Am Ende des Vor-Ort-Termins steht vor allem eine Erkenntnis: Die Karlsruher Grünen-Fraktion spricht sich eindeutig und vehement gegen einen Neubau mit den veranschlagten Kosten in Höhe von 120 Millionen Euro aus. "Es sind große Investitionsvorhaben in Karlsruhe geplant, da ist einfach nicht alles machbar, was auf der Wunschliste steht", erklärte Fraktionsvorsitzende Bettina Lisbach den Entschluss für den Antrag. "Es ist nicht gut, sich nur auf einen Neubau zu konzentrieren." Dagegen begrüße man den Standort Wildpark sehr.
"Kein Flickwerk, aber auch kein Neubau"
Im Oktober hatten sich Oberbürgermeister Frank Mentrup und das Präsidium des Karlsruher SC auf den Neubau an alter Stelle verständigt. In diesem Rahmen tauchte die Summe von 120 Millionen für das Gesamtprojekt Wildpark auf. Auf 60 bis 70 Millionen Euro wurden die reinen Kosten für den Neubau geschätzt, rund 45 Millionen Euro würden allein auf umfassende Infrastrukturmaßnahmen wie beispielsweise Parkhäuser abfallen. Summen, die die Grünen nicht mittragen wollen und darum in ihrem Antrag eine eigene Obergrenze angeben: 40 Millionen Euro soll die Stadt maximal ausgeben - das entspräche einem Drittel des zuvor veranschlagten Kostenrahmens.
40 Millionen Euro für Stadionbau und Infrastruktur. Dafür bekommt man keinen Neubau. "Als Alternative zum Neubau des Wildparkstadions werden Planungsvarianten für Sanierung, Umbau und Modernisierung erarbeitet", heißt es darum unter Punkt 1 im Ergänzungsantrag der Grünen. "Wir wollen aber kein weiteres Flickwerk wie bisher, sondern eine grundständige Sanierung", so Alexander Geiger. Was genau das bedeutet bleibt jedoch offen. "Wir sind keine Experten im Stadionbau", erinnerte Lisbach. Bei der Summe von 40 Millionen Euro berufe man sich auf Zahlen aus der Vergangenheit.
Bürgerentscheid zeitgleich mit Kommunalwahl?
Den Grünen geht es nach eigenen Aussagen vor allem um den finanziellen Gesamtkontext. Neben wichtigen Projekten wie dem sozialen Wohnungsbau, dem städtischen Klinikum, dem Kita-Ausbau, Schulausbau oder dem Öffentlichen Personen Nahverkehr müsse man bedenken, dass ein Stadion für 120 Millionen Euro nicht im Rahmen sei. "Das Volumen der städtischen Investitionen wird ein Mehrfaches des Doppelhaushaltes sein", prognostizierte Geiger. "Und im Gegensatz zum Stadionbau sind wir hier in vielen Bereichen an gesetzliche Vorgaben gebunden, die diese Ausgaben erfordern."
Doch man wolle eben auf die Bürger hören. "Wenn sich eine Mehrheit der Karlsruher einen Neubau wünscht, dann soll es so sein", sagte Ute Leidig, Sprecherin für Sport der Grünen-Fraktion. Generell seien die Prioritäten der Grünen im Sportbereich jedoch nicht auf den Profisport gelegt. Trotzdem sei der KSC eine "Marke der Stadt" und müsse auch dementsprechend unterstützt werden - eine bedarfsgerechte Sanierung sei daher wichtig. Eine Modernisierung inklusive. "In einem intensiven Austausch mit den Fans muss auch geklärt werden, wo hier die Vorstellungen liegen", ergänzte Lisbach.
Um Kosten für zusätzliche Wahlen zu sparen beziehungsweise um die Wahlbeteiligung möglichst hoch und breit zu halten soll eine Abstimmung über Neubau oder nicht Neubau zusammen mit den Kommunalwahlen 2014 stattfinden. "Wir brauchen eine breite Basis, nicht nur die Fußballfans sollen abstimmen", so Lisbach. Immerhin sei das Stadion in städtischem Besitz und die Stadt trete als Investor auf. Ein Bürgerentscheid wäre zudem bindend. Sollte die Mehrheit für einen Neubau stimmen, muss sich der Gemeinderat dem beugen.
SPD und KSC zuversichtlich was Bürgerentscheid betrifft
KSC-Präsident Ingo Wellenreuther äußerte sich bereits am Montag gegenüber ka-news grundsätzlich nicht abgeneigt gegenüber einem Bürgerentscheid zum Thema Neubau. "Wir sind uns sehr sicher, dass sich eine große Mehrheit der Karlsruher Bevölkerung für den Neubau eines Fußballstadions aussprechen würde", gab sich Wellenreuther zuversichtlich. Ebenso gelassen bleibt die SPD laut einer Pressemitteilung der Fraktion. "Wir sind uns sicher, dass sich eine große Mehrheit der Karlsruher Bevölkerung hinter Oberbürgermeister Mentrup und seinen Plan für eine neue Fußballarena im Wildpark stellen wird", so Fraktionsvorsitzende Doris Baitinger. Parsa Marvi sieht gar einen endgültigen Schlusspunkt in Sachen Wildparkstadion. "Der Oberbürgermeister hat den Ball vorgelegt. Jetzt ist es an den Bürgern, den Elfmeter zu verwandeln", wird Marvi zitiert.
Ob nun Bürgerentscheid oder nicht entscheidet sich letztlich im Gemeinderat. OB Mentrup möchte in der Tagesordnung für kommenden Dienstag auf jeden Fall darüber diskutieren, ob ein Bürgerentscheid stattfinden soll, wie eine Sprecherin der Stadt gegenüber ka-news mitteilte. Sollte die Mehrheit für einen Bürgerentscheid stimmen, könne Anfang nächsten Jahres über die endgültige Fragestellung abgestimmt werden.
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