, hat einen ganz praktikablen Grund: "Sie sind sehr viel später zu dem Projekt gekommen", erzählt Kon-Thederan im Gespräch mit ka-news. Die bauliche Konzeption des Gartens war zu diesem Zeitpunkt bereits maßgeblich fortgeschritten. Da Mitwirkende jedoch jederzeit willkommen sind, habe man sich entschieden, die beiden Religionen in den Außenmauern einzubinden. Diese Option wurde bei den Planungen vorab berücksichtigt. Weiterhin ist die Anordnung von humanistischen und menschenrechtlichen Werten auf Metalltafeln geplant.

"Wir wollen keine 'Religionspropaganda' betreiben!"

Darunter fallen Rechtsschriften wie das Grundgesetz oder die Erklärung der Menschenrechte, aber auch der Privilegienbrief der Stadt Karlsruhe. Während die Schriften baulich die Religionen begrenzen, sollen sie im übertragenen einen gemeinsamen Konsens der teilnehmenden Gemeinschaften verdeutlichen: Die humanistischen Werte sind den Religionen zugrunde gelegt.

Angesichts der anhaltenden, islamkritischen Pegida-Bewegung in Karlsruhe, erhält das Projekt eine unerwartete Aktualität. "Wir bekommen auch viel Kritik", sagt Kon-Thederan. Vor allem religionsfreie Menschen würden den Garten als Angriff empfinden - Agnostiker und Atheisten fühlten sich ausgegrenzt. Ganz im Gegensatz zum erklärten Ziel des Projekts, den interreligiösen und interkulturellen Dialog in Karlsruhe zu fördern.

Garten bietet Platz für Agnostiker und Atheisten

"Ich wünsche mir, dass sich möglichst viele Menschen im Garten wohlfühlen und sich dort wiederfinden können, ganz besonders diejenigen, die sich keiner Religion zuordnen", so Kon-Thederan. Nicht nur, aber auch diesen Personen sei der der sechste und größte Kreis des Gartens gewidmet: Als 'Kreis der Begegnung' ist er keiner Religion zugeordnet. "In diesem Innenkreis ist bewusst nichts angelegt - sodass man nicht immer gezwungen ist, mit etwas konfrontiert zu sein. Wir wollen keine 'Religionspropaganda' betreiben!"

Auch architektonisch ragt der sechste Kreis im Garten hervor: Geplant ist eine Sitzanordnung nach Vorbild eines Amphitheaters mit einer Baumgruppe. Gemäß seiner Bezeichnung sollen nach Fertigstellung des Gartens in diesem Kreis verschiedene Veranstaltungen stattfinden. Der Baubeginn ist für Anfang Juli geplant, am 24. September soll der Garten eröffnet werden. Exakt 300 Jahre nach dem Erlass des Privilegienbriefs, in welchem Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach seinen Bürgern weitreichende Freiheiten - darunter auch die Religionsfreiheit - zugesprochen hat.

ka-news Hintergrund:
Der Garten der Religionen ist eines von vielen Bürgerbeteiligungsprojekten zum Stadtgeburtstag 2015. Zusammen mit zehn weiteren Veranstaltungen ist er das Ergebnis des Ideenwettbewerbs. Am 24. September soll er in der Nähe des Ostring-Kreisels eröffnet werden. Hier gibt's mehr Informationen(Link führt auf externe Seite).

An dem Projekt sind rund 30 Personen beteiligt - sie alle entstammen den unterschiedlichsten religiösen Gemeinschaften in Karlsruhe. Doch auch nicht-religiöse Personen sind am Projekt beteiligt. Die Kosten trägt die Stadt Karlsruhe - sie stellte dafür 250.000 Euro bereit. Nicht genug: Für die Ausgestaltung fehlen laut der AG derzeit rund 60.000 Euro - einen Teil wollen die Glaubensgemeinschaften beisteuern, Zuschuss erhofft man sich aber auch durch Spendenkampagnen.

Folgende religiöse Gemeinschaften aus Karlsruhe sind im Garten der Religionen vertreten:
Bahai-Gemeinde
Buddhismus - Zen-Dojo und Menlha-Zentrum für Buddhismus
Christentum - Evangelische und Katholische Kirche
Freireligiöse Gemeinde
Hinduismus - vertreten durch Mitglieder der Deutsch-Indischen Gesellschaft
Islam - der Deutschsprachige Muslimkreis (DMK)
Judentum - Jüdische Kultusgemeinde

 

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Im Rahmen des Stadtgeburtstages entsteht im Ostauepark ein "Garten der Religionen". Was halten Sie von diesem Projekt? Stimmen Sie ab und äußern Sie Ihre Meinung zum Thema in einem Kommentar unter unserem Debatten-Artikel. Hier geht's zum Artikel!

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