(mda)
"Brücken verbinden Menschen, Kulturen und Gesellschaften", beginnt Walter Katzik, Leitender Baudirektor beim Regierungpräsidium Karlsruhe seinen Vortrag beim Faktencheck zur zweiten Rheinbrücke am Freitag in Karlsruhe. Eine Brücke von der Bauart der Rheinbrücke bei Maxau könne bei ordentlicher Wartung 100 Jahre alt werden, so Katzik. Eigentlich hätte die Brücke, die 1966 gebaut wurde, daher noch 50 Jahre. Doch durch den zunehmenden Verkehr verkürze sich die Lebenszeit drastisch.

Bestand der bestehenden Rheinbrücke

Täglich fahren heute fast dreimal so viele Autos über die Brücke, als beim Bau der Brücke angenommen. Zudem sind die Autos heutzutage schwerer als früher. Aufgrund der hohen Verkehrsbelastung von über 80.000 Fahrzeugen täglich, komme die Brücke daher schneller an ihr Lebensende und müsse daher immer wieder saniert werde, so Brückenexperte Katzik.

"Mehr Autos bedeuten stärkere Schwingungen, die dem Bauwerk zu schaffen machen", so Katzik. Außerdem nagen Frost und Tausalz an der Substanz der Brücke. Künftig würden daher immer mehr Sanierungsarbeiten fällig, was auch zu Sperrungen der Fahrbahnen führe. So hätten eine Fahrbahnerneuerung oder Schweißarbeiten monatelange Verkehrseinschränkungen und kilometerlange Staus zur Folge. So seien bereits 1995 durch das hohe Verkehrsaufkommen erste Schweißarbeiten durchgeführt worden. Allein 2007 gab es 600 weitere Schweißnaht-Risse, die in umfangreichen Baumaßnahmen behoben wurden.

Was passiert im Unglücksfall?

Auch ein schwerer Lkw-Unfall oder eine Schiffs-Kollsion seien mögliche Katastrophen-Szenarien, die die Brücke unbefahrbar machen würden. Für solche Fälle wäre eine zweite Brücke hilfreich."Wenn wir eine zweite Brücke zur Verfügung hätten, dann könnten wir die Sanierungsarbeiten in Ruhe machen." Zudem betont Katzik: "Derzeit sind keine Schäden an der Brücke zu beobachten, aber es werden wieder welche kommen." Wann genau, könne niemand sagen.

Hartmut Weinerebe vom BUND erwidert: "Angst ist bei einem Faktenecheck kein guter Ratgeber. 50 Jahre ist nichts passiert, warum sollte jetzt eine Katastrophe eintreten." Katzik weist daraufhin, dass der Schiffsverkehr zunehme und die Schiffsverbände immer größer würden. Auch heute schon würde im Schnitt jedes Jahr etwa ein Schiff mit der Brücke kollidieren.

Ersatzbrücke kostet etwa 60 Millionen Euro

Aber auch der Bau einer Ersatzbrücke oder Behelfsbrücke wären bautechnisch möglich, auch wenn der wirtschaftliche Nutzen noch geklärt werden müsste, so Katzik. Für die Gegner einer zusätzlichen zweiten Rheinbrücke nördlich der bestehenden steht damit fest: Eine notwendige Sanierung der Brücke kann also nicht der Grund für den Bau der Brücke sein, wie sie derzeit geplant ist. Sanierung und "Zweite Rheinbrücke" müssten getrennt voneinander betrachtet werden.

Die Gesamtkosten der Sanierung plus Verstärkung der bestehenden Rheinbrücke beziffert Katzik auf etwa fünf bis acht Millionen Euro. Die Kosten für eine Ersatzbrücke schätzt er auf 50 bis 60 Millionen. Eine Behelfsbrücke koste etwa 35 bis 40 Millionen.

In einer Machbarkeitsstudie werden derzeit verschiedene Verfahren geprüft, wie die bestehende Brücke am besten saniert werden könnte. Darunter auch ganz neue Verfahren. In acht Wochen sollen die Ergebnisse vorliegen.

Hier geht's zum ersten Teil des Faktenchecks bei ka-news

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