Nach Zustimmung der Aufsichtsbehörde, der Bundesanstaltfür Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), und des Kartellamts sollen die Württembergische Lebensversicherung AG und die Württembergische Versicherung AG mit der Karlsruher Versicherungsgruppe (KV) zusammengeführt werden. W&W will damit seine Basis auf dem "Zukunftsmarkt private Vorsorge" verstärken und erweitern, wie es in einer Pressemitteilung des Unternehmens am heutigen Montagmorgen heißt. Zum Kaufpreis haben die VertragspartnerStillschweigen vereinbart.
"Deutliches Synergiepotenzial"
"Der Zusammenschluss ist ein weiterer Meilenstein für unsere Geschäftsfelder Vermögensbildung, private und betriebliche Vorsorge und Risikoabsicherung", erklärte der Vorstandsvorsitzende der W&W AG, Dr. Gert Haller. Die Konzernstrategie werde konsequent umgesetzt. Erklärtes Ziel der W&W ist es, auch im Versicherungsgeschäft unter den Top 10 im deutschen Markt zu rangieren. Dies werde jetzt in einem Zug erreicht. Das Beitragsvolumen und der Marktanteil der Lebensversicherung verdoppeln sich mit diesem Schritt nach Angaben von W&W nahezu. Die vergrößerte Württembergische Lebensversicherung AG rückt damit von Platz 16 auf Platz acht vor; die Württembergische Versicherung AG verbessert sich von Platz zwölf auf Platz acht. Geschäftssteigerungen seien auch beim Verkauf von Bauspar-, Kranken- und Fondsprodukten und bei der Pensionskasse zu erwarten. Dazu Haller: "Ein Zusammengehen der Lebens- und Sachversicherer aus Stuttgart und Karlsruhe verschafft dem W&W-Konzern einen Wachstumsschub und ein deutliches Synergiepotenzial."
... ebenso wie der Standort Karlsruhe (Foto: ka-news) |
Der Vorstandsvorsitzende der Württembergischen Lebensversicherung AG, Dr. Wolfgang Oehler, sieht erhebliche Vorteile in der breiteren Basis für Zukunftsinvestitionen. Der Vertriebswegemix von Karlsruher und Württembergischer ergänze sich "ideal". Während die Württembergische bei der Ausschließlichkeit deutlich stärker ist, bringt die Karlsruher größere Vertriebskraft im Banken- und Maklerkanal. Die Zusammenarbeit mit den bisherigen Vertriebspartnern der Karlsruher Versicherungsgruppe werde unverändert fortgesetzt und weiterentwickelt. Dazu bleibe die Marke Karlsruher erhalten. "Auf verbreiterter Kundenbasis", so Oehler, "ergibt sich durch die zusätzliche Vertriebskraft neues Wachstumspotenzial."Die neue Größe ermögliche es, drei Vertriebskanäle - die beiden zusammengeführten Ausschließlichkeitsorganisationen sowie die Makler- und die Bankenschiene - separat zu betreuen und konsequent auszubauen. "Die systematische Trennung der Vertriebswege garantiert hohe Effizienz und konsequente Kundenorientierung", betonte Oehler. Die Marktbearbeitung erfolge auch künftig über die beiden Traditionsmarken Württembergische und Karlsruher. Die Württembergische ist künftig die Marke für den eigenen Vertrieb. Die Karlsruher hat den Vertriebskanal Banken im Fokus. Die Marke "Karlsruher" werde "zielgerichtet positioniert, gepflegt und weiter ausgebaut".
"Strategische Allianz" in drei Schritten
KV-Zentrale in Karlsruhe (Foto: ka-news) |
Laut Pressemittteilung sieht auch die Karlsruher in dem Zusammenschluss ihre Ziele der Zukunftssicherung verwirklicht. Mit ihrem Vorstandsvorsitzenden Dr. Bernhard Schareck, zugleich Präsident des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft, hatte das ausgewiesen gesunde, allerdings nur mittelgroße Unternehmen die Bildung einer strategischen Allianz gesucht. "Dazu ist", so Schareck, "eine bestimmte Größenordnung und Struktur unabdingbare Voraussetzung. Karlsruher und Württembergische bilden einen stabilen baden-württembergischen Verbund für den Kernmarkt Deutschland." Auch regional haben die Unternehmen unterschiedliche Schwerpunkte, die sich ideal ergänzen. Dabei erleichtern die räumliche Nähe und Ähnlichkeit der Produktlandschaft die Integration. Schareck: "Die Karlsruher hat mit der Württembergischen die größten Übereinstimmungen."
Die Transaktion soll sich in drei Schritten vollziehen: Zunächst wird die Württembergische Lebensversicherung AG rund 90 Prozent der Anteile der Karlsruher Lebensversicherung AG von der Münchener-Rück-Gruppe erwerben. Anschließend verkauft die Württembergische Lebensversicherung AG die zur Karlsruher Lebensversicherung AG gehörende Karlsruher Versicherung AG an die Württembergische Versicherung AG. In einem dritten Schritt sollen dann die beiden Lebensversicherer und die beiden Sachversicherer jeweils miteinander verschmolzen werden. Der Name Karlsruher Lebensversicherung wird auf die bisherige Karlsruher Hinterbliebenenkasse übertragen und der Name Karlsruher Versicherung auf die bisherige Karlsruher Beamtenversicherung.
Durch Synergieeffekte werden bis zu 30 Millionen Euro eingespart
Der Versicherungsstandort Karlsruhe bleibt erhalten. Er soll künftig Vertriebs- und Betreuungszentrum für die Banken sein. "Auch die Sachbearbeitung der heutigen Karlsruher Lebensversicherung bleibt in Karlsruhe", betonte Schareck. Neben einer verbesserten Wettbewerbsposition spricht ein deutlicher Effizienzgewinn für das Zusammengehen. Laut Oehler gibt es neben den Cross-Selling-Möglichkeiten bei Produkten, die heute an fremde Partner, künftig aber an die Konzernschwestern im W&W-Konzern vermittelt werden sollen, erhebliche Potenziale in den Bereichen IT und Verwaltung.
Sachkosten-Einsparungen ergeben sich zum Beispiel durch den Wegfall von Doppellizenzen und die Integration der Datenverarbeitung der Karlsruher in die W&W Informatik GmbH. Künftige Investitionen für neue Produktgenerationen könnetn auf eine breitere Basis gestellt werden. Hinzu kämen "erhebliche Synergien durch die Zentralisierung von Stabsfunktionen" - im Zusammenhang mit Fusionen häufig ein Euphemismus, der schlicht "Personalabbau" bedeutet. "Tendenziell" werde der Mitarbeiterstamm in den einzelnen Stäben tatsächlich abnehmen, so KV-Sprecher Dr. Sven Koryciorz gegenüber ka-news. Aber: "Bis 2007 wird es keine betriebsbedingten Kündigungen geben", so Koryciorz weiter. Zudem rechne er damit, dass der Wegfall von Stellen in der Verwaltung durch neue Außendienstmitarbeiter ausgeglichen werden könne. Insgesamt dürften sich die Synergien allein 2009 bereits auf rund 25 Millionen Euro belaufen und bis 2011 auf über 30 Millionen Euro pro Jahr steigen. Dem stehen einmalige Fusionskosten von gut 30 Millionen Euro gegenüber, die im Wesentlichen in den Jahren 2006 und 2007 anfallen.
"Es wächst zusammen, was zusammenpasst"
Die Vorstandsvorsitzenden der Württembergischen Lebensversicherung AG, Dr. Wolfgang Oehler, und der Württembergischen Versicherung AG, Dr. Tom Bäumer, betonten, dass der Zusammenschluss "partnerschaftlich vollzogen" wird. Die Umsetzung erfolge sozialverträglich. Wanderungsbewegungen zwischen Karlsruhe und Stuttgart seien zwar unvermeidlich, sollen aber durch Übernahme anderer Aufgaben am Ursprungsort wo immer möglich begrenzt werden.
Das gemeinsame Fazit von Haller, Bäumer, Oehler und Schareck (ein Klassiker unter den Fusionsfloskeln): "Es wächst zusammen, was zusammenpasst. Wir gewinnen mit neuer Größe mehr Marktpräsenz und eine höhere Effizienz. Das Zusammengehen von Württembergische und Karlsruher ist damit eine zukunftsweisende Antwort auf den marktbedingten Trend zu größeren Einheiten."
Das Karlsruher Traditionsunternehmen kann auf eine 170-jährige Geschichte zurückblicken (ka-news berichtete).