Wer durch die Innenstadt geht, wird das Kaufhaus Karstadt - gelegen zwischen Kaiserstraße, Lammstraße, Ritterstraße und Zähringerstraße - keinesfalls übersehen. Einen ganzen Block nimmt die Fusion aus imposantem Neoklassizismus und pragmatischem Nachkriegsbaustil hier ein.

Gebäude wird 1918 fertiggestellt

Eine wahre Karlsruher Sehenswürdigkeit, die erst vor wenigen Wochen um ihre Zukunft fürchten musste, als der Galeria-Konzern, zu dem auch Karstadt gehört, Insolvenz anmelden musste. Glücklicherweise bleibt die Karlsruher Filiale vorerst bestehen.

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Doch die Geschichte des Kaufhauses reicht noch lange vor die Zeit von Karstadt und Galerie: Ursprünglich 1914 von den Geschwistern Johanna und Max Knopf in Auftrag gegeben, war es als "Warenhaus Knopf" als Kaufhaus für Wäsche und Leinenware gedacht. Damals bestand das Gebäude, dessen Konstruktion 1918 fertig gestellt wurde, nur aus dem großen Hauptbau - daneben siedelten sich ein Modegeschäft und ein Café an.

BNN-Leserbrief zum Abriss des ehemaligen Cafés Leinenweber im Zusammenhang mit dem Karstadt-Neubau im Geviert Kaiserstraße, Lammstraße, ...
Ein Modehaus befand sich damals in unmittelbarer Nachbarschaft zum Kaufhaus. | Bild: 8/BA Schlesiger 1988:A55_24_2_17 - Stadtarchiv Karlsruhe

Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde das Warenhaus 1938 im Zuge der sogenannten Arisierung jedoch der jüdischen Familie Knopf enteignet - wenige Monate später übernahm die Friedrich Hoelscher KG das Kaufhaus. 

Warenhaus bleibt trotz Bombenangriffe intakt

In den 135 Bombenangriffen, die die Alliierten auf Karlsruhe vollzogen, wurde die Innenstadt gezeichnet und weitgehend beschädigt - das Kaufhaus blieb jedoch vollständig intakt. Einige Zeit nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wechselte das Kaufhaus erneut seinen Besitzer - bis heute gehört das Einkaufszentrum auf der Kaiserstraße zum Karstadt-Konzern.

6 Kaufhaus Karstadt Neubau im Geviert Kaiserstraße, Lammstraße, Ritterstraße und Bankhof
Bild: 8/BA Schlesiger 1986:A51_25_6_06 - Stadtarchiv Karlsruhe

Die nächste große Veränderung am Kaufhaus - nun Kaufhaus Karstadt genannt - war der an den Bauhaus-Stil angelehnte Anbau, der im Jahr 1986 fertiggestellt wurde. Dieser Anbau erweiterte nicht nur das Warenangebot, sondern bot auch die Gelegenheit für große Events und kulturelle Angebote wie etwa die Britische Woche oder der Besuch verschiedener Sportstars.

Kaufhaus Karstadt Neubau im Geviert Kaiserstraße, Lammstraße, Ritterstraße und Bankhof
Anbau Ecke Ritterstraße/Lammstraße | Bild: 8/BA Schlesiger 1989:A57_74_3_00 - Stadtarchiv Karlsruhe

Anbau verwandelt Karstadt in zusammenhängenden Block

Eine frühe Bauskizze zeigt hier den Entwurf des neuen Karstadt-Gebäudes von der Lammstraße aus. Der neoklassizistische Prunkbau sollte erweitert werden, ohne dass der klassische Charme des ehemaligen Warenhauses verloren ging.

Karstadt-Gebäude
Die Pläne für den Anbau - diese wurden allerdings nicht weiter verfolgt. | Bild: 8/Bildstelle III:2483 - Stadtarchiv Karlsruhe

Der Entwurf blieb letztendlich aber nur ein Entwurf - umgesetzt wurde ein weitaus bahnbrechender Plan: So sollte der ganze Häuserblock in ein zusammenhängendes Kaufhaus verwandelt werden. Bis heute hat sich seit diesem Anbau nicht besonders viel an der Fassade des Kaufhauses verändert. Glastüren bilden jetzt die drei Eingänge an den Ecken des Blocks, und innen unter dem Glasdach ist eine luxuriöse Cafeteria zu finden.

(Symbolbild)
(Symbolbild) | Bild: Peter Eich

Zu hoffen bleibt, dass der geschichtsträchtige und bei den Karlsruhern gleichermaßen beliebte Bau noch lange in der Karlsruher Innenstadt erhalten bleibt - die Insolvenz des Karstadt-Konzerns hat er zumindest (vorerst) überstanden.