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Berlin: Astrazeneca-Impfstopp: EMA will heute Entscheidung über weitere Verwendung fällen

Berlin

Astrazeneca-Impfstopp: EMA will heute Entscheidung über weitere Verwendung fällen

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    Ampulle mit dem Corona-Impfstoff von Astrazeneca.
    Ampulle mit dem Corona-Impfstoff von Astrazeneca. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

    Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA will heute entscheiden, ob der Astrazeneca-Impfstoff gegen das Coronavirus weiter verwendet werden soll.

    Sein Gebrauch war in Deutschland und anderen Ländern nach einigen Fällen von Blutgerinnseln (Thrombosen) in Hirnvenen in zeitlichem Zusammenhang zu Impfungen ausgesetzt worden. Wie es nach der Bewertung durch die EMA weiter geht, wollen Bund und Länder am Freitag bei einem "Impfgipfel" beraten.

    Die EMA sieht grundsätzlich keine erhöhten Gesundheitsgefahren und empfiehlt die Fortsetzung der Impfungen mit Astrazeneca.
    Die EMA sieht grundsätzlich keine erhöhten Gesundheitsgefahren und empfiehlt die Fortsetzung der Impfungen mit Astrazeneca. Foto: Nicolas Armer/dpa

    Im Fall der Aufhebung des Impfstopps für das Vakzin des britisch-schwedischen Herstellers fordern Hausärzte, das Mittel rasch in ihren Praxen zu verabreichen.

    "Auch wenn sich zeigt, dass der Impfstoff für die meisten unbedenklich ist, wird es leider nicht gerade leicht werden, das Vertrauen wieder aufzubauen", sagte der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

    "Dies wird eines enormen Vertrauensverhältnisses zwischen Arzt und Patient bedürfen." Im Impfzentrum werde das nicht möglich sein. Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern hatten sich darauf geeinigt, Mitte April mit dem Impfen in Praxen zu starten. Endgültige Beschlüsse sollen am Freitag gefasst werden.

    Thrombosen von AstraZeneca wegen Antibabypille?

    Gesundheitsminister Jens Spahn war für seine Entscheidung, die Impfung mit Astrazeneca auszusetzen, zunächst heftig kritisiert worden. Zuletzt regte sich von vielen Seiten aber auch Unterstützung für den CDU-Politiker.

    Spahn habe keine andere Möglichkeit gehabt, als den Empfehlungen des Paul-Ehrlich-Instituts zu folgen, sagte CDU-Chef Armin Laschet am Mittwochabend in der ARD. Das für die Impfstoff-Sicherheit zuständige Institut hatte wegen möglicher Gesundheitsrisiken dazu geraten, Impfungen mit dem Astrazeneca-Stoff auszusetzen.

    Auch Deutschland setzt Corona-Impfungen mit dem Präparat des Herstellers Astrazeneca vorsorglich aus.
    Auch Deutschland setzt Corona-Impfungen mit dem Präparat des Herstellers Astrazeneca vorsorglich aus. Foto: Matthias Bein/dpa-Zentralbild/dpa

    Der Bundesvorsitzende des Virchowbundes der niedergelassenen Ärzte, Dirk Heinrich, sagte der "Berliner Zeitung": "Der Stopp zeigt, dass unser System funktioniert." Der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, Frank Bergmann, hält künftig auch eine eingeschränkte Zulassung für den Astrazeneca-Impfstoff für möglich.

    Die Antibabypille verliert bei jungen Frauen an Zuspruch. Laut einer Studie des BZgA zeigt sich insgesamt eine kritische Einstellung zu hormonellen Verhütungsmethoden.
    Die Antibabypille verliert bei jungen Frauen an Zuspruch. Laut einer Studie des BZgA zeigt sich insgesamt eine kritische Einstellung zu hormonellen Verhütungsmethoden. Foto: Andrea Warnecke/dpa

    "Die Experten prüfen, ob es einen Zusammenhang zwischen Einnahme von Verhütungsmitteln, Rauchen und Impfen gibt. Möglicherweise haben sich hier Risiken potenziert. Dann könnte es vielleicht eine Zulassung mit Einschränkungen geben - etwa nur für bestimmte Altersgruppen oder beispielsweise ohne gleichzeitige Nutzung der Pille", sagte Bergmann der "Rheinischen Post".

    Vom "Impfgipfel" fordert er Klarheit: "Ich hoffe auf klare Ansagen, wie es mit Astrazeneca weitergeht. Zudem hoffe ich auf klare Ansagen der Politik zum Osterurlaub. Ich kann nicht nachvollziehen, wie man angesichts der steigenden Infektionszahlen in den Flieger nach Mallorca steigen kann."

    Wandern gehen statt Mallorca-Urlaub

    Ähnlich äußerte sich seine Amtskollegin aus Rheinland-Pfalz. Malu Dreyer (SPD) sagte der "Welt": "Ich will lieber, dass die Menschen bei uns Wandern und mit Abstand und Hygiene in ein Gartenlokal gehen können, statt für die Osterferien nach Mallorca zu fliegen und uns möglicherweise Infektionen einzuschleppen."

    Pauschalreisende haben in der Corona-Pandemie mittlerweile deutlich mehr Flexibilität, was zum Beispiel kurzfristige Stornierungen angeht.
    Pauschalreisende haben in der Corona-Pandemie mittlerweile deutlich mehr Flexibilität, was zum Beispiel kurzfristige Stornierungen angeht. Foto: Christin Klose/dpa-tmn

    Sie plädierte für Modellregionen, in denen stärker ausprobiert werden solle, welche Möglichkeiten es zusätzlich gibt. "Wir werden die Gesellschaft nicht für weitere Monate in ihre vier Wände verbannen können."

    Innenminister Horst Seehofer forderte eine Vereinfachung der Maßnahmen. "Die Regelungen sind mittlerweile zum Teil recht kompliziert geworden und nicht immer logisch", sagte der CSU-Politiker dem "Münchner Merkur". "Die Leute verstehen nicht, wenn der Blumenladen schließen muss, aber der Supermarkt nebenan Blumen verkaufen darf."

    Nach ihrem "Impfgipfel" am Freitag kommen die Spitzen von Bund und Ländern am Montag wieder zusammen, um über das weitere Vorgehen in der Pandemie zu beraten.

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