Die Tochtergesellschaft der Deutschen Bahn (DB), DB Rent, gab am Dienstag, 14. August, zusammen mit dem zweiten Karlsruher Bürgermeister Harald Denecken den offiziellen Startschuss für das DB-Fahrradleihsystem Call A Bike in Karlsruhe. Dazu fand eine Veranstaltung auf dem Marktplatz statt. Neben den anwesenden Vertretern von DB Rent, der Stadt Karlsruhe, der Medien und einigen Call-A-Bike-Mitarbeitern, blieben auch viele interessierte Passanten stehen, schauten und informierten sich über die Funktionsweise des neuen Fahrrad-Verleih-Systems.
Karlsruhe in Sachen Fahrrad-Verkehr engagiert!
Das Fahrrad kommt damit "zurück" in seine Geburtsstadt. Schließlich war es der Karlsruher Karl Freiherr von Drais, welcher im 19. Jahrhundert die sogenannte Draisine, eine Art Laufrad, erfunden hatte. Die Draisine war ein alternatives Fortbewegungsmittel in einer Zeit, in der gestiegene Haferpreise und vielfaches Pferdesterben neue Fortbewegungsmittel verlangten.
Bürgermeister Denecken hat eine ehrgeizige Vision, was die geliebten Drahtesel anbelangt. Er wolle, so seine Worte, "Karlsruhe zur Fahrradhauptstadt Nummer eins in Süddeutschland" machen (ka-news berichtete). Das Rad sei in Karlsruhe schon immer ein beliebtes Fortbewegungsmittel gewesen - die flache Topografie des Stadtgebietes sowie die einheimischen Studenten trügen ihren Teil dazu bei, dass dies auch so bleibe. Denecken wolle sich außerdem dafür einsetzen, dass noch vorhandene Lücken im Radwege-Netz der Stadt Karlsruhe in nächster Zeit geschlossen werden.
Harald Denecken hoch zu Stahl-Ross - sexy! (Foto: ka-news) |
Karlsruhe will flexibel sein und ist es auch!
Dies soll unter anderem mit einem strategischen 20-Punkte-Programm geschafft werden. Dieses beinhaltet Vorhaben wie die Erhöhung der Unfallsicherheit durch einen neuen Verkehrsübungsplatz und angebotene Schulungen, einen Ausbau des Rad-Routen-Netzes, sowie eine Steigerung der Fahrrad-Nutzung auf 25 Prozent des gesamten Öffentlichen Nahverkehrs. Man müsse den Fahrradverkehr als eine eigene Einheit betrachten und die "Kurzstrecken-Mobilität in Karlsruhe erhöhen", so Denecken.
Call A Bike ist ein auf drei Jahre angelegter Versuch, dieses Ziel zu erreichen. Sollte sich dieser Versuch nach drei Jahren als gescheitert darstellen, so streicht der Gemeinderat den jährlichen Zuschuss der Stadt Karlsruhe von 150.000 Euro (ka-news berichtete). Dieser reicht nebenbei bemerkt nicht einmal annähernd zur vollen Finanzierung des Fahrradverleih-Systems. Allein die Einführung des Systems in Karlsruhe kostete 350.000 Euro, Personal und andere Kosten nicht mitgerechnet.Es diene der DB als reiner Prestigeträger und sei ein spezieller Service der Stadt Karlsruhe. Dabei sei DB Rent auf die Stadt zugekommen und habe das System von sich aus angeboten.
Das Call-A-Bike-Kerngebiet in Karlsruhe (Foto: pr) |
Gibt es schon länger: Fahrradverleiher-Nextbike
Bei den Standorten gelte es laut einem DB Rent-Sprecher zu beachten, dass die Räder keine Hindernisse darstellen und deutlich präsent seien. Es gebe zwar Vandalismus zu beklagen, dieser läge jedoch insgesamt nur bei etwa zwei Prozent, so DB Rent. Auch für die örtlichen Verkehrsbetriebe stelle man keine Konkurrenz, sondern einen ergänzenden Partner dar, denn wer "Rad fährt, fährt auch Bahn". Vor allem Studenten und Touristen sollen in Zukunft kräftig in die Pedale treten. Eine höhere Gebühr als 15 Euro für eine gesamte Tagesnutzung im Kerngebiet kann dabei automatisch nicht überschritten werden. Für die Wintermonate Dezember bis März wird ein Wintergesamtpaket für voraussichtlich 90 Euro angeboten, inklusive kostenlosem Reparatur-Service.
Blickfang am Nextbike-Rad: die eingebaute Werbetafel (Foto: ka-news) |
Ein ähnliches Verleihkonzept bietet die Firma Nextbike aus Leipzig seit zwei Monaten ebenfalls an. Derzeit unter anderem mit sechs Fahrrädern in ganz Karlsruhe. Nextbike hat ein anderes Tarifsystem, ebenfalls keine festen Leih-Stationen und statt einer elektronischen Verriegelung ein mechanisches Zahlenschloss. Die nötigen Sperr- und Entsperrcodes erhält man ebenfalls per Handy. Der Nextbike-Geschäftsführer Ralf Kalupner sagte gegenüber ka-news, eine zusätzliche Finanzierung fände hierbei durch Werbepartner, hauptsächlich Apotheken, statt. Ein Nextbike kostet einen Euro je angefangene Stunde und fünf Euro für einen ganzen Tag. Kunden müssen sich hier ebenfalls via Internet registrieren.
Keine Angst vor dem Call A Bike-Vergleich
Nextbike sei ein junges, wachsendes Unternehmen. Man habe keine Angst vor der DB und Call A Bike, da Nextbike eher auf Kunden abziele, die die Räder im Zeitrahmen von über einer Stunde bis hin zu einem ganzen Tag nutzen, heißst es vom Geschäftsführer. Nextbike sei außerdem auch für kleinere Werbepartner erschwinglich und biete das System als Franchise-Produkt an. Den Vergleich des Fahrrad-David gegen den Fahrrad-Goliath lasse man zwar gelten, allerdings sei es doch letztlich egal, wessen Fahrräder die Leute nutzen, das Angebot der Flexibilität und Mobilität beider Verleiher sei "für die Menschen doch eine tolle Sache", so Kalupner. Dafür müsse allerdings erst Überzeugungsarbeit am Kunden geleistet werden. Recht hat er. Na dann, egal woher Sie ihr Fahrrad beziehen: Allzeit gute Fahrt!