Der Karlsruher SC hatte gerade gegen den FSV Zwickau gewonnen, das Spiel war abgepfiffen und die Fans auf dem Heimweg. Unter ihnen auch ein 35-Jähriger sowie ein 22-Jähriger, beide jeweils in Begleitung eines Freundes. Im Bereich des Schlossgartens soll es dann zu einem Aufeinandertreffen der beiden Männer gekommen sein - unter welchem Umständen ist noch nicht bekannt.
Dem jüngeren der beiden Männer wird nun vorgeworfen, dem Anderen unvermittelt mit der Faust und mit voller Wucht ins Gesicht geschlagen zu haben. Der 35-Jährige habe daraufhin das Bewusstsein verloren und sei mit dem Kopf auf den Boden aufgeschlagen. Er verstarb zwei Tage später an den Kopfverletzungen, die er dabei erlitten hatte. Mit dem Schlag soll der Angeklagte den Tod des Geschädigten billigend in Kauf genommen haben.
Keine Angaben zur Tat
Ihm wird auch vorgeworfen, dass er die Folgen der Tat hätte abschätzen können: Er war zum Tatzeitpunkt als Bundeswehrsoldat in der Kaserne in Bruchsal stationiert. Zuvor war er bei der Marine in Kiel, wo er erfolgreich eine Prüfung zum Rettungssanitäter abgelegt hat. Als Teil seiner Ausbildung hat er auch bei Karlsruher Rettungsorganisationen und in einem hiesigen Krankenhaus ein Praktikum gemacht. Mittlerweile wurde er von der Bundeswehr unehrenhaft entlassen.
Warum es nun zu dem Schlag kam, der dem 35-Jährige am Ende das Leben kosten sollte, blieb beim Prozess-Auftakt am Freitag noch offen. Zum Tathergang wurden keine Angaben gemacht - eine Sachverständige konnte nicht anwesend sein, weswegen dieser Teil auf den nächsten Prozesstag in der kommenden Woche vertagt wurde.
Angeklagte habe seit der Jugend oft Alkohol zu sich genommen
Es wurde jedoch deutlich, in welche Richtung sich der Prozess entwickeln wird: Bei den Angaben zur Person gestand der Angeklagte ein, dass er ein Alkoholproblem habe. Getrunken habe er seit er 14 Jahre alt ist, auch in seiner über vierjährigen Bundeswehr-Karriere habe er vor allem am Wochenende oft zum Alkohol gegriffen. Bereits früher war er wegen zweier Gewaltdelikte auffällig geworden - diese seien ebenfalls im alkoholisierten Zustand begangen worden. Damals wurde er zu Schmerzensgeld und einer Aggressions-Therapie verurteilt.
Zu Wort kam am Freitag auch die Witwe des Geschädigten, die im Prozess als Nebenklägerin auftritt. Wie sie beschreibt, habe ihr Mann an diesem Tag zum ersten Mal seit Jahren wieder das Wildparkstadion besucht. Als Mitarbeiter im Personalrecruiting sei er international viel unterwegs gewesen. Anlässe wie diesen habe er genutzt, um sich mit Freunden zu treffen.
Familie des Opfers ringt um Fassung
Eine ausländerfeindliche Bemerkung, wie in den Medien auch als Anlass für den Angriff gemutmaßt wurde, schließt die Frau aus. Er habe nie eine solche Bemerkung fallen gelassen. Auch die Frage des Verteidigers, ob der Mann der Hooligan-Szene zuzurechnen sei, verneinte die Frau in ihrer Aussage.
Während ihrer Aussage ringt sie und auch die Eltern des Verstorbenen sichtbar immer wieder um Fassung. Alle befinden sich nach eigenen Angaben seit dem Tattag in psychologischer Behandlung. Der Schock sitzt immer noch tief, auch weil der 35-Jährige im vergangenen Jahr erst nach einer Krebserkrankung als geheilt galt, das Eigenheim bezogen wurde und die Familienplanung angegangen wurde.
Der Prozess wird in der kommenden Woche fortgesetzt. Der Verteidiger hat bereits angekündigt, dabei auch eine Aussage des Angeklagten verlesen zu wollen. Er selbst hat sich bislang nur zur Person geäußert. Kontakt zur Familie des Verstorbenen habe er nicht aufgenommen.
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