Sie sind motiviert, qualifiziert, fühlen sich aber benachteiligt: Zu dieser Einschätzung kommt eine in Frankfurt veröffentlichte Studie der IG Metall zum Weltfrauentag. So geben 78 Prozent der Frauen an, sich in Sachen Bezahlung und Entlohnung von Arbeitgebern ungerecht behandelt zu fühlen.
68 Prozent Prozent der weiblichen Befragten sind der Meinung, dass Frauen bei der Besetzung von Führungspositionen immer noch benachteiligt werden. Kann von Gleichstellung auf dem Arbeitsmarkt noch immer keine Rede sein? Und wie ist die Lage in Karlsruhe?
Einschätzungen gehen weit auseinander
Eine, die sich beruflich mit diesem Thema beschäftigt, ist Isolde Wagner. Seit 2013 ist die 55-Jährige nun schon "Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt" bei der Agentur für Arbeit Karlsruhe-Rastatt. Seither berät sie Arbeitnehmer und Arbeitgeber und leitet Veranstaltungen für Frauen und Männer. "Grundsätzlich sieht es für Frauen auf dem Karlsruher Arbeitsmarkt gut aus - unter anderem wegen des Fachkräftemangels", verrät sie im Gespräch mit ka-news.
Ganz anderer Meinung ist die IG Metall Bruchsal-Bretten. Hier erklärt man in einer Presseerklärung: "Die derzeitigen Arbeitsmodelle benachteiligen Frauen auf dem Arbeitsmarkt." Frauen wären zwar gut ausgebildet, würden aber, wenn es um berufliche Entwicklungsmöglichkeiten, Entgeltgerechtigkeit und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gehe, noch immer strukturell benachteiligt.
Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt auch der Deutsche Gewerkschaftsbund Nordbaden. Mit dem gesetzlichen Mindestlohn sei ein erster Schritt getan - weitere müssten nun allerdings folgen. "Häufig fallen bei erwerbstätigen Frauen niedrige Stundenlöhne und ein geringeres Arbeitsvolumen zusammen", erklären die Gewerkschafter in einer Presseemitteilung und fordern eine "gleichberechtigte Teilhabe von Frauen am Erwerbsleben."
Familie und Kinder - ein Karrierekiller?
Tatsächlich sehen auch in der Studie der IG Metall zum Weltfrauentag viele eine mangelnde Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei erwerbstätigen Frauen als großes Problem. Kindergarten und Krabbelgruppe? Für 73 Prozent der Befragten sind sie ein Hindernis im Beruf.
Wenn die Karriere der Familie zuliebe hinten angestellt wird, kann das laut Wagner tatsächlich zum Problem werden. "Für Frauen hat sich schon viel getan - problematisch wird es, wenn man längere Zeit vom Berufsleben weg bleibt", meint sie. Die Beauftragte für Chancengleichheit arbeitet seit Jahren intensiv mit sogenannten "Berufsrückkehrerinnen".
Die meisten Frauen, die Wagner berät, sind bereits seit mehr als acht Jahren keiner Erwerbstätigkeit nachgegangen. "Der Wiedereinstieg kann dann schwierig werden", so die Expertin. Der Grund: "Berufsbilder verändern sich ständig und die erlernten Qualifikationen veralten." Die Auswirkungen wären von Branche zu Branche unterschiedlich.
Gleichzeitig erlebt Wagner, dass vor allem Frauen mit dem Wiedereinsteig zu kämpfen haben. Das liege vor allem daran, dass auch heute noch in erster Frauen die Karriere auf Eis legen würden, um die Kinder zu erziehen. "Vereinzelt gehen auch Männer in Elternzeit", meint Wagner, "aber das ist nur eine geringe Zahl."
"Eine Frauenquote ist gut und richtig"
Jüngere Frauen wiederum, so die Beobachtung der Gleichstellungsbeauftragten, kehren daher meist schon früher aus der Elternpause zurück - auch in Teilzeit. Mancher Arbeitgeber habe sich sogar schon auf die Frage nach Kinderbetreuung eingestellt. "In Karlsruhe gibt es schon viele Firmen mit Betriebskindergärten oder eigenen Tagesmüttern", berichtet sie. Andere wiederum würden Plätze in Kindertagesstätten reservieren. "Allerdings findet man dieses Angebot eher in großen Betrieben", beschreibt sie.
Könnte eine Frauenquote helfen, Arbeitgeber dazu zu bringen, Familie und Beruf künftig besser vereinbar zu machen? "Grundsätzlich halte ich eine solche Quote für gut und richtig", meint Wagner, "um den Erfolg abschätzen zu können, fehlen mir allerdings noch die Erfahrungswerte."
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