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Karlsruhe: Er ist 76 und noch voll im Lauf-Fieber: Norbert Grünling startet in diesem Jahr zum 37. Mal beim Baden-Marathon

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Er ist 76 und noch voll im Lauf-Fieber: Norbert Grünling startet in diesem Jahr zum 37. Mal beim Baden-Marathon

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    Seit 1983 tritt Norbert Grünling beim Baden-Marathon an.
    Seit 1983 tritt Norbert Grünling beim Baden-Marathon an. Foto: Marathon Karlsruhe e.V. / www.badenmarathon.de

    In Berlin ist er populär, in New York legendär, und auch Karlsruhe hat seinen eigenen Lauf: den Baden-Marathon. Am 22. September findet er bereits zum 37. Mal statt. Unter den tausenden Läufern findet sich dann auch der 76-jährige Norbert Grünling, der bereits seit der ersten Auflage dabei ist.

    Dabei entdeckte der Familienvater jedoch erst sehr spät seine Faszination für den Marathon. "Ich war früher sehr unsportlich", bekennt er. In seiner damaligen Firma, in der er arbeitete, wurde Anfang der 1980er eine Sportgruppe gegründet. "Da war auch ein Langstreckenläufer dabei. Und ich ich dachte mir einfach: 'Ich probier's mal'", erinnert sich Norbert Grünling. Und schnell war bei ihm die Lust geweckt.

    Voraussetzung für den Marathon: Disziplin

    Bei einem der ersten firmeninternen Wettläufe wurde Grünling auf der Strecke von fünf Kilometern Erster. "Das hat mich natürlich zusätzlich beflügelt. Dadurch habe ich gemerkt, wie sehr mir das Laufen Spaß macht und bin seitdem auch ständig dabei geblieben", sagt er stolz.

    Für Norbert Grünling steht der Spaß beim Laufen im Vordergrund.
    Für Norbert Grünling steht der Spaß beim Laufen im Vordergrund. Foto: Tim Carmele / TMC-Fotografie

    Zum Baden-Marathon kam er über einen Freund: "Ich meinte zu ihm: 'Du spinnst. Das sind 42,2 Kilometer. Das bin ich noch nie gelaufen.' Irgendwann haben wir uns dann beide durchgerungen, am Marathon teilzunehmen", erzählt er. Das war 1983 - und seitdem ist er mit großer Begeisterung Teilnehmer der Karlsruher Laufveranstaltung. 

    Er weiß aber aus eigener Erfahrung, wie viel einem die Distanz abverlangen kann, vor allem viel Disziplin. "Wenn man anfangs zu schnell ist, spürt man spätestens ab der Hälfte der Strecke, dass die Kräfte nachlassen. Man darf auch keine anderen Gedanken nebenher haben. Dadurch wird man langsamer und müder. Der Fokus muss auf der Strecke liegen."

    Ob Bierkurg, Majolika oder Medaillen, Norbert Grünling hat schon zahlreiche Anerkennungen für seine vielen Teilnahmen erhalten.
    Ob Bierkurg, Majolika oder Medaillen, Norbert Grünling hat schon zahlreiche Anerkennungen für seine vielen Teilnahmen erhalten. Foto: Tim Carmele / TMC-Fotografie

    Dennoch kommt es auf so einer langen Distanz irgendwann zu dem Punkt, an dem die Kräfte nachlassen und die Schmerzgrenze überwunden werden muss. "Ich schaue, dass ich ganz nach innen komme und mich nur auf mich konzentriere. Das Klatschen der Zuschauer unterwegs hilft dann noch zusätzlich und gibt einem wieder Anschub", verrät der 76-Jährige im Gespräch mit ka-news.de. Auch die Tanzgruppen, die inzwischen entlang der Straßen auftreten, geben "für den nächsten halben Kilometer wieder Auftrieb", so Grünling weiter.

    10 Kilometer Trainingslauf - mehrmals in der Woche

    Gute Vorbereitung auf so einen Lauf ist für den Karlsruher daher das A und O. Wichtig für einen Marathon ist ein langer und regelmäßiger Trainingsprozess. Norbert Grünling läuft zweimal in der Woche eine Strecke von etwa zehn Kilometern, am liebsten entlang der Alb. "Dort sind schon ganze Schweiß-Seen von mir auf den Wegen entstanden", schmunzelt er.

    Eine stolze Sammlung an Teilnehmerpreisen hat Norbert Grünling.
    Eine stolze Sammlung an Teilnehmerpreisen hat Norbert Grünling. Foto: Tim Carmele / TMC-Fotografie

    Im letzten Vierteljahr vor dem Baden-Marathon wird das Pensum intensiviert. "Da bin ich früher oft einmal die Woche 30 Kilometer gelaufen. Inzwischen trainiere ich im letzten Vierteljahr aber nicht mehr ganz so intensiv. Zwar steigere ich das Trainingspensum weiterhin, aber ich gehe es etwas lockerer an", so Grünling.

    Eine Frage des Alters? Auf keinen Fall!

    Und eine Frage des Alters ist ein Marathon nicht, das zeigt Norbert Grünling jedes Jahr aufs Neue. Doch wie hält sich der Karlsruher auch mit über 70 noch so fit? Mit ein Grund für seine Fitness: Das Laufen, da ist er sich sicher. "Aber auch die geistige Beweglichkeit spielt eine Rolle, sich mit anderen Themen zu beschäftigen", erklärt er gegenüber ka-news.de.

    36 Medaillen für 36 Teilnahmen am Baden-Marathon.
    36 Medaillen für 36 Teilnahmen am Baden-Marathon. Foto: Tim Carmele / TMC-Fotografie

    Er spielt häufig mit Freunden Karten und tritt im Ettlinger Seniorenkabarett "Graue Zellen" auf. "Viele Texte auswendig zu lernen hält mich auch fit. Beim Laufen kann ich die Texte dann abspulen und durchgehen", so Grünling.

    Vieles verändert sich, vieles bleibt gleich

    Diese Fitness spiegelt sich auch in seiner Laufzeit wider. 3 Stunden, 10 Minuten war seine Bestzeit von seinen 36 Teilnahmen beim Marathon bisher - und darauf ist Norbert Grünling sehr stolz. Mittlerweile erreicht er diese Zeiten allerdings nicht mehr. Doch nicht nur seine Laufzeiten haben sich verändert, auch die Laufveranstaltung selbst. Zumindest teilweise. 

    Weitestgehend gleich geblieben ist der Streckenverlauf, das schätzt Norbert Grünling sehr. Ihm gefallen vor allem Streckenabschnitte wie in der Kriegsstraße, an der viele Zuschauer die Läufer anfeuern, die geben ihm einen Extraschub an Motivation. "Auch der Teilabschnitt am Schloss ist sehr schön, da man durch viel Grün läuft", so Grünling.

    Ein Streckenabschnitt befindet sich im Schlosspark.
    Ein Streckenabschnitt befindet sich im Schlosspark. Foto: Marathon Karlsruhe e.V. / www.badenmarathon.de

    Dennoch hat sich auch einiges verändert. So wurden die Sicherheitsaspekte wie bei vielen anderen Großveranstaltungen verstärkt und die Anzahl der Security-Mitarbeiter erhöht. "Es gibt heute auch viel mehr Vorschriften als früher. Früher galt einfach: 'Wenn's lief, dann lief's und wenn nicht, dann nicht'", blickt Grünling zurück.

    Baden-Marathon wurde immer beliebter und größer

    Von Jahr zu Jahr wurde der Baden-Marathon immer populärer, wodurch die Anzahl der Läufer gestiegen ist: "Damals war es einfach noch eine überschaubare Gruppe an Läufern. Alles war viel familiärer. Das fehlt mir", bedauert Grünling. Inzwischen sind es etwa 10.000 Teilnehmer pro Jahr. 

    Eine Vielzahl an Läufern ist inzwischen jedes Jahr am Start.
    Eine Vielzahl an Läufern ist inzwischen jedes Jahr am Start. Foto: Marathon Karlsruhe e.V. / www.badenmarathon.de

    Trotz einiger Veränderungen beim Baden-Marathon ist für ihn eines immer gleichgeblieben: "Nach dem Marathon gehe ich immer mit meiner Frau essen. Da schleiche ich dann ganz müde die Treppe hinunter", so Grünling, der sich auch in diesem Jahr wieder auf diese ganz besondere Tradition freut. 

    Schranken manchmal ein Hindernis

    Wenn Norbert Grünling auf seine Laufkarriere zurückblickt, hat der dreifache Vater schon viel erlebt: Besonders eine peinliche Geschichte - aus organisatorischer Sicht - ist ihm im Gedächtnis geblieben. "Die Läufer mussten einen Bahnübergang überqueren und da ging plötzlich eine Schranke der Bahn herunter. Die Bahn war zwar eigentlich informiert, dass der Marathon stattfindet, aber irgendwie hat sich die Information dann wohl doch verloren", erklärt Grünling.

    Mit großer Leidenschaft ist Norbert Grünling seit 1983 beim Baden-Marathon dabei.
    Mit großer Leidenschaft ist Norbert Grünling seit 1983 beim Baden-Marathon dabei. Foto: Tim Carmele / TMC-Fotografie

    Die Läufer standen für einige Minuten vor verschlossener Schranke, bekamen später immerhin eine Zeitgutschrift. "Ich war zum Glück schon durch und die schnellen Läufer ohnehin", freut sich Grünling. So ein Fauxpas sei "allerdings die Ausnahme" gewesen, erinnert sich der 76-Jährige an den Marathon 2013. 

    "Ich will 40 Mal am Marathon teilnehmen"

    In diesem Jahr wird Norbert Grünling beim Baden-Marathon auch wieder an den Start gehen - dann zum 37. Mal. So fit der Karlsruher auch immer noch ist, ein wenig macht sich das Alter dann doch bemerkbar. Seit einigen Jahren läuft er daher "nur" noch den Halbmarathon.

    "Ich musste einsehen, dass es vom Alter her nicht mehr geht. Man kann die Zeiten von den Anfängen nicht mehr so laufen und das ist eine mentale Umstellung, die zunächst ein wenig am Selbstvertrauen kratzt. Ich habe mir dann wieder bewusst gemacht, dass beim Laufen der Spaß im Vordergrund stehen soll und mich so für den halbe Distanz entschieden", erklärt der Vater von drei Kindern.

    36 Medaillen für 36 Teilnahmen am Baden-Marathon.
    36 Medaillen für 36 Teilnahmen am Baden-Marathon. Foto: Tim Carmele / TMC-Fotografie

    Auch wenn es der 76-Jährige mit dem Laufen inzwischen lockerer angeht, ein Ziel hat er noch: "Ich hoffe, dass ich die 40 Teilnahmen schaffe." Am kommenden Wochenende steht dann aber erstmal der (Halb-)Marathon Nummer 37 an - der dann wieder mit dem traditionellen Essen von Norbert Grünling und seiner Frau endet. 

    ka-news-Hintergrund

    Der Baden-Marathon wird seit 1983 in Karlsruhe ausgetragen. Die Strecke führt unter anderem an der Europahalle vorbei, durch die Innenstadt, über die Kriegsstraße und den Citypark Ost. Auch das Karlsruher Schloss sowie die Günther-Klotz-Anlage sind wichtige Stationen. Zielstation ist das Carl-Kaufmann Stadion. Über 10.000 Läufer werden inzwischen jährlich erwartet.

    Die Streckenrekorde auf der vollen Distanz hält bei den Männern der Kenianer Joel Kiptoo im Jahr 2009 mit 2 Stunden 9 Minuten und 7 Sekunden. Seine Landsfrau Joyce Kandie hält den Rekord bei den Frauen mit 2 Stunden 34 Minuten und 38 Sekunden im Jahr 2012.

    Neben dem klassischen Marathon über 42,195 Kilometer gibt es auch die Möglichkeit am Halbmarathon teilzunehmen. Doch die Programmvielfalt am Wochenende des Baden-Marathons bietet noch mehr. Auch ein Team-Marathon, der Ein-Drittel-Marathon, das Power Walking sowie ein Inklusionslauf werden am Sonntag, 22. September, ausgetragen. Bereits einen Tag zuvor gibt es zudem den Sparkassen-Mini-Marathon für Kinder und Jugendliche. Dabei können drei verschiedene Distanzen gewählt werden, je nach Alter: 333 Meter, 2,1 Kilometer oder auch eine Strecke von 4,2 Kilometer.

    Aus über 80 Karlsruher Vereinen, Tanzclubs und Tanzschulen sorgen gut 1.000 Tänzer mit spannenden Choreographien für die richtige Stimmung am Streckenrand. Dadurch sollen die Läufer von ihren Strapazen abgelenkt werden und die nötige Motivation für die nächsten Kilometer erhalten.

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