"In der Zeit um Pfingsten haben wir von Imkern kiloweise tote Bienen gemeldet bekommen", erzählt Landtagsabgeordnete Gisela Splett von den Grünen. Kurz darauf gab sie gemeinsam mit ihrer Parteikollegin Renate Rastätter eine Pressemitteilung heraus.
Sie befürchteten, die Nutzinsekten könnten vergiftet worden sein: Durch Pestizide und Insektizide auf Wiesen und Feldern, die Bienen dann über ihre Hauptnahrung aufnehmen - Blütenpollen.
Immer wieder hatte es Bienensterben in den letzten Jahren gegeben, oft konnte jedoch die Varroa-Milbe als Sündenbock identifiziert werden: Sie befällt die Bienenbrut und bringt unter Umständen ein ganzes Volk zum Aussterben. "Damit haben wir es seit 30 Jahren zu tun", erklärt Manfred Raff, stellvertretender Vorsitzender des Landesverbandes Badischer Imker.
Im Frühsommer jedoch waren die Vorkommnisse so außergewöhnlich, dass nicht nur die Grünen die Ursache in gespritzten Pestiziden suchten. Auch Walter Huber, selbst Imker, ist überzeugt von der Theorie. "Aber wen wollen Sie da beschuldigen?", fragt er sich. Denn Bienen hätten einen Flugradius von bis zu drei Kilometern, "und da gibt es logischerweise Landwirtschaft, bei der viele Pestizide eingesetzt werden", erklärt er.
Landwirtschaft bringt Pestizide mit sich
Die Bienen trügen die belasteten Blütenpollen dann zurück ins Volk. "Dadurch bilden die Larven eine Immunschwäche aus, das Volk wird insgesamt kurzlebiger", erläutert Huber. Allerdings könne man dagegen schlecht angehen, man müsse sich eher vom Gedanken verabschieden, dass nichts in den Bienenstand hinein gelange.
Gerade weil Baden-Württemberg besonders viel Landwirtschaft habe, sei die Gefahr hier groß. "Auch bei mir sind in den letzten Jahren Bienen gestorben", erzählt er. Seine Strategie sei deshalb, den Bienen bei den Anzeichen einer Vergiftung die Pollen wegzunehmen, damit sie diese frisch eintragen müssten.
Wurden die Insekten vergiftet?
Leicht zu beurteilen sei dies aber nicht - es könne schon einmal bis zu sechs Monate gehen, bis die Tiere belastet seien. Ob die toten Insekten an einer solchen Vergiftung gestorben seien, ließe sich allerdings nachprüfen, betont Gisela Splett. Man könne die Tiere in Freiburg auf Krankheiten untersuchen lassen - auf Pflanzenschutzmittel testet das Julius-Kühn-Institut (JKI) in Braunschweig. Auch aus Karlsruhe habe man Bienen dorthin geschickt. "Wir haben aber noch keine Ergebnisse", bedauert Raff.
Mitunter könne dies sehr lange dauern, deshalb hoffe er, noch dieses Jahr etwas präsentieren zu können. "Ich hoffe, dass nicht auf Zeit gespielt wird, damit die Geschichte in Vergessenheit gerät", erklärt er. Verantwortlich für das Sterben seien höchstwahrscheinlich Mittel mit dem Wirkstoff Fluvalinat. Das JKI untersuche ebenfalls, wo dieser eingesetzt wurden.
Vergiftung in Kleingärtenanlagen?
"Wir wissen bereits, dass es für die Landwirtschaft, als Pflanzenschutzmittel, vor allem aber auch in Kleingartenanlagen verwendet wird", so Raff. Falls sich der Verdacht bestätigt, müsste es erneut auf eine "Bienenverträglichkeit" geprüft werden - schließlich gelten sie als Nutztiere.
Obwohl das Bienensterben der letzten Jahre eine Katastrophe sei, könne man gleichzeitig über eine Verbesserung durch die Vorfälle berichten. "Inzwischen wurde sehr viel aufgeklärt und die Landwirtschaftsministerin hat sich der Sache angenommen", betont Raff. Durch die Vorkommnisse in 2008 seien bienengefährdende Beizmittel zumindest für den Maisanbau aus dem Verkehr gezogen worden - er sei deshalb zuversichtlich.