Auf die Fragen von ka-news.de antwortete die Stadt Karlsruhe am 28. Mai: "Bei dem Geruch, der an faule Eier erinnert, handelt es sich um Schwefelwasserstoff. Diesen nimmt die menschliche Nase bereits in sehr geringen Konzentrationen wahr. Er entsteht durch Fäulnisprozesse am Seegrund." Die Stadt führt aus, dass der Seeschlamm viel organisches Material (Pflanzenreste, Laub, Vogelkot) und Nährstoffe enthalte. Diese organischen Stoffe werden durch Bakterien abgebaut. Fehlt es bei dem Abbau an Sauerstoff, entsteht Schwefelwasserstoff.

Besonders in den Sommer- und Wintermonaten würde das Wasser nur wenig, bis zu garkeinen Sauerstoff von der Oberfläche bis zum Seegrund tragen. Der Sauerstoffgehalt in den tieferen Seeschichten nimmt so also dramatisch ab und es bildet sich Schwefelwasserstoff.
Burgunderblutalge verstärkt den Geruch des Schwefelwasserstoffs
Weiter erklärt die Stadt, dass der Geruch des in Mengen produzierten Schwefelwasserstoffs im Heidesee sogar noch verstärkt werde. Die Burgunderblutalge (Planktothrix rubescens) fühlt sich gerade bei den steigenden Temperaturen im nährstoffreichen Heidesee pudelwohl. Sie breitet sich sehr schnell aus, was auch als "Algenblühen" bezeichnet wird. Doch umso mehr Algen entstehen, umso mehr Pflanzenteile sterben immer wieder ab. Die absterbenden Pflanzenteile sinken auf den Seegrund, der in etwa 14 Metern Tiefe liegt, und beginnen dort zu verrotten. Damit nehmen die Verrottungsprozesse auf dem Grund zu und noch mehr Schwefelwasserstoff entsteht.

Burgunderblutalge: Stinkt nicht nur, sondern ist auch giftig
Die Burgunderblutalge kann das Gift Microcystin bilden. Gelangt dieses in größeren Mengen ins Wasser, kann das auch für Mensch und Tier schädlich sein. Die Stadt warnt daher: "Bei einer Algenblüte ist der Kontakt mit dem Wasser zu vermeiden, und Hunde dürfen nicht daraus trinken."

Wie steht es um die Fische im Heidesee?
Ein Fischsterben im Heidesee sei nicht ausgeschlossen: Sowohl das sauerstoffarme Wasser als auch das durch die Burgunderblutalge freigesetzte Gift könne laut Stadt zum Problem werden. Die Stadt gibt zu: "Der Heidesee ist in einem ökologisch schlechten Zustand."

Kann der Heidesee "geheilt" werden?
Um die Artenvielfalt im Heidesee zu schützen und den ökologischen Zustand des Gewässers zu verbessern, habe die Stadt eine umfangreiche Studie in Auftrag gegeben.

Diese schlägt einige Maßnahmen vor, wie der Heidesee "heilen" könnte:
- Entnahme des Seeschlamms: Der Schlamm auf dem Grund des Heidesees könnte großflächig abgetragen werden. Dies würde verhindern, dass die in ihm gespeicherten Nährstoffe ins Wasser abgegeben werden und sich stinkender Schwefelwasserstoff bilden kann.
- Teilverfüllung des Sees: Der See könnte teilweise aufgeschüttet werden, was sich ebenfalls positiv auf den Seezustand auswirken könnte.
- Belüftung: Bei akutem Sauerstoffmangel im Seewasser könnte Sauerstoff in den See gepumpt werden. Dies könnte die Bildung von Schwefelwasserstoff verhindern.

Alle drei von der Studie erarbeiteten Maßnahmen hält die Stadt jedoch für nicht realisierbar. Diese Einschätzung begründet die Stadt in ihrer Stellungnahme mit dem enormen technischen und finanziellen Aufwand, der mit der Umsetzung dieser Maßnahmen verbunden wäre.
Raubfische sollen den See reinigen
Wenn die von der Studie vorgeschlagenen Maßnahmen nicht umgesetzt werden können, wie will die Stadt ihren See dann pflegen?

Die Antwort der Stadt: Mit regelmäßigen Kontrollen und Biomanipulation: "Der aktuelle Maßnahmenplan sieht daher vor, regelmäßige Wasseruntersuchungen durchzuführen, um beispielsweise frühzeitig einem möglichen Fischsterben durch Sauerstoffmangel begegnen zu können oder dieses zu verhindern. Weiterhin findet eine sogenannte Biomanipulation statt. Durch regelmäßiges Befischen sollen die Fischbestände optimiert werden. Ziel dabei ist es, den Anteil der Raubfische zu erhöhen, um den Anteil der Friedfische und das Algenwachstum zu reduzieren. Die letzte Abfischung durch einen Fischereibetrieb fand am 21. Mai mit guten Ergebnissen statt."

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