Ein Teil der Bohrlöcher, durch die Zementmörtel zur Stabilisierung in den Untergrund gepresst wird, ist schon wieder abgedichtet. Am Ende dieser Woche sollen sie alle dicht sein. Dann können in der nächsten Woche die geplanten Pumpversuche beginnen. Dabei will die Arge testen, wie dicht der Sockel der Schachtel ist. Dazu misst sie, wie sich der Grundwasserspiegel inner- und außerhalb der Baugrube verhält. Dieser liegt zirka sechs Meter unter dem Europaplatz. Für die Messungen hatten die Arbeiter bereits mehrere Brunnen gebohrt.
Bombentrichter aus dem Zweiten Weltkrieg im Baugrund
"100 Prozent Dichtigkeit streben wir gar nicht an", erläuterte Gregor Fleischmann, Oberbauleiter für Spezialtiefbau bei der Arge. Das sei unmöglich. Eine gewisse Menge Wasser dürfe in die Grube sickern, ohne dass diese für die Konstruktion gefährlich werde. Verlaufen die Pumptests erfolgreich, kann der zwei Meter starke Deckel aus Stahlbeton auf die Schachtel "gelegt" werden. Die Metallstangen, die sogenannte Anschlussbewehrung, mit denen der Deckel auf den Bohrpfählen verankert wird, schauen noch aus der Baugrube hervor, ebenso wie die obere Kante der Pfähle selbst. Sobald der Deckel eingesetzt ist, verschwinden sie endgültig in der Erde.
In den vergangenen Monaten hat die Baustelle am Europaplatz deutlich an Tiefe gewonnen. Um die entstandene Baugrube zu stabilisieren, haben die Arbeiter temporäre Baugrubenwände, Vorverbauwände, am Grubenrand eingebracht. Diese reichen normalerweise weit in den Untergrund hinein - nur an einer Stelle nicht: Ein Hinderniss im Baugrund hatte verhindert, dass die Wand tiefer in die Erde eingebracht werden konnte.
Alle Schachtel in zwei Jahren fertig
Markus Feneberg, Bauoberleiter für Spezialtiefbau- und Tunnelbaumaßnahmen bei der Kasig, vermutete in dem mittlerweile erkennbaren, schwarzen Material einen zerquetschten Bombentrichter aus dem zweiten Weltkrieg. Solche Behinderungen seien trotz umfangreicher Planungen nicht vorhersehrbar. "Im Spezialtiefbau weiß man nicht genau, mit welchen Bodenverhältnissen man es zu tun hat", betonte auch Fleischmann. Zwar würden im Vorfeld der Arbeiten punktuell Bohrungen vorgenommen, doch zehn Meter weiter sehe es wieder ganz anders aus. "Für diese Fälle haben wir immer einen Plan B", erläuterte Feneberg. Dementsprechend müssten Maßnahmen umgeplant werden.
Mit dem Auflegen des Deckels sei der erste Bauabschnitt vor der Postgalerie beendet. Dann könnten die Straßenbahngleise auf die Südseite oberhalb der fertigen Schachtel verlegt und mit der Baustelle vor dem ehemaligen Breuninger-Haus der zweite Bauabschnitt begonnen werden. Dies ist für das Spätjahr geplant. Nach derzeitigem Planungsstand will die Arge in zwei Jahren alle Schachteln für die vier Haltestellen unterhalb der Kaiserstraße fertiggestellt haben. Dann bohrt die Tunnelbohrmaschine, an der Tullastraße beginnend, die neun Meter breite Röhre, durch die ab 2016 die Straßen- und Stadtbahnen rollen sollen.