"2023 war ein gutes Jahr", sagt Anna Bachmeier, als sich ka-news.de mit ihr zum Gespräch trifft. Die 29-Jährige ist Inhaberin des Vintage-Ladens "The Hunter" und einer der führenden Köpfe hinter den "neuen und etwas anderen" Flohmärkten in Karlsruhe.
Ein Hinterhof wird zum Ort der Zusammenkunft
"Ich bin schon immer gerne auf Flohmärkte gegangen und habe während meines Studiums in Pforzheim selbst einige in einem Café veranstaltet", erzählt Anna. Zusammen mit ihrem Kumpel Eddy realisiert sie nicht nur Hinterhofflohmärkte, sondern noch weitere Projekte. Doch seinen Anfang nahm die Geschichte im Jahr 2022.

"Als ich Anfang 2022 den Shop in Karlsruhe übernommen habe, dachte ich mir: Das könnte ich doch auch mal in meinem Hinterhof verwirklichen, der sich wirklich sehr dafür anbietet", erzählt die 29-Jährige im Gespräch mit ka-news.de. Kurz darauf setzte sie ihr Vorhaben in die Tat um.
Bereits im Frühling 2022 verwandelte Anna ihren Hinterhof in einen Ort, um zusammenzukommen, sich auszutauschen und neue (alte) Klamotten finden. Seitdem veranstaltet Anna regelmäßig Flohmärkte und beteiligt sich an Aktionen wie dem "Parking Day".

"Organisations-Wahnsinn" mit positiven Folgen
Auch Eddy hat seine Liebe für Kleidung aus zweiter Hand zur Leidenschaft gemacht. Der Student hat im Frühling 2023 seine erste Veranstaltung, die den Aspekt Flohmarkt mit Subkultur verbinden soll, gestartet.
"Eine gute Freundin fragte mich an, ob ich in ihrem Hinterhof in der Oststadt ein, zwei Flohmarktstände machen möchte – daraus wurden am Ende 20", lacht der 27-Jährige selbst über seinen selbst benannten "Organisations-Wahnsinn".

Unter den Verkäufern in der Rintheimer Straße war auch Anna mit einem Pop-Up-Stand von "The Hunter". Dort lernten sich die beiden kennen und beschlossen, weitere Projekte zusammen umzusetzen.
"Im Sommer hatten wir dann gemeinsam bei mir im Hof einen großen Flohmarkt veranstaltet, was sehr spaßig war", erzählt Anna.

Für Eddy ging es im dann weiter auf das Hinterhofflohmarktfest nach Durlach-Aue und zum "Kram & Krach"-Event auf den Kronenplatz. Mittlerweile hat sich das Flohmarkt-Netzwerk noch weiter vergrößert. "Ich habe mich dabei mit verschiedenen Kollektiven und Läden wie dem RIOT und Intro Café zusammengeschlossen", so Eddy.

Second-Hand ist das A und O
Sowohl Anna als auch Eddy stehen voll hinter dem Second-Hand-Konzept: "Es hat sowieso jeder zu viel Kleidung übrig - heutzutage muss man wirklich nichts mehr neu kaufen", meint Anna.
Bei ihren Events findet man allerdings nicht nur Klamotten: Man kann sich zum Beispiel beim Tattoo-Walk-In ein Tattoo stechen lassen, Sachen von lokalen Künstlern kaufen, sich mit leckerem Kaffee und Kuchen stärken und der Musik von überwiegend Vinyl-DJs lauschen.

Zeitweise gibt es auch Workshops, zum Beispiel zum Thema Töpfern oder "Graffiti live paintings". Die will Anna mit Blick auf das kommende Jahr weiter ausbauen und häufiger im "Hunter" stattfinden lassen.
"Das alles soll eine Plattform für Künstler aus der Stadt bieten. Wir möchten, dass kreativ schaffende Menschen mehr supportet werden und somit zeigen können, was sie für wunderschöne Dinge tun", merkt Eddy an.

Karlsruhe "ein bisschen cooler machen"
Am meisten Freude habe er daran, zu sehen, wie sich viele verschiedene Menschen mit Begeisterung zusammentun und einen schönen Tag haben.
"Hierfür lohnt sich der Druck, der manchmal auf einem lastet, allemal", ist er der Meinung. "Als Veranstalter ist man maßgeblich dafür verantwortlich, dass das Ergebnis gut wird. Auch wenn es in meinem Fall eigentlich nur ein Hobby ist, im Gegensatz zu Anna, die das hauptberuflich macht."

"In der Fächerstadt baut sich so langsam eine immer weiter anwachsende, alternative Community an, und das freut mich sehr", ergänzt Anna, "es ist immer eine Bereicherung, neue Leute zu treffen." Weiter ist sie überzeugt: "Karlsruhe braucht einfach so einen Ort, der alle möglichen Facetten von Kultur verbindet und die Stadt somit ein bisschen cooler macht."

"Ich habe meinen Traum verwirklicht"
Beide sind gespannt, was das nächste Jahr so bringt. Eddy ist seit neustem Mitglied in der Funke – ein Raum für Kunst, Kultur und Design in der Nordweststadt. Er brachte sich bereits beim Jahresjubiläum mit ein, nun folgt am 16. Februar ein Collector's Markt, der an seine bisherigen Konzepte anknüpft.
"Ich sehe diese Veranstaltungen als kreativen Spielplatz und nehme darin auch viel Potenzial wahr, mich selbst weiterzuentwickeln und auszuleben", sagt er und Anna ergänzt motiviert: "Meinen Traum, den Hinterhof zu beleben, habe ich verwirklicht und ich finde, das kriege ich bisher ganz gut hin".