Startseite
Icon Pfeil nach unten
Karlsruhe
Icon Pfeil nach unten

Karlsruhe: Corona-Virus früher und heute: Was können wir aus vergangenen Epidemien lernen?

Karlsruhe

Corona-Virus früher und heute: Was können wir aus vergangenen Epidemien lernen?

    • |
    • |
    Eine elektronenmikroskopische Aufnahme zeigt das Coronavirus (SARS-CoV-2, orange), das aus der Oberfläche von im Labor kultivierten Zellen (grau) austritt.
    Eine elektronenmikroskopische Aufnahme zeigt das Coronavirus (SARS-CoV-2, orange), das aus der Oberfläche von im Labor kultivierten Zellen (grau) austritt. Foto: ---/NIAID-RML/dpa

    Von China ausgehend hat sich das Corona-Virus mit dem Namen Sars-CoV-2 auf der ganzen Welt verbreitet. Auch in Karlsruhe wurden Personen infiziert. Die Politik greift zu drastischen Maßnahmen und das öffentliche Leben steht so gut wie still: Schulen, Museen und Geschäfte müssen schließen.

    Ein Blick zurück zeigt: Es gab in der Vergangenheit bereits zwei Pandemien durch Viren desselben Stammes. Die frühere Sars-Pandemie in den Jahren 2002 und 2003 gilt als die erste Pandemie des 21. Jahrhunderts. Die ersten Infektionen wurden damals ebenfalls in China festgestellt. Von dort verbreitete sich das Virus über zahlreiche Ländergrenzen hinweg.

    Schweres akutes Atemwegssyndrom (Sars)

    Sars ist eine Erkrankung der Atemwege. Laut dem-Robert-Koch-Institut (RKI) entwickeln die Patienten zunächst meist grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen oder Schüttelfrost. Bei schweren Verläufen folgt neben Husten eine starke Atemnot, bei der die Patienten eine Sauerstoffzufuhr benötigen. 

    Insgesamt knapp über 8.000 Personen infizierten sich damals mit dem Virus, der die Lunge und Atemwege angriff. Laut der WHO gab es auch in Deutschland neun vermeintliche Fälle, alle überlebten die Krankheit. Weltweit forderte Sars jedoch über 700 Todesopfer. 

    Bereits im Mai 2004, rund eineinhalb Jahre, nachdem der erste Fall bekannt wurde, erklärte die Weltgesundheitorganisation (WHO) die Sars-Pandemie als besiegt. Wie wurde die Ausbreitung der Krankheit zum Erliegen gebracht und kann uns das in der heutigen Situation den Weg weisen?

    Länder arbeiten zusammen - WHO macht sich stark

    "Damals wurden die Personen relativ schnell krank, hatten schwere Atemwegsprobleme und konnten rasch identifiziert, isoliert und behandelt werden", sagt Dietrich Rothenbacher, stellvertretender Präsident der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie.

    undefined
    Foto: pixabay@danielbueschner

    Auf die Corona-Krise im Jahr 2020 lasse sich das jedoch nicht so einfach übertragen: Denn heute ist ein zentrales Problem, dass viele Personen infiziert sind, die aufgrund nur leichter Symptome gar nicht als Fälle erkannt werden. "Deshalb sind derzeit so weitreichende Maßnahmen erforderlich, die jeden Einzelnen betreffen", so Rothenbacher weiter.

    Doch schon bei Sars war die internationale Zusammenarbeit maßgeblich für die Bewältigung der Virusinfektion. Um nach dieser ersten Pandemie besser auf Bedrohungen reagieren zu können, wurde ein Jahr später, im Jahr 2005, das Instrument des "internationalen Gesundheitsnotstandes" von den Mitgliedsstaaten der WHO ins Leben gerufen.

    Eine Mikroskopaufnahme zeigt das neuartige Coronavirus.
    Eine Mikroskopaufnahme zeigt das neuartige Coronavirus. Foto: Uncredited/Centers for Disease Control and Prevention/AP/dpa/Archivbild

    Die zweite Pandemie ließ fast ein Jahrzehnt auf sich warten: Ab dem Jahr 2012 breitete sich erneut eine Krankheit durch Coronaviren unter den Menschen aus . Das "Mers"-Syndrom infizierte von der arabischen Halbinsel ausgehend Personen in 27 Ländern. Das mit Abstand am stärksten betroffene Land war Saudi-Arabien.

    Atemwegsbeschwerden und Lungenentzündungen waren erneut die Symptome, mit denen die Infizierten zu kämpfen hatten. Den Höhepunkt nahm der Verlauf der Epidemie im Jahr 2014. Bis heute haben sich rund 2.500 Menschen mit der Krankheit angesteckt - auch im vergangenen Jahr zählte die WHO noch Fälle, auch wenn die Kurve der Neuinfektionen stark abflacht. 

    Middle East Respiratory Syndrome (Mers)

    Die Erkrankung kann eine  schwere Infektion der Atemwege nach sich ziehen, die laut der WHO bis zu einer akuten Atemnot führen kann. Ein häufiges Begleitsymptom ist Durchfall, außerdem kann es zu Nierenversagen kommen. Bei gesunden Menschen verläuft die Erkrankung in der Regel jedoch asymptomatisch oder mit milden Grippe ähnlichen Symptomen. 

    undefined
    Foto: pixabay@rottonara

    Im Vergleich zu anderen Pandemien ist die Sterblichkeit bei Mers sehr hoch. Rund 35 Prozent der Erkrankten überleben laut den Daten der Weltgesundheitsorganisation eine Infektion nicht. 

    Die Krankheit Mers hatte es - wie auch Sars - bis zu uns geschafft: "In Deutschland sind bislang drei Mers-Fälle bekannt geworden", informiert das Robert-Koch-Institut. In den Jahren 2012, 2013 und 2015 wurde die Infektion von der arabischen Halbinsel eingeschleppt. Zwei der drei Personen verstarben.

    Marder und Dromedar: Die Viren stammen von Tieren

    Obwohl der Erreger bereits seit rund acht Jahren bekannt ist, wurde noch immer kein Impfstoff gefunden. Er ist laut der Weltgesundheitsorganisation aktuell in der Entwicklung. Die derzeitigen Behandlungsmöglichkeiten richten sich aus diesem Grund nach den Symptomen des Patienten.

    "Mers ist heute kein Thema mehr, es gab auch im Laufe der Zeit nur recht wenig infizierte Personen", erklärt Rothenbacher auf Anfrage von ka-news.de. Die Zeitspanne für die Entwicklung eines Impfstoffes schätzt der Experte auf rund ein Jahr. Wichtig hierbei seien vor allem zwei Faktoren: Die Wirksamkeit und die Sicherheit der Substanz.

    So unterschiedlich die Tragweite und der verlauf der drei Corona-Pandemien ist, eines haben sie gemein: Die Erreger wurden von Tieren auf den Menschen übertragen. Während es bei Sars vorwiegend Schleichkatzen und Marder waren, geht die Wissenschaft bei Mers davon aus, dass Dromedare das Virus als Wirte in sich tragen.

    Eine undatierte elektronenmikroskopische Aufnahme des Coronavirus (SARS-CoV-2).
    Eine undatierte elektronenmikroskopische Aufnahme des Coronavirus (SARS-CoV-2). Foto: NIAID-RML/AP/dpa

    Auch das Virus CoV-Sars-2, das sich im Jahr 2020 zunehmend auf der Welt ausbreitet, hat seinen Ursprung in der Tierwelt. "Es wird vermutet, dass es von Fledermäusen stammt", schreibt das Bundesministerium für Gesundheit auf seiner Infoseite. 

    Der Vergleich der heutigen Krise zu den beiden vorangegangenen Pandemien Sars und Mers ist schwer. "Wir haben es mit einer ganz anderen Ausbruchsdynamik zu tun", erklärt Epidemiologe Dietrich Rothenbacher.

    Der Experte schätzt, dass für jeden statistsch erfassten Fall der Krankheit Covid-19 mit rund 10 bis 20 unerkannt Infizierten gerechnet werden müsse. Diese Situation hat es bei beiden früheren Pandemien nicht gegeben.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden