Bei aller Verwunderung, für den Besitzer der Privatbrauerei war es keine leichte Entscheidung, wie er Werner Herkert selbst mit etwas Abstand rund eine Woche nach der Bekanntgabe des Millionengeschäfts erklärte. Das Herz und der Verstand sind eben schwer unter einen Hut zu bringen. Aber das Schmerzensgeld für das Ende einer ruhmreichen Tradition scheint mehr als zu stimmen: Der Lohn sind schließlich ein nicht bezifferter Kaufpreis, eine doppelte Geschäftsführerposition (Hoepfner & Fürstenberg) und monatliche Mieteinnahmen für die "Burg" über die BHI. Wobei Hoepfner auf einige dieser Punkte im morgigen, zweiten Teil des ka-news-Interviews eingehen wird.
ka-news: Sie haben am vergangenen Dienstag einen richtigen Paukenschlag mit der Bekanntgabe des Verkaufs Ihrer Brauerei an die Brau Holding International AG gesetzt. Eigentlich haben die Journalisten mit einem ganz anderen Grund für die kurzfristige Pressekonferenz gerechnet (ka-news berichtete). Die Überraschung ist Ihnen gelungen.
Dr. Friedrich Georg Hoepfner: Jetzt sage ich mal ganz frech, ich war davon sogar selbst überrascht. Weil diese Sache, die wir da bekannt gegeben haben, sich sehr, sehr schnell entwickelt hat, innerhalb weniger Wochen. Wir haben am Ende nur ein paar Tage verhandelt und festgestellt, dass eine totale Übereinstimmung der Zielsetzungen herrscht. Darum sind wir dann auch sehr schnell zu Potte gekommen. Das zeichnet eben auch einen Unternehmer aus, dass er dann manchmal gegen das Gefühl und mit dem Verstand Entscheidungen treffen muss, die zukunftsweisend sind.
Ist Ganter zu traditonsverhaftet? (Foto: ka-news) |
ka-news:
Wir Journalisten rechneten eigentlich eher mit der Meldung "Hoepfner kauft Ganter". Wieso wurde aus dem Vorhaben nichts?
Hoepfner: Das war eigentlich auch mit ein Grund, der mich bewegte, selbst einen anderen Weg zu gehen. Es ist einfach sehr schwer, mit den Familien aus mittelständischen Betrieben zu einer Entscheidung zu kommen. Sie sind in ihren Gefühlswelten und in ihren Traditionen verwurzelt. Und sie tun sich schwer, die Zeichen der Zeit zu erkennen, den Realitäten ins Gesicht zu schauen und dann auch wirklich Konsequenzen zu ziehen.
Tatsächlich war es so, dass wir mit Ganter etwa neun Monate lang verhandelt haben. Wir hatten zweimal einen unterschriftsreifen Vertrag und wenige Tage vor der angesetzten Pressekonferenz hat Ganter bekannt gegeben, dass sie den Vertrag nicht unterzeichnen. Sie möchten aber weitere Verhandlungen führen. Und irgendwann wird einem das dann einfach zu lang.
ka-news: War sozusagen Ganter für Sie das Zünglein an der Waage, zu sagen, okay ich gehe jetzt einen neuen, einen anderen Weg?
Hoepfner: Ganter hat da sicher eine große Rolle gespielt. Aber der Hauptgrund für die Entscheidung war eigentlich, dass ich in der eigenen Familie keine Nachfolge finden konnte (die Familie hat zwei Töchter, die kein Interesse an der Brauerei haben, Anmerk. d. Red.). Und der zweite wichtige Grund war, dass ich hier ein Angebot bekommen habe, das in dieser Form wohl ziemlich einmalig ist. Nämlich die Brauerei weiterzuführen. Was im Grunde kein anderer Konzern machen wollte oder zugesagt hatte. Und noch dazu mir eine ganz hervorragende Stelle anzubieten, sozusagen den Traumjob.
ka-news: Aber das werden sicherlich etliche so nicht verstehen. Sie waren bislang Herr und Chef im eigenen Haus. Jetzt sind Sie Angestellter. Ich denke, das geht in viele Karlsruher Köpfe so leicht nicht rein.
Hoepfner: Na ja, Angestellter zu sein, ist ja nicht irgendwie ehrenrührig. Ich bin ja auch ein besonderer Angestellter. Ich darf weiter arbeiten wie ein Unternehmer und soll sogar weiterarbeiten wie ein Unternehmer. Die Brau Holding will einen Geschäftsführer, der selbständig arbeitet und den Betrieb wie seinen eigenen führt. Sie sind davon überzeugt, dass dies das Erfolgsmodell ist. Und ich muss ihnen Recht geben. Das wird auch in Zukunft ein Erfolgsmodell für Hoepfner und für Fürstenberg werden.
ka-news: Sie haben vorhin gesagt, dass die AG-Vertreter und Sie die gleichen, gemeinsamen Ziele haben. Wie sehen diese konkret zusammengefasst aus?
Hoepfner: Wir möchten die Brauereien regional führen. Wir möchten sie wie Privatbrauereien führen. Wir möchten den Mitarbeitern Entfaltungsspielraum geben. Wir möchten die höchste Bierqualität haben. Und wir wollen weiter nach vorne kommen. Damit verbindet sich, dass der Betrieb Hoepfner hier in Karlsruhe, unsere Hochburg der Braukunst, langfristig erhalten bleibt.
ka-news: Um es etwas flapsig zu sagen, haben Sie aber als Geschäftsführer zweier Brauereien künftig mehr am Bein. Denken Sie, Sie kriegen die Arbeit in beiden problemlos unter einen Hut?
Hoepfner: Ich denke ich krieg’s unter einen Hut. Problemlos ist aber vielleicht übertrieben. Das ist schon echte Handarbeit, sozusagen. Da muss ich mich anstrengen. Damit ist aber auch verbunden, dass ich eine Reihe von Nebentätigkeiten und Dingen, die ich sonst noch so gemacht habe, im Moment erst mal zurückstellen muss, und mich auf die beiden Aufgaben konzentrieren werde.
Hoepfner will weiterhin Spitzenbier liefern (Foto: ka-news) |
ka-news:
Es gibt ja bei den Biergenießern einige Befürchtungen. Bleiben wir mal bei den Kunden, die sagen, Aktiengesellschaften schauen immer in erster Linie auf die Rendite. Natürlich sollte auch die Bierqualität stimmen. Aber was machen Sie, wenn der Biergenuss bei den Deutschen mengenmäßig noch mehr abnimmt? Das hat dann doch sicher auch Auswirkungen auf die Planung.
Hoepfner: Wenn der Bierumsatz zurückgehen sollte, müssen wir natürlich Maßnahmen ergreifen. Die werden aber nicht darin bestehen, dass wir die Bierqualität senken. Das ist ja nicht die Methode, wie man mehr Leute zum Biertrinken bringt. Ganz im Gegenteil. Ich habe ja aber hier einen Partner gefunden, der genau das auch so sieht und das mitmachen möchte, was ich auch will. Nämlich das Spitzenbier zu liefern. Wir haben ja in den vergangenen Tagen gerade noch einmal einen Haufen Preise und Medaillen gewonnen. Wir haben das Glück, hier in Karlsruhe wirklich eine der meist prämierten deutschen, vielleicht sogar europäischen Brauereien zu haben. Ich darf Ihnen verraten, dass sogar Ingenieure aus Holland, die hier waren und den Betrieb inspizierten, beeindruckt sind. Erstens haben sie uns ein hervorragendes Zeugnis gegeben, und zweitens sagten sie nach der Bierprobe, dass sie Wege finden müssten, dieses Bier nach Holland zu exportieren. Also, man sieht da schon, wo hier die Intention hingeht.
Hoepfner ist ein bisschen Erfolgsmodell, das man auf andere übertragen möchte. Und wir sind im Rahmen dieser großen Konzerneinheiten auch ein bisschen die Boutique, der Betrieb mit den besonderen Bieren, den man sich erfreulicherweise leisten kann und leisten möchte. Der zukunftsweisend für die Qualitätsentwicklung voranschreitet.
ka-news: Wie meinen Sie das mit Blick in die Zukunft?
Hoepfner: Wir werden im nächsten Jahr gleich zeigen, was das bedeutet. Wir werden etwas Neues auf den Markt bringen.
Redaktioneller Hinweise: Im morgigen, zweiten Teil des ka-news-Interviews mit Dr. Friedrich Georg Hoepfner geht es unter anderem um die Zukunft und Ausrichtung seiner Sponsor-Aktivitäten. Wie steht es hier um das persönliche Engagement und das der Aktiengesellschaft? Und der Noch-Brauerei-Besitzer berichtet weiter über "die schwerste Entscheidung" seines Lebens.