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Karlsruhe: Kohlekraftwerk: Bau von RDK8 erhitzt die Gemüter

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Kohlekraftwerk: Bau von RDK8 erhitzt die Gemüter

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    Das Kohlekraftwerk der EnBW am Karlsruher Rheinhafen - noch ohne RDK8.
    Das Kohlekraftwerk der EnBW am Karlsruher Rheinhafen - noch ohne RDK8. Foto: EnBW / Bernd Franck, Düsseldorf

    RDK8 ist dem BUND ein Dorn im Auge - besonders in technischer Hinsicht. "RDK8 entspricht nicht dem Stand der Technik", bemängelt Harry Block, Emissionssprecher beim BUND. Damit sei er technisch auf einem deutlich schlechteren Stand als Block 9 des Großkraftwerks Mannheim. Vergleiche man die Emissionswerte beider Kraftwerke, stoße das Karlsruher Werk das Zehnfache an Schwermetallen aus.

    RDK7 vom Netz

    Genau diese seien eine ernst zunehmende Gefahr für die Gesundheit, hatte auch Friederike Schmid-Adelmann vom Staatlichen Gesundheitsamt Karlsruhe beim Erörterungstermin zu RDK8 festgestellt: "Aus unserer Sicht hat bei der Vorbelastung hier in Karlsruhe und ganz Deutschland vor allem die Belastung durch den Feinstaub die größte gesundheitliche Bedeutung, da sowohl Kurz-, als auch Langzeiteffekte beschrieben sind und beobachtet werden."

    Deshalb fordern der BUND und die Bürgerinitiative, die Feinstaubwerte von RDK8, das eine elektrische Spitzenleistung von 900 Megawatt aufbringt, an die niedrigen Werte von Block 9 in Mannheim anzugleichen und damit zu beginnen, bevor das neue Kraftwerk ans Netz geht. Gleichzeitig soll der Kraftwerksbetreiber RDK7 stillgelegt werden.

    Staub und Kohlendioxidbelastung als Kernproblem des Kraftwerks

    Das Mitte der Achziger Jahre erbaute Kraftwerk bringt lediglich eine Leistung von 500 Megawatt und blies - Werten des Regierungspräsidiums Karlsruhe zufolge, die der BUND zur Einsicht verlangt hatte - ein Vielfaches an Schadstoffen in die Karlsruher Luft. Im vergangenen Jahr hatte die EnBW das Kraftwerk nachgerüstet, weshalb es nun die 23. Bundesemissionsverordnung erfüllt.

    Damit liegt - den Werten zufolge - der Ausstoß von Schwefeldioxid, Stickoxiden und Schwermetallen jedoch nach wie vor weit über denen des ebenfalls bemängelten RDK8. Die Werte bewegen sich knapp innerhalb der Grenzwerte für den Feinstaubausstoß, aber schlecht. Aus umweltpolitischer Sicht sei der Staub moderner Verbrennungsanlagen neben der Kohlendioxidbelastung das Kernproblem.

    "Es kann nicht sein, dass ein Kraftwerk in Karlsruhe Strom erzeugt, das die Karlsruher vergiftet", sagte Harry Block. Er wirft der EnBW vor, die Nachrüstung erst auf den letzten Drücker durchgeführt und ohne die Öffentlichkeit in den Prozess miteinbezogen zu haben. Dies sei absichtlich geschehen, ist sich auch Horst Babenhauserheide, Vorsitzender der Bürgerinitiative Müll und Umwelt Karlsruhe: "Die EnBW wäre in Begründungsnotstand geraten, wenn sie das öffentlich gemacht hätte."

    Kleine, dezentrale Kraftwerke nach dem Kraft-Wärme-Prinzip

    Eine Aufrüstung, die weitaus niedere Emissionswerte zur Folge hätte, sei aus technischer Sicht auch bei einem alten Kraftwerk möglich gewesen. "Hätte uns die EnBW diese Aufrüstungspläne bei einem Erörterungstermin vorgelegt, wir hätten sofort geklagt", geht Block in die Offensive. Da die Pläne hinter verschlossenen Türen in die Tat umgesetzt worden seien, sei dies nie möglich gewesen.

    Nun fordert der BUND die Hilfe der Stadt Karlsruhe und des Gemeinderats, die sich dafür einsetzen soll, dass RDK7 vom Netz genommen wird. Alternativ zu Großkraftwerken möchten die Naturschützer am liebsten kleine, dezentrale Kraftwerke einsetzen, die nach dem Kraft-Wärme-Prinzip funktionieren. Schließlich müsse der intensive Ausbau der regenerativen Energieformen angestoßen werden.

    Als umweltfreundliche Übergangstechnologie von Atom- zur regenerativen Energie schlagen der BUND und die Bürgerinitiative den Bau des bis 2015 genehmigten Gasturbinenkraftwerks RDK6 vor. Die EnBW und die neue Landesregierung sollten alles tun, damit der Bau so schnell wie möglich beginnen könne. Diese soll als Grundlastwerk dienen und die Kohlekraftwerke weitgehend überflüssig machen. Auf RDK8 möchten die beiden Interessensgruppen nur bei notwendigem Bedarf ausweichen.

    Im zweiten Teil der Serie lesen Sie am Donnerstag, wie sich die EnBW anlässlich einer Baustellenbegehung von RDK8 zu ihrem Großprojekt äußert und welche Vorteile sich der Betreiber für seine Kunden und die Region Karlsruhe erhofft.

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