Bei sommerlicher Hitze und einer Extraportion Abstand fand am vergangenen Freitag, 18. Juni, der #digiTALK auf dem Karlsruher Kronenplatz statt. Das Thema diesmal: "digitale Begegnungen". Doch nicht nur die Corona-Maßnahmen hoben die Veranstaltung von ihren Vorgängern ab.

#digitalk Karlsruhe 2021
Bild: Paul Needham

Der Grund: Beim Thema "digitale Begegnungen" kann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit jeder der Zuhörer mitreden und hat sich damit - auch hier der Pandemie geschuldet - schon einmal auseinandergesetzt. So beginnt auch #digiTALK-Moderator Uwe Gradwohl (SWR): "In den letzten 18 Monaten haben wir alle etwas erlebt, was uns zu Experten macht. Jeder, oder fast jeder, hat digitale Begegnungen in Anspruch genommen und jeder hat seine Erfahrungen gemacht."

Neue Community für das ZKM 

Beruf, Freizeit, Museum - tatsächlich finden fast überall inzwischen digitale Begegnungen statt. Dazu zählt auch das Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) in Karlsruhe, eines der Top-Museen bezüglich Digitalisierung weltweit. Dennoch musste auch dort erst ein Umdenken und eine Umorganisation stattfinden, als Corona das Museum zum Schließen zwang. Der Grund: Eine digitale Vermittlung funktioniere, so Speakerin Dominika Szope, ganz anders als eine analoge - auch für die Künstler eine Herausforderung.

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Dominika Szope leitet die Abteilung Kommunikation & Marketing am ZKM in Karlsruhe. | Bild: Paul Needham

"Wir wollen nicht die Werke, die ihr für den analogen Raum geplant habt, ins Digitale setzen, sondern 'Denkt anders, denkt neu, denkt digital.' haben wir zu den Künstlern gesagt", erzählt Szope rückblickend. "Danach haben wir haben alle Formate, die wir bis dato kannten, in den digitalen Raum befördert und immer entsprechend auf die Menschen reagiert. Partizipation stand bei uns an vorderster Stelle."

Das Konzept sei aufgegangen, die virtuellen "Besucher" begeistert, und: Das ZKM gewinne sogar an Interessenten hinzu - nämlich eben die, die sonst nicht dabei sein können. "Wir haben schon das Feedback bekommen 'Wenn ihr wieder öffnet, hört ja nicht mit dem Digitalen auf.' Es hat mich dann doch sehr verwundert, dass man sich eigentlich nach dem Analogen sehnt, aber das Digitale so gut ankommt und sogar ein Austausch innerhalb dieser Community stattfindet", so Szope weiter. 

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Bild: Paul Needham

"Lerninseln" für eine bessere Vernetzung von Schülern?

Ein wenig anders sieht es bei den Schulen in Karlsruhe aus, wie Micha Pallesche, Schulleiter der Ernst-Reuter-Gemeinschaftschule, während seines Vortrags per Videochat erläutert: Lernen werde in Zukunft nicht nur von Bildungseinrichtungen übernommen werden, sondern sich zum übergreifenden Thema entwickeln. Denn: Die Corona-Pandemie habe da umso mehr gezeigt, dass die Schulen bezüglich Digitalisierung quasi noch "beim Buchdruck" stehen.

Dabei müssten sich die Schulen weg von starren Lernprinzipien und hin zu "dritten Orten" beziehungsweise "Orten der Gemeinschaft" entwickeln, die Partizipation ermöglichen. Dieses Lernen sei seiner Ansicht nach "beiläufig, selbstgesteuert und informell", während das Lernen in den Schulen eher einen verpflichtenden Charakter habe. Sogenannte "Lerninseln" könnten da Abhilfe schaffen.

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Micha Pallesche ist Schulleiter der Ernst-Reuter-Gemeinschaftschule in Karlsruhe (virtuell zugeschaltet) | Bild: Paul Needham

Darunter versteht man digitale Lernorte, die ein Arbeiten fernab vom Klassenzimmer ermöglichen. Der Clou: Es hilft auch Familien, die finanziell nicht die nötige Infrastruktur für das Home-Schooling aufbringen können. "Diese unterschiedlichen Lerninseln werden mit verschiedenen Schwerpunkten versehen sein. Es gibt Orte, da kann ich mich einwählen und beteiligen, andere haben vielleicht einen MINT-Schwerpunkt", erläutert Pallesche.

So wurde im Mai die erste Karlsruher Lerninsel, die "Lerninsel der digitalen Teilhabe", im Torbogen des botanischen Gartens in Karlsruhe eröffnet. "Dort kommen die Schüler dann hin, finden eine vernünftige Infrastruktur vor und werden von Studenten der pädagogischen Hochschule im Lernprozess begleitet", so der Schuldirektor. 

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Die Bühne vor dem #digiTALK | Bild: Paul Needham

Virtuelle Geschäftsreisen - für Fir

Als letzter Referent des Abends berichtet Markus Losert von seinen Erfahrungen der "digitalen Begegnungen" aus der Karlsruher Stadtverwaltung während der Pandemie. Die Herausforderung vor allem hier: keine Begegnungen untereinander, aber trotzdem arbeitsfähig bleiben. Als "Retter" hätten sich speziell die Videokonferenzen herausgestellt. Die haben nicht nur virtuelle "Geschäftsreisen" ermöglicht, sondern auch die Kommunikation mit Presse, Mitarbeitern und Co. erleichtert. Ebenso sei das Vertrauen in das Konzept Homeoffice gestiegen.

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Bild: Paul Needham

"Nachdem wir die digitale Infrastruktur etwas aufgebohrt und die Ressourcen aufgestockt hatten, haben wir uns entschieden, das Notebook zum Standardgerät machen und die PCs zurückzubauen", so Losert.

Damit sei es möglich, dass fest zugeteilte Arbeitsschreibtische bald nicht mehr nötig wären und stattdessen ein "Desk-Sharing" angeboten werden könnte. Losert ist da zuversichtlich: "Ich denke, dass es sich in Zukunft einpendeln wird, mit zwei bis drei Tagen Homeoffice in der Woche", sagt er.

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Markus Losert ist Direktor des Amtes für Informationstechnik und Digitalisierung und CIO und CDO der Stadt Karlsruhe. | Bild: Paul Needham

Doch damit ergebe sich ein Problem: Zwischen Videokonferenz und Homeoffice bleibt das Zwischenmenschliche außen vor. "Wir sind relativ schnell gewachsen. Wir haben 80 Mitarbeitende und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich 15 davon noch nicht persönlich getroffen habe."

Und wie wird die digitale Zukunft bezüglich Bürgerservice aussehen? Laut Losert werde hier zum Beispiel an einem "digitalen Rathaus" auf einer einheitlichen Prozessplattform mit Chatbot gearbeitet. Dieses soll dann alle elektronischen Bürgerdienste beinhalten. 

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