Der Grötzinger Baggersee ist beliebt - bei Schwimmern, Tauchern, Fischern und Spaziergängern. Andererseits liegt er umgeben von Landschafts- und Naturschutzgebiet. Wird man also im Baggersee auch diesen Sommer wieder baden dürfen?
"Einem weiteren Probebetrieb wird nur zugestimmt, wenn Nachbesserungen erfolgen", so die Ortsvorsteherin, Karin Eßrich, bei der Veranstaltung in der Grötzinger Begegnungsstätte. Dazu gehöre vor allem, dass Ordnungswidrigkeiten am See künftig strikt geahndet werden, was bisher noch nicht der Fall sei.
Zäune, Zonen und Bußgelder
Bereits verbessert habe sich dafür die Sauberkeit rund um den See, dank der aufgestellten Mülleimer. Auch die Wasserqualität ist zum Baden unbedenklich. Für die Zukunft hat man sich viel vorgenommen. Der See wird in eine Bade- und eine Landschafts- und Naturschutzzone aufgeteilt. "Im Naturschutzbereich des nördlichen Sees hätten wir am liebsten gar keine Nutzung mehr", so Alexander Zink vom Regierungspräsidium Karlsruhe. Einführung und Kontrolle einer "bewehrten Rechtsverordnung" sollen dabei helfen: Regelverstöße können dann mit Bußgeldern geahndet werden. Außerdem sollen Zäune und dichte Bepflanzung den unkontrollierten Zugang zum Wasser verhindern, Warnschilder und Infotafeln die Besucher aufklären.
"Wir brauchen striktere Zonen und Regelungen. Im letzten Jahr gab es zahllose Übertretungen, einige davon gravierend", klagt Arthur Bossert vom Karlsruher Naturschutzbund. Alles was bisher am See stattfinde, sei eine Konzession. Künftig würden sich Aktivitäten nicht mehr auf die Halbinsel mit dem Fischerheim konzentrieren, sondern durch eine Badestelle am Südrand entzerrt werden. Ziel ist es, den Großteil des Sees und seiner Ufers zu beruhigen, damit sich Wasserpflanzen und -vögel hier wieder ungestört entfalten können. Dafür soll der Zugang zum See nicht nur räumlich sondern auch zeitlich reglementiert werden. Aktivitäten wie Schwimmen sind dann nur zu bestimmten Jahres- und Uhrzeiten erlaubt.
Wer darf künftig noch ins Wasser?
Wie groß der geplante Badestrand wird, ob es einen kleinen Hundestrand geben wird und ob die DLRG eine eigene Slipanlage für ihre Boote erhält, ist noch offen. "Es ist noch nichts in trockenen Tüchern - viele Punkte sind erst noch abzuklären", sagt Eßrich. Das betrifft auch die künftigen Nutzer des Sees: Tauchschulen etwa sind nicht erwünscht, da man von unerfahrenen Tauchern besonders große Schäden befürchtet. Die Zahl professioneller Taucher könnte mit der Vergabe von Karten kontrolliert werden. "Einen Zugang für Pferde kann ich mir noch nicht vorstellen", meint Zink.
Auch eine gemeinsame Nutzung der Badestelle von Menschen und Hunden sieht er kritisch. Als wichtige Maßnahme nennt er die Reduzierung der Parkplätze um etwa ein Drittel. Dadurch sollen Besucher von weiter außerhalb abgeschreckt, der Baggersee damit als Angebot für die lokale Bevölkerung zu etabliert werden. "Ich persönlich will den Grötzinger See nicht als Freizeitangebot für eine Jugendgruppen aus Pforzheim oder eine Tauchschule aus dem Rhein-Neckarraum sehen - aus ökologischen Gründen", so Zink. Der Baggersee sei "ein kleines Juwel, dass es für zukünftige Generationen vor allem aus Grötzingen zu erhalten gilt". In der Vergangenheit habe es eine unkontrollierte, exzessive Nutzung gegeben.
"Jetzt machen wir neue Regeln. Die können zu kleinlich sein oder auch zu lasch", so Zink. Deshalb sei in zwei Jahren eine Evaluierung geplant, um gegebenfalls Anpassungen vorzunehmen. Welche der geplanten Maßnahmen tatsächlich kommen, das beschließt der Grötzinger Gemeinderat am 19. Mai. Bei einer erfolgreichen Umsetzung winkt Badefreunden künftig statt Probe- der "Regelbetrieb" - Schwimmen wäre dann jedes Jahr sicher.
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