Das neue Jahr mit Raketen und Böllern zu begrüßen, gehört für viele einfach dazu. Dennoch hat sich die Stadt Karlsruhe in diesem Jahr zum ersten Mal dazu entschieden, den Schlossplatz und das Areal der Stadtwerke Eiszeit zur böllerfeien Zone zu erklären. Damit wolle man zum einen Umwelt und Tiere, zum anderen aber auch die Schlossplatz-Besucher vor den Gefahren von Raketen und Co schützen. Rund 2.000 Menschen verbrachten dort im vergangenen Jahr den Jahreswechsel, viele davon Familien mit kleinen Kindern. Erst 2018 war ein dreijähriges Mädchen von einem Böller am Auge verletzt worden.
"Den Wunsch nach dem Verbot haben wir schon lange"
"Das ganze nimmt den Menschen das Vergnügen, in einer Gruppe auf Silvester anzustoßen und das Feuerwerk um sich herum zu genießen", erklärt Oberbürgermeister Frank Mentrup bei einem Pressegespräch am Donnerstag. "Den Wunsch nach diesem Verbot haben wir schon lange."
Wie soll das nun konkret umgesetzt werden? Ordnungsamt-Leiter Björn Weiße setzt hier auf Information statt Bestrafung. "Wir gehen stark in die Aufklärung. Schon auf der Südtangente weisen dynamische Anzeigetafeln auf das Böllerverbot hin", sagt er.

Bei Wunderkerzen drücken die Kontrolleure ein Auge zu
Auf dem Schlossplatz selbst übernehmen diese Aufgabe - die Menschen zu informieren - Hinweistafeln und Absperrgitter, die an den Zugängen aufgestellt werden. "Ab 22 Uhr sind zudem zehn Kollegen des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD) im Einsatz, um Besucher auf das Verbot aufmerksam zu machen und diesbezügliche Fragen zu beantworten", so Weiße weiter.

Eine Frage, die sich wohl vielen stellt: Ist auch das Zünden harmloser Wunderkerzen und Knallfröschen auf dem Areal untersagt? Laut der 1. Sprengverordnung: ja. "Damit gehört im strengsten Sinne auch die kleinste Wunderkerze dazu", meint der Ordnungsamt-Leiter gegenüber ka-news.de. Aber: "Keiner der KOD-Kollegen würde auf die Idee kommen, so etwas zu verbieten!" Das Verbot beziehe sich vor allem auf große Feuerwerksbatterien, schwere Böller und Raketen. "Eben alles, was man nicht in seiner direkten Nähe gezündet haben möchte", erklärt Weiße.
"Wir gehen davon aus, dass die Menschen sich an das Verbot halten"
Auf Taschenkontrollen oder großflächige Absperrungen rund um den Platz verzichte man ganz bewusst: "Wir setzen hier auf die Akzeptanz der Menschen und gehen einfach davon aus, dass sie sich ohne große Probleme an das Verbot halten werden. Ich glaube auch nicht, dass jemand versuchen wird, über die Waldflächen auf das Gelände einzudringen", so der Ordnungsamt-Chef.

Und falls das Verbot nicht eingehalten wird? Björn Weiße erklärt: Auch in diesem Fall wird erst einmal auf Aufklärung und das Verständnis der Leute gesetzt. Hilft das nicht, folgt ein Platzverweis. "Wir hätten rechtlich gesehen auch die Möglichkeit, Bußgelder zu erheben, haben das aber nicht vor."
"Mit dem Verbot müssen wir uns auf eine ganz neue Situation einstellen. Wir werden unser Augenmerk auf die ganze Stadt legen und unsere Einsatzkräfte an Silvester noch einmal verstärken", sagt auch Polizeisprecher Ralf Minet.

OB wünscht sich Ausweitung des Verbots
Für Oberbürgermeister Frank Mentrup hat das Verbot "den Charakter eines Experiments", aus dem man Erfahrungen für die Handhabe in den kommenden Jahren ziehen will. Das Stadtoberhaupt wünscht sich mehr kommunale Rechte in Bezug auf ein mögliches ausgeweitetes Böllerverbot. Für die Zukunft könne er sich vorstellen, das Feuerwerk - bis auf einen Platz pro Stadtteil - komplett zu verbieten.

"Wir müssen mit Steuergeldern der Bürger und viel Aufwand die Silvesternächte nachbereiten. Dann, so finde ich, sollten wir mit denselben Bürgern, die das bezahlen, auch gemeinsam festlegen können, wie wir uns die Silvesternacht vorstellen. Dass das nur über die Sprengstoff-Gesetzgebung geht, ist schade", sagt Mentrup abschließend. Ob das Gesetz künftig tatsächlich geändert wird und wie sich das auf das Böllerverbot auswirken wird, muss allerdings der Gemeinderat klären.