Dienstagmittag, kurz vor 15 Uhr: Etwa acht bis zehn Männer stehen in unmittelbarer Nähe des Indianerbrunnens und sprechen dem Alkohol gut zu. Der Alltag auf dem Werderplatz, er ist wieder eingekehrt. Denn die Südstädter hatten sich über die Sommermonate ihren Werderplatz wieder zurückerobert, denn von 1. April bis 31. Oktober galt auf dem Platz ein Alkoholkonsumverbot. Nun ist die Trinkerszene zurückgekehrt.

Es sind weniger Personen als angenommen auf den Platz zurückgekommen, weiß Björn Weiße, Leiter des Ordnungsamtes (OA) der Stadt. "Die Gruppe ist deutlich kleiner, aber es nimmt wieder Züge an wie vorher. Einige Beschwerden der Anwohner und der Gewerbetreibenden wegen Verunreinigungen haben wir bereits erhalten - es kehrt also alles wieder zurück!" In seinen Augen war das Alkoholverbot über die Sommermonate ein voller Erfolg.
Werderplatz Karlsruhe
"Der Werderplatz ist aber weiterhin ein Schwerpunkt unserer Kontrollen, mehrmals täglich sind die Kollegen vom KOD vor Ort und kontrollieren. Das haben wir aber auch in der Zeit des Alkoholverbots weitergemacht - sechs bis acht Mal am Tag waren die Teams auf dem Werderplatz", so Weiße im Gespräch mit ka-news.de weiter. "Wir mussten den Kontrolldruck hoch halten, denn was nützt das Alkoholverbot, wenn es keiner kontrolliert?", fragt sich der KOD-Chef.

Was Hagen Bluck, Dienstgruppenleiter beim Kommunalen Ordnungsdienst, und seine Kollegen dann beobachten konnten, muss für die Anwohner das Paradies gewesen sein: "Auf einmal saßen da wieder Kinder auf der Kirchentreppe und es waren andere Personen auf dem Platz, als wir es sonst gewohnt waren", sagt Gabi Simon vom KOD.
Im Winter ist der Platz generell weniger belebt
Das Fazit: "Das Alkoholverbot hat besser gewirkt als angenommen", so Bluck und sein Team weiter. Nun im Winter sei die Lage allerdings nicht so schlimm wie im Sommer, wenn sich die Leute rund um den Brunnen sammeln würden. "Der Sommer verlief daher sehr gut, das haben wir durch das Feedback der Bürger immer wieder zu hören bekommen, sie haben sich bei uns bedankt, dass ihre Kinder nun wieder zum Bäcker gehen können, ohne Angst haben zu müssen", sagt Hagen Bluck weiter.
Die Mitglieder der Trinkerszene ihrerseits waren einsichtig, was das Alkoholkonsumverbot anging. "Wir haben schon einige Bußgelder ausgesprochen, gerade am Anfang, aber die meisten haben sich an die Vorgaben gehalten. Sie wussten ja, dass es teuer werden kann", meint Bluck gegenüber ka-news.de.

Das Alkoholverbot hat für die Menschen der Trinkerszene nichts gebracht, "nur für die Anwohner", so das KOD-Team. "Die Gruppen haben sich verteilt, waren nicht mehr am Werderplatz sondern im Stadtgebiet unterwegs. Wir haben Verlagerungen auf den Festplatz, den Bahnhof, am Tivoli und vor dem 'Scheck-in Center' festgestellt!"

Nach dem erfolgreichen ersten Sommer mit Alkoholkonsumverbot auf dem Werderplatz beobachtet der KOD das Treiben auf dem Areal. "Das ist wichtig und eventuell passen wir die Zeiten im nächsten Jahr an", erklärt Björn Weiße, Chef des Ordnungsamtes. Er kann sich vorstellen, dass das Verbot länger als bis zum 31. Oktober gelten könnte - für ein ganzjähriges Alkoholkonsumverbot fehlen jedoch die rechtlichen Grundlagen, so Weiße abschließend.
Werderplatz
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