Leere Desinfektionsmittel-Spender, rationierte Mundschutz-Ausgaben und Aushänge der Heimleitung, auf denen steht: "Im Notfall muss das Händewaschen zur Desinfektion auch mal ausreichen" - Situationen wie diese gehörten für Susanne Jung in den letzten Tagen zum Alltag.

"Unser Pflegeheim war auf die Corona-Krise nicht vorbereitet"

"Unser Pflegeheim war auf die Corona-Krise nicht vorbereitet", sagt sie im Gespräch mit ka-news.de. Aus Angst um ihren Job möchte sie ihren richtigen Namen nicht veröffentlicht sehen. Rund 35 Heimbewohner muss die 54-Jährige täglich in ihrer elfstündigen Nachtschicht versorgen.

Bei der Wahl des Pflegeheims sollten Angehörige sich Zeit nehmen und eine Liste mit Fragen mitbringen, die es zu klären gibt.
Bei der Wahl des Pflegeheims sollten Angehörige sich Zeit nehmen und eine Liste mit Fragen mitbringen, die es zu klären gibt. | Bild: Markus Scholz/dpa-tmn

"Ich kontrolliere drei Mal pro Nacht jedes Zimmer. Nach jedem Bewohner ist es eigentlich unsere Pflicht, die Handschuhe zu wechseln und die Hände zu desinfizieren", erklärt sie.

Papierdünne Masken müssen zum Trocknen aufgehängt werden

Ihren Mundschutz müsste sie zudem nach jeder der drei Kontrollrunden wechseln - mindestens. Aber: "Zuletzt hatten wir nur eine Maske pro Schicht zur Verfügung." Diese seien von der Stadt Karlsruhe gespendet worden.

Schutzmaske Pflegeheim Rüppurr
Auf diese einlagigen Papier-Schutzmasken mussten Pflegerin Susanne Jung und ihre Kollegen aufgrund des Mangels zurückgreifen. | Bild: privat

"Das waren einlagige Papiermasken, dünner als ein Taschentuch. Nach zehn Minuten waren die durchgeweicht und ich musste sie zum Trocknen ausziehen." Zum Schutz trug sie eine selbst genähte Maske noch darüber.

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Gerade in der Altenpflege, wo das Abstandhalten bei den teils hoch pflegebedürftigen Bewohnern nicht möglich sei, eine für sie "untragbare" Situation. "Ich konnte die Hygiene nicht mehr gewährleisten. Wir alle hatten Angst, uns irgendwo anzustecken", so Susanne Jung.

Hitze kann nicht nur den Blutdruck verändern, sondern auch die Wundheilung gefährden.
Hitze kann nicht nur den Blutdruck verändern, sondern auch die Wundheilung gefährden. Kliniken und Pflegeheime sollten daher gut klimatisiert sein. | Bild: Sven Hoppe/dpa

Stadt und Landkreis stocken Bestand zu Ostern auf

"Dass es zu Engpässen bei Schutzausrüstung kommt, war erwartbar", äußerte sich Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup am Mittwoch in einer Online-Pressekonferenz zu den knappen Vorräten in den Pflegeheimen. Das Stadtoberhaupt versprach - zusammen mit Landrat Christoph Schnaudigel - den Bestand im Hinblick auf die anstehenden Osterfeiertage mit "erheblichen Bestellungen" aufzustocken.

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"Wir werden sicherstellen, dass Bestellungen über Ostern angenommen und verteilt werden, aber auch, dass weitere Bestellungen aufgegeben werden können", so Landrat Schnaudigel.

Rund 80.000 Schutzmasken verteilt

Wie die Stadt Karlsruhe am Donnerstag auf Nachfrage von ka-news.de mitteilt, seien im Stadtkreis seitdem rund 80.000 der Mund-Nasen-Schutzmasken und gut 18.000 Atemschutzmasken (FFP2-Masken) verteilt worden, hinzu kommen rund 32.000 Infektionsschutz-Handschuhe.

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Wie viele noch hinzukommen werden, könne man noch nicht sagen. Heime, in denen das Corona-Virus bereits grassiert, sollen aber bevorzugt versorgt werden. Das ist in der Pflegeeinrichtung von Susanne Jung nach eigener Aussage noch nicht der Fall.

"Eine einhundertprozentige Verbesserung!"

Damit dass auch so bleibt, freut sie sich aber umso mehr über die Lieferung an Schutzausrüstung, die am Donnerstag in ihrem Heim in Rüppurr eingetroffen ist. "Endlich gibt es genügend Desinfektionsmittel und Schutzkittel", sagt sie gegenüber ka-news.de.

Auch die papierdünnen Mundschutzmasken seien nun gegen "normale" ausgetauscht und die strikten Limitierungen aufgehoben worden. "Man darf sie zwar sparsam, aber wie benötigt benutzen - eine einhundertprozentige Verbesserung!"

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