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Karlsruhe/Baden-Baden: Badische Gemütlichkeit in Russland: Baden-Baden gibt's jetzt auch in Krasnodar

Karlsruhe/Baden-Baden

Badische Gemütlichkeit in Russland: Baden-Baden gibt's jetzt auch in Krasnodar

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    In den Plänen der Architekten ist das Stadtzentrum des Deutschen Dorfes von Menschen belebt. Die Realität sieht noch anders aus.
    In den Plänen der Architekten ist das Stadtzentrum des Deutschen Dorfes von Menschen belebt. Die Realität sieht noch anders aus. Foto: Kohlbecker Architekten&Ingenieure

    Auf rund 75 Hektar laden Einfamilienhäuser, Appartements und Villen im Norden Krasnodars mehr als 1.500 Personen zum Einzug in das Deutsche Dorf ein. Das Stadtteilzentrum soll ein umfangreiches Angebot an Unterhaltung, Handel sowie kulturellen und gastronomischen Besonderheiten aus Süddeutschland bieten, heißt in den Plänen der Architekten. Und weiter: "Die Bewohner des Dorfes werden in einer parkähnlichen Umgebung leben, geplant nach dem Vorbild des deutschen Kurortes Baden-Baden."

    Beworben wurde das Dorf mit einem russischen "Oktoberfest"

    Doch bis zum Einzug der Gartenzwerge in die Vorgärten dürfte noch etwas Zeit vergehen. Jan-Dirk Rausch von der Freundschaftsgesellschaft Karlsruhe-Krasnodar befürchtet eine geringe Akzeptanz des neuen Stadtteils. "Man sieht, dass es noch einen erheblichen Leerstand gibt, der mit Sicherheit auch noch eine Zeit lang anhält, wenn es nicht, was zu befürchten steht, in vielen Teilen Bauruinen werden", sagt Rausch im Verweis auf ein russisches Werbevideo im Internet. "Problem des deutschen Dorfs ist seine Lage abseits des Zentrums."

    Um das Dorf in Russland ins Gespräch zu bringen, wurde im vergangenen Jahr sogar ein "Oktoberfest" durchgeführt und für die Gäste ein kostenloser Shuttle-Bus vom Zentrum ins Dorf eingerichtet, es gab Live-Musik mit der Gruppe "Dschingis Khan" und Freibier, weiß Rausch zu berichten. Der gelernte Rechtsanwalt betreibt seit 2009 zusammen mit der Krasnodarer Journalistin Swetlana Nikiforowa ein zweisprachiges Internet-Portal, das über die Städtepartnerschaftsaktivitäten zwischen Karlsruhe und Krasnodar berichtet.

    Namensgebung Baden-Baden: Ein Werbegag?

    Pünktlich zur Fertigstellung des deutschen Dorfes tauchte in Medienberichten ein neuer Name für den Stadtteil auf: Nicht "Katharina die Große", sondern "Baden-Baden" solle es künftig heißen. Das Original reagiert derweil mit badischer Gelassenheit: Sonderlich überraschend sei die Wahl des Namensvetters nicht, Baden-Baden sei in Russland bekannter als Berlin, seit Russen den Kurort mit den heißen Quellen im 19. Jahrhundert für sich als Urlaubsresidenz entdeckten. Offiziell bestätigen kann Baden-Baden die Namensgebung aber nicht, heißt es auf Anfrage von ka-news von der Stadtverwaltung.

    Auch den Planern des Dorfes, Architektenbüro Kohlbecker, ist keine Meldung über eine Namensänderung zu Ohren gekommen. Das Gerücht, dass das Deutsche Dorf in "Baden-Baden" umbenannt werden soll, sei Geschäftsführer Matthias Kohlbecker nicht bekannt, heißt es aus Gaggenau. Bestätigt wurde der Einfluss von Baden-Baden in der Planung: Verschiedene Stilelemente der süddeutschen Stadt seien in die Architektur eingeflossen, so eine Sprecherin des Architektenbüros.

    "Dass Baden-Baden als 'Vorbild' gedient hat, ist aus meiner Sicht eher ein Werbegag", so Rausch. "Solche Neubaugebiete auf der grünen Wiese gibt es in Russland - und auch in Krasnodar - in vielfältiger Weise und man versucht gern, den als gemütlich erscheinenden deutschen Stil zu kopieren." Jedenfalls seien im Werbevideo keine nachgebauten Burgen oder Festspielhäuser zu erkennen.

    Aber natürlich wisse jeder Russe - zumindest historisch - was Baden-Baden ist. "Der russische Dichter Iwan Turgenjew lebte sieben Jahre in Baden-Baden und schrieb dort seinen Roman, der das Leben der russischen Kurgäste im Baden-Baden des 19. Jahrhunderts beschreibt. Auch Fjodor Dostojewski beschrieb Baden-Baden - und verlor in der Spielbank viel Geld."

    Und wo bleibt die Loyalität zur Partnerstadt, mag sich vielleicht jetzt so mancher Karlsruher fragen. "Mit dem historischen Bezug übt Baden-Baden für Russen eine magische Anziehungskraft aus, was man in der Stadt heute ja auch deutlich merkt. Was uns in Karlsruhe natürlich ehrt, ist, dass es im deutschen Dorf auch eine Karlsruher Straße gibt", so Rausch.

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