Als der 43 Jahre alte Familienvater am Abend des 26. Februar in seinen Wagen stieg, ahnte er vermutlich nicht, dass er beobachtet wurde. Zwei Männer hatten ihrem Opfer aufgelauert, bewaffnet mit einem Messer und einer Schusswaffe. Als sich der Familienvater dann in sein Auto setzte, nahm einer seiner Verfolger auf dem Beifahrersitz Platz, der andere auf der Rückbank. Die darauf folgende Auseinandersetzung endete für den 43-Jährigen tödlich.
Eine angebliche Affäre löst Familienstreit aus
Dieses Bild zeichnet der Oberstaatsanwalt von dem Tötungsdelikt in der Amalienstraße mehr als ein halbes Jahr später beim Prozessauftakt im Karlsruher Landgericht. Auf der Anklagebank sitzt einer der beiden Verfolger - der 49 Jahre alte Cousin des Getöteten. Die Staatsanwaltschaft legt ihm und seinem Schwiegersohn zur Last, den 43-Jährigen im Februar gegen 21.15 Uhr "heimtückisch und aus niederen Beweggründen" getötet zu haben.
Die beiden Männer hätten zuvor den Plan gefasst, den 43-Jährigen zu töten, so der Oberstaatsanwalt. Auslöser für die Tat soll eine angebliche Affäre - ein "ehrwidriges Verhältnis" - zwischen dem Toten und der Tochter des Angeklagten gewesen sein. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der 49-jährige gebürtige Türke und sein Schwiegersohn mit der Tat die Familienehre wiederherstellen wollten.
Aus diesem Grund hätte der Angeklagte, nachdem es im Wagen des Getöteten zu einer Auseinandersetzung bekommen war, zwei Mal mit einem 20 Zentimeter langen Messer seinem Cousin in die Brust gestochen. Als der 43-Jährige aus dem Wagen geflüchtet sei, habe ihm der Schwiegersohn des Angeklagten in die linke Schläfe geschossen. "Für den Geschädigten gab es kein Entrinnen mehr", erklärt der Oberstaatsanwalt bei Verlesung der Anklageschrift. Er starb in den frühen Morgenstunden in einer Klinik.
"Er war der Einzige, dem ich vertraut habe"
Der Schwiegersohn des Angeklagten setzte sich nach der Tat offenbar ins Ausland ab. Spuren am Tatort hatten zum Angeklagten geführt, welcher sich seit Anfang in Untersuchungshaft befindet. Zu den Vorwürfen der Staatsanwalt schweigt der 49-Jährige allerdings bei Prozessbeginn. Nach Rücksprache mit seinem Verteidiger kündigt er an, zum Tathergang keine Angaben machen zu wollen.
Sicher ist bislang nur, dass das Verhältnis zwischen dem Angeklagten und seinem getöteten Cousin lange Zeit gut war. "Er war der einzige Mensch in meiner Familie, dem ich vertraut habe", so der 49-Jährige. Die Verhandlung wird am heutigen Mittwoch mit der Vernehmung von Zeugen fortgesetzt. Das Urteil wird voraussichtlich Ende November fallen.
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