Karlsruhe Papier, Stoff oder Plastik: Wer welchen Mundschutz tragen sollte - und was sie bewirken
Bei Mund- und Atemschutzmasken ist aufgrund der Corona-Pandemie die Nachfrage aktuell groß. Selbst Kliniken haben Schwierigkeiten, auf dem Markt noch Masken zu erwerben. Dieser Mangel lässt alternative Modelle entstehen: Vom Mundschutz aus Stoff bis hin zu Schutzschilden sind die unterschiedlichsten Produkte erhältlich. Wie effektiv sind die einzelnen Varianten?
Wer in diesen Tagen in der Öffentlichkeit eine Maske trägt, schützt nicht nur sich selbst, sondern auch seine Mitmenschen. Das ist der Gedanke hinter der Aktion #maskeauf, mit der deutsche Prominente alle Bürger zum Tragen eines Gesichtsschutzes aufrufen.
Doch ist das wirklich sinnvoll? Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, dass lediglich erkrankte Personen in der Öffentlichkeit eine Maske tragen sollten - zum Schutz der Mitmenschen. "Es gibt fast keine Evidenz, dass das Tragen einer Maske auch zum Eigenschutz beiträgt", sagt Christian Drosten, Virologe der Berliner Charité gegenüber dem NDR.

Bei gesunden Personen könne das Tragen eines Gesichtsschutzes hingegen sogar gefährlich sein, da dadurch ein trügerisches Sicherheitsgefühl hervorgerufen werden könne.
Mundschutz kann eine "Geste der Höflichkeit" sein
Die Folge: Andere wichtige Vorsichtsmaßnahmen, wie ein gebührender Abstand zu den Mitmenschen oder das gründliche Waschen der Hände, werden mitunter vernachlässigt.

Doch mittlerweile deuten Erkenntnisse der Wissenschaft darauf hin, dass Infizierte bereits am Tag vor dem Einsetzen der Symptome ansteckend sein können. "Daher kann es eine Geste der Höflichkeit sein, in der Öffentlichkeit das Gesicht abzudecken", sagt Virologe Drosten weiter.
In Krankenhäusern werden Bestände knapp
Das Problem: Es herrscht derzeit ein Mangel an Mund- und Atemschutzmasken auf dem Markt. Selbst Krankenhäuser haben es schwer, Bestände zu ergattern. Das bestätigt sowohl das Städtische Klinikum Karlsruhe als auch die ViDia-Kliniken mit ihren vier Standorten in und um die Stadt auf Nachfrage von ka-news.de. Kaufen Bürger privat Masken, treten sie mit dem Gesundheitssektor in Marktkonkurrenz.

Während professioneller Gesichtsschutz für das medizinische Personal reserviert sein sollte, ist für die Bürger das Tragen von einfachen oder gar selbstgebauten Masken nicht unbedingt verwerflich. Wichtig ist, dass die Träger wissen, ob und inwiefern die einzelnen Modelle schützen, damit ein falscher Eindruck der Sicherheit vermieden wird.
1. Mund-Nasen-Schutz
Der Mund-Nasen-Schutz, auch chirurgische Gesichtsmaske genannt, kommt nicht nur in Operationssälen zum Einsatz, sondern ist den meisten auch durch Zahnarztbesuche bekannt. Er besteht aus mehreren Schichten Papier oder Vlies und wird mit Gummibändern hinter den Ohren befestigt.

Der Mund-Nase-Schutz dient jedoch nicht dem Schutz des Trägers. Er soll in erster Linie den Patienten vor Tröpfchen schützen, die der Arzt beim sprechen ausstößt. "Die Filterleistungen sind über eine europäische Norm geregelt und müssen in Deutschland die Bestimmungen des Medizinproduktgesetzes erfüllen", so Marc Jüdt, Rechtsanwalt der Schutzbekleidungs-Firma Dach aus Rastatt.
Im Falle einer Coronavirus-Infektion empfiehlt das Robert-Koch-Institut für private Personen das Tragen eines Mund-Nase-Schutzes, sobald ein Angehöriger in häuslicher Isolation sich mit der Krankheit angesteckt hat.
2. Atemschutzmasken
Atemschutzmasken - auf englisch filtering-face-piece (FFP) - liegen enger am Gesicht an als ein Mund-Nase-Schutz. FFP-Masken sind in drei Stärken erhältlich, die sich in ihrer Filterleistung unterscheiden. Während der Mund-Nase-Schutz der Sicherheit des Gegenübers dient, schützen FFP-Masken den Träger selbst.
"In FFP-Masken kommen verschiedene Filtermaterialien zum Einsatz", erklärt Rechtsexperte Jüdt im Gespräch mit ka-news.de. Dabei gelte: Je höher die Filterfunktion, desto größer auch der Atemwiderstand. Bevor die Masken in Krankenhäusern oder auf dem Bau zum Einsatz kommen dürfen, müssen sie zertifiziert werden.

Sie werden daran gemessen, wie viele der Teilchen größer als 600 Nanometern sie aus der Luft filtern. Während die schwächste Version, FFP1, eine Filterleistung von 80 Prozent aufweist, beträgt der Anteil bei FFP2 bereits 94 Prozent, bei FFP3 sogar 99 Prozent. Schützen die demnach vor Corona-Viren?
Obwohl die Viren mit rund 100 Nanometern Länge um ein vielfaches kleiner sind, können FFP-Masken Pfleger und Ärzte in den Krankenhäusern vor der Ansteckung bewahren. Der Grund: Die Viren sind in der Luft nicht isoliert unterwegs, sondern eingeschlossen in größere Tröpfchen. Diese können die FFP-Masken abfangen.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) empfiehlt dem medizinischen Personal, beim Umgang mit Covid-19-Patienten mindesten eine Maske des Typs 2 zu tragen. Obwohl die Masken Einmalprodukte sind, können sie aufgrund der derzeitigen Lieferengpässe innerhalb einer Schicht wiederverwendet werden. "Die Wiederverwendung erfordert eine sichere Handhabung, bei Nichteinhaltung steigt das Infektionsrisiko für Beschäftigte", schreibt das RKI.
3. Gesichtsmasken aus Stoff
Gesichtsmasken aus Stoff sind derzeit stark im Kommen. Im Netz finden sich zahlreiche Anleitungen zum Selbst-Nähen und viele Bürger nehmen dies zum Anlass, selbst aktiv zu werden.
Auf der anderen Seite stellen große Textilfirmen wie Trigema ihre Produktion um, haben nun ebenfalls einen Gesichtsschutz aus Stoff im Angebot. Laut Website der Herstellers sei die Nachfrage so hoch, dass der nächste Liefertermin erst nach Ostern möglich sei. "Medizinische sowie Pflege-Einrichtungen werden vorrangig beliefert", so Trigema.
Doch - analog zum chirurgischen Nase-Mund-Schutz - bieten diese Stoffmasken keinen nachgewiesenen Schutz für den Träger selbst. Personen in der Umgebung können dadurch allerdings geschützt werden, denn muss der Träger beispielsweise Niesen, fängt der Mundschutz einen Teil der Tröpfchen auf.
Dies richtig zu kommunizieren sei das A und O. "Zur Zeit kursiert das Thema 'genähter Mundschutz' als Maßnahme gegen das Corona-Virus in den Medien. Das ist schlicht falsch und in Bezug auf Schutz gegen den Corona-Virus gefährlich und irreführend", so das Unternehmen Dach-Schutzbekleidung, das in dieser Branche etabliert ist, in einer Stellungnahme. Den Masken aus Textil fehle schlicht und ergreifend die Filterfunktion.
4. Schutzschilde aus Plexiglas
An vielen Ladenkassen trennen bereits Plexiglasscheiben Kunden und Verkäufer, mit diesem Prinzip werden mittlerweile auch Gesichts-Schutzschilde zum Überziehen hergestellt. Sie sollen im öffentlichen Sektor zum Einsatz kommen. Unter anderem das 3D-Druck-Unternehmen Stratasys mit einem Standort in Rheinmünster hat sie im Sortiment.
Auch das Vincentius-Klinikum Karlsruhe hat nun 100 der Schilde bestellt. Geprüft ist die Wirksamkeit der Schilde jedoch lediglich auf Basis sogenannter Low-Standard-Tests, teilt der Hersteller im Gespräch mit ka-news.de mit. Das bedeutet, als medizinisches Produkt dürfen sie nicht zum Einsatz kommen.
Das Fazit: In diesen Tagen im öffentlichen Raum das Gesicht zu bedecken, kann zum Schutz der Mitmenschen beitragen. Sich selbst schützt der Träger damit allerdings nicht. Bürger sollten dabei jedoch auf den Kauf von professionellen Mund- und Atemschutzmasken verzichten - sie sollten für Pfleger und Ärzte reserviert sein.
Der Kommentarbereich wird 7 Tage nach Publikationsdatum geschlossen.
Bitte beachten Sie die Kommentarregeln und unsere Netiquette!
01.04.2020 10:05 Uhr
Der hält ebenso Tröpfchen zurück.
01.04.2020 09:53 Uhr
Etwas Stoff und ne Nähmaschine hat jeder vernünftige Haushalt, zur Not kann man ein altes Kleidungsstück zerlegen.
Probleme haben allerdings alle modernen Genderfigürchen für die Kochen und Hausarbeit so was von gestern war.
Aber die Hausen eh in den neuen Luxuswohnungen und machen Homeoffice und lassen sich alles schicken.
01.04.2020 13:29 Uhr
das ist eine Beleidigung für jeden Haushalt der keine Nähmaschine hat.
Wünsche Dir trotzdem einen virenfreien Tag.
01.04.2020 11:13 Uhr
Heutzutage haben die wenigstens noch eine Nähmaschine im Haushalt. Auch ohne Nähmaschine kann man auch vernünftig einen Haushalt führen. Der Genrationswechsel hat auch hier längst stattgefunden.
Sie meinen wohl Frauen, auch wenn sie keine Nähmaschinen im Hause haben, können Sie von Hand nähen, sie können kochen und einen Haushalt führen. Und stellen Sie sich mal vor, die meisten sind keine Genderfigürchen. 😉
Ich habe mir beim Einkaufen jetzt einen Schal doppelt umgebunden, geht auch, da ich festgestellt habe, dass trotz Aufforderung einen Einkaufswagen zu nehmen, wegen des Abstandes, Leute ohne Wagen durch den Laden gegangen sind und bei Aufforderung durch den extra hierfür abgestellten Angestellten nur noch rumgemault wurde. Diese Typen sollte man rauswerfen.
01.04.2020 12:09 Uhr
Wer natürlich so eine selber gestrickte Maske aufpeppen will kann noch Einlagen aus Staubsaugerbeuteln, Kaffeefiltern oder Hepafiltern integrieren.
Ja klar in der heutigen Wegwerfgesellschaft haben viele keine Nähmaschine mehr. Das ist aber ein Fehler falls mal die "Alles Kaufbar" Lieferketten gestört sind.
01.04.2020 09:13 Uhr
Nicht jeder kann sich solche Schutzmasken selbst "kreieren", dazu benötigt man ja auch das entsprechende Material, wo kaufen, die Geschäfte sind geschlossen.
Ich habe mir mal das Angebot bei Amazon angeschaut. Da sind sehr zweifelhafte Angebote dabei, wenn man bei teilweise Vorauskasse überhaupt etwas geliefert bekommt. Auch die Kundenrezensionen sind entsprechend. Manche schreiben auch von Betrug.
Da hätten unsere Politiker viel früher reagieren müssen. Man kann gegen die Autokraten in China sagen was man will, aber die haben relativ schnell genügend Schutzmasken an ihre Bevölkerung ausgegeben und wohl vorher schon eine entsprechende Lagerhaltung gehabt.
01.04.2020 11:48 Uhr
Anschliessend wurde auch noch die Produktion neuer Schutzsachen eingestellt, so dass nichts mehr geliefert wurde.
Und die bösen Politiker aber auch, warum sind die nicht so hellseherisch begabt und haben alles schon lange im Voraus gewusst.
01.04.2020 13:00 Uhr
Immerhin die ersten Corona Fälle sind in China Ende 2019 aufgetreten und die Krankheitsfälle haben sich rasend schnell verbreitet.
Da hätten unsere "bösen" (Gesundheits)Politiker schon mal auf die Idee kommen können, sich um andere Liefermöglichketen für Schutzmasken zu bemühen. Dass die Chinesen dann ihre Masken selbst brauchen , konnte man sich auch denken, hätten wir nicht anders gemacht.
01.04.2020 08:57 Uhr
Allerdings haben Politiker und Experten noch vor ein paar Wochen gesagt es bringt nichts. Jetzt auf einmal der Umschwung.
Hatte man nicht gesehen und gehört was Südkorea machte? Neben Isolierung infizierter Menschen und App- Tracking auch sofort Mundschutz für alle. Man hätte da vielleicht sich der Erfahrungen von Südkorea und anderer asiatischer Staaten aus der SARS Infektion 2002 nutzen können.
Und der Herr Drosten sagt, es ist nicht mehr als eine " höfliche Geste". ? Motivation geht anders.
02.04.2020 10:53 Uhr