Die Krätze ist in den vergangenen Jahren vermehrt in der Bevölkerung aufgetreten. Auch vor Karlsruhe machen die Skabies-Milben keinen Halt: "Seit 2017 haben Dermatologen in Karlsruhe den Eindruck, dass die Zahlen zunehmen", meint Dr. Eveline Schwerdt vom Gesundheitsamt in Karlsruhe.
Schwüles Klima ein möglicher Auslöser
Diese These stützen auch die steigenden Verordnungszahlen der Krankenkassen für die Verschreibung von behandelnden Cremes. Über die Jahre habe es immer Schwankungen gegeben, auch verursacht durch den Corona-Lockdown.
"Eine gute, umfassende Erklärung für diesen Verlauf gibt es nicht", merkt Schwerdt an. "Da die Krätze vor allem in wärmeren Gebieten auftritt, wird jedoch vermutet, dass der Klimawandel seinen Teil dazu beigetragen hat." Die Krankheit gehört, wie zum Beispiel Malaria, zur Gruppe der Neglected Tropical Diseases.

Für Krätze gebe es keine allgemeine Meldepflicht, so Schwerdt, ausgenommen bei Ausbrüchen oder bei Fällen in Pflegeeinrichtungen, wie Altersheimen, Krankenhäusern oder Kindergärten.
Häufungen von Krätze in Pflegeheimen
"Hier kann man dann nämlich direkt mit mehreren Fällen rechnen", fügt sie hinzu - die Krankheit ist nämlich wegen des engen Kontaktes leicht übertragbar. "Seit etwa einem halben Jahr beobachten wir an diesen Orten auch eine Häufung von Fällen", gibt Schwerdt an.

Wenn es plötzlich aus dem Nichts am ganzen Körper anfängt zu jucken und sich Pusteln und Flecken auf der Haut bilden, sind das deutliche Alarmzeichen dafür, dass sich die gerade einmal einen halben Millimeter großen Parasiten in die oberste Hautschicht gegraben und begonnen haben, sich fortzupflanzen.
Mangelnde Hygiene zwar ein Risiko, jedoch kein Grund
Die Krätzemilben mögen es warm - daher verstärken sich die Symptome besonders nachts im Bett. Auch bestimmte Körperstellen werden bevorzugt: Dünne Hautecken, Achseln, Zwischenräume der Finger und Fußzehen, sowie die Geschlechtsorgane. Hierbei betont Schwerdt zudem: "Eine gute Körperhygiene schützt nicht davor, sich anzustecken!"

Bei älteren Menschen, deren Immunsystem geschwächt ist, kann sich eine besonders starke Form entwickeln: die Borkenkrätze, auch Scabies Crustosa genannt. Hierbei ist der Juckreiz zwar weniger ausgeprägt, doch die verkrusteten Hautschuppen sind besonders ansteckend.

Übertragen werden die Milben bei engem Körperkontakt von mindestens zehn Minuten, zum Beispiel wenn man ein Bett miteinander teilt. Aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr ist bei Ausbruch eine schnelle Reaktion gefordert. Doch für den Arzt ist die Diagnostik häufig gar nicht so einfach: "Es gibt leider keine Laboruntersuchung, die helfen würde", sagt Schwerdt.
Behandlung aller Kontaktpersonen ist wichtig
Ein weiterer kritischer Punkt sei, dass die ersten vier bis sechs Wochen noch gar keine Symptome auftreten. "Die allergische Reaktion wird erst durch den Kot und die Eier der Milben ausgelöst und als Hautausschlag sichtbar", erklärt Schwerdt.

Dies sei vor allem im Hinblick auf die Weitergabe der Krankheit problematisch: "Kontaktpersonen müssen unbedingt mitbehandelt und im Auge behalten werden, was jedoch nur wenige tun, unter anderem auch, weil die Krankenkasse lediglich die Behandlung der Kranken finanziert."
Zur Behandlung wird eine Creme mit dem Wirkstoff Permetrin verschrieben, die man, bis auf das Gesicht, auf dem kompletten Körper auftragen muss. Als Alternative kann man Tabletten einnehmen, um die Milben und ihre Eier abzutöten.
Wenn betroffen: Wäsche heiß waschen
"Beim Eincremenwerden häufig nicht alle Stellen erwischt, oder man trägt die Creme zu dünn auf, sodass die Milben nicht vollständig bekämpft werden und die Krätze immer wieder zurückkehrt", so Schwerdt. Es ist außerdem im Gespräch, dass eine verminderte Empfindlichkeit der Tierchen gegen das Medikament für ausbleibende Therapieerfolge sorgen könnte.

Während der Behandlung sollte man, wie bei einem Läusebefall, Textilien bei 60 Grad waschen und sonstige Kontaktflächen säubern beziehungsweise einige Tage nicht nutzen.