Die roten Baukräne recken sich in den strahlend blauen Märzhimmel. Von Frühling merkt man auf der Baustelle von RDK8 allerdings noch wenig. Eisig pfeift der Wind über das Gelände am Rhein. Die knapp 1.000 Arbeiter, die auf der Baustelle zugange sind, lassen sich davon kaum beeindrucken. Schließlich soll der Koloss bis zum kommenden Jahr für den Probebetrieb fertig sein.
Kühlturm wird nur im Sommer gebraucht
"Wann der Probebetrieb wiederum sein wird, ist noch nicht absehbar", erklärt Joachim Manns, Gesamtprojektleiter von RDK8. "Wir bekommen Anlageteile aus aller Herren Länder. Die können sich verspäten. Da ist es normal, dass es zu Verzögerungen kommt." Klar ist jedoch, dass zwischen Baubeginn und Inbetriebnahme zirka fünf Jahre liegen werden.
Ein Teil der Anlage, der bis zum Sommer fertig sein soll, ist der 80 Meter hohe Kühlturm. Dort bauen die Mitarbeiter derzeit die 28 Ventilatoren ein, die für kühle Luft im Turm sorgen sollen. Diesen wird die EnBW in Zukunft nur im Sommer in Betrieb nehmen, wenn das erwärmte Kühlwasser deutlich wärmer als 28 Grad ist und so nicht in den Rhein geleitet werden darf.
Die Ventilatoren saugen Luft in das Innere. An diese kann das Kühlwasser seine Wärme abgeben, die durch den Schlot des Turms in die Umgebung entweicht. Das Wasser gelangt über eine 300 Meter lange Leitung mit einem Durchmesser von 3,5 Metern zurück in den Rhein. Auf dem Weg hinunter zum Fluss passiert es eine Wasserturbine, die zusätzlich 1,5 Megawatt Strom produziert.
Förderband und Kühlturm bieten weniger Grund zur Diskussion
Auch die Schrägbandbrücke, das Förderband, das die Kohle in die Kohletrichter transportiert, wartet auf seine Fertigstellung. Im Sommer soll die Brücke ebenfalls komplett sein, sagt Jürgern Deuerlein, Oberbauleiter von RDK8. Das Band transportiert vom Bekohlungsgebäude ausgehend verschiedene Kohlesorten zu den vier Trichtern, die den Kohlebunker bilden.
"Je nach Herkunft hat Kohle unterschiedliche Eigenschaften, beispielsweise einen unterschiedlichen Heizgrad", erläutert Deuerlein. Die werden entsprechend des Bedarfs zusammengemischt. Die bestehende Bekohlung versorgt momentan RDK7 mit Brennstoff. Sobald die Brücke in ihrer gesamten Länge steht, wird sie die Kohle ebenfalls von dort aus ins Kesselhaus von Block 8 befördern.
Der Kühlturm mit seiner Durchlaufkühlung und die Schrägbandbrücke lösten bisher weit weniger Kontroversen aus als die Frage nach dem Emissionswerten der Anlage. In dieser Hinsicht ist auch RDK7 ein Dorn im Auge verschiedender Umweltschützern wie beispielsweise dem BUND. "Die Rauchgasreinigung von RDK7 ist nach der Nachrüstung im vergangenen Jahr auf einem Stand entsprechend der europäischen Gesetzgebung", versichert Joachim Manns. "Und diese ist mittlerweile führend."
"RDK8 ist kein fossiles Monster, sondern ein Hightech-Projekt"
Ab 2016 werde eine neue gesetzliche Obergrenze gelten, die noch niedrigere Grenzwerte vorsieht. "Wir genügen jetzt schon den Grenzwerten, die erst in fünf Jahren gelten", betont Manns. In der Praxis erreichten die Anlagen diese Werte oft nicht einmal. "Die Emissionswerte werden in regelmäßigen Abständen gemessen, um zu kontrollieren, dass die Obergrenze nicht erreicht wird."
"Das ist wie auf einer Autobahn", erklärt der Gesamtprojektleiter. "Wenn 120 Stundenkilometer erlaubt sind, fährt man noch lange nicht so schnell." Dabei seien diese Werte nicht willkürlich, sondern entsprächen den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen, die auch die Reduzierung der Emissionen verfolge. Schließlich ergeben sie sich aus der bereits vorhanden Feinstaubbelastung.
Im fertigen Kraftwerk werden die Karlsruher die Möglichkeit haben einen Blick in das modernste Kohlekraftwerk der Welt zu werfen. "Wir öffnen Tore. Wir machen da nichts hinter verschlossenen Türen", betont Manns Von der Besucherebene im Leitstandsgebäude können Besucher aus 30 Metern Höhe das Kohlelager überblicken und den Kränen beim Abladen zuschauen. Außerdem haben sie die Möglichkeit, die Mitarbeiter im Leitstand bei der Überwachung der Anlage zu beobachten. Auch einen Blick in die Maschinenhalle, wo sich die fünf Kraftwerksturbinen drehen werden, gewehrt der Betreiber.
"RDK8 ist kein fossiles Monster, sondern ein Hightech-Projekt", sagt Joachim Manns. "Wir sind überzeugt, dass so ein modernes Kraftwerk in einem modernen Energiemix dazugehört."