Michael Böhm alias Kruscht ist ein Südstädter durch und durch. Seit er mit 17 Jahren vom Hause seiner Großeltern in Eggenstein-Leopoldshafen ausbüxte, lebt er in der Südstadt. Er versuchte er sich als Schlosser und arbeitete jahrelang als Zeitarbeiter in ganz Europa.
"Hier wollte ich leben, hier wollte ich sterben"
Mit 29 bezog er seinen ersten Laden in der Südstadt. "Ich hatte von heute auf morgen einen Laden und keine Ahnung", so der mittlerweile 53-Jährige. Seine offene Art passte gut zur Mentalität der Südstadt: offen, unkompliziert und multikulturell. Das vermisst er heute: Blickt Kruscht auf seinen Stadtteil, so ist diese in seinen Augen zu "Schickimicki", es gäbe keinen Zusammenhalt wie in den alten Zeiten. Nichtsdestotrotz ist Kruscht eine Institution in der Südstadt, kennt und grüßt im Minutentakt Bekannte.
Seit 2008 unterhält er ein Museum, das nicht nur originell ist, sondern auch als kleiner Geheimtipp gilt: das Blechdosen-Museum. Die Idee für die etwas andere Ausstellungsstätte kam ihm nach eigener Aussage bei einem Spaziergang. "Ich kickte eine Dose auf der Straße entlang, bis ich sie aufhob und in meinen Laden stellte."

Schnell entwickelte sich eine Leidenschaft. Mit seinem Blechdosen-Museum schaffte es Kruscht auch landesweit in die Medien. "Von da an hat sich vieles geändert, die Leute kamen und lieferten mir ihre seltenen Blechdosen vor die Tür." Seine Ausstellung wuchs auf über 20.000 Dosen an. Zu dieser Zeit war alles in Ordnung für Kruscht: "Ich hatte meinen Platz gefunden, hier wollte ich leben, hier wollte ich sterben."
"Hier hatte ich die beste Zeit meines Lebens"
Ende 2012 sind die guten Zeiten für Kruscht dann vorbei - jetzt steht sein Blechdosen-Museum endgültig vor dem Aus. Vor etwa vier Jahren machten laut Krutscht mehrere Wasserschäden die Räume in der Schützenstraße so gut wie unbenutzbar. Kruscht zahlte keine Miete mehr, seine Mietschulden summierten sich auf 18.000 Euro. Die Eigentümer wollten ihn raus haben. Es folgte eine Räumungsklage. Vor etwa zwei Jahre kam es dann zum Gütetermin vor dem Karlsruher Landgericht.
Nun ist die Entscheidung gefallen: Kruscht muss die Räumlichkeiten verlassen. Doch er möchte im Guten auseinander gehen, wie er im Gespräch mit ka-news betont. Er suche derzeit eine neue Bleibe für sich und seine Blechdosensammlung und sei in Gesprächen mit dem Pforzheimer Bürgermeister. Der Ausgang ist noch immer unklar. Noch hofft Kruscht auf Unterstützung. "Ich habe viel Arbeit in den Stadtteil gesteckt und hoffe jetzt auf etwas Unterstützung von der anderen Seite."
Klar ist, Kruscht möchte sich gebührend von seinen Leuten in der Südstadt verabschieden, dafür veranstaltet er heute von 9 bis 18 Uhr nochmal einen Resteflohmarkt.
Auch Soziale Einrichtungen seien herzlich eingeladen und können sich via Mail an den Trödler wenden. "Ich hatte hier die besten Jahre meines Lebens", so Kruscht. Ein bisschen wehmütig schaut er die Schützenstraße entlang als er seinen Laden abschließt.
Räumungsklage! Karlsruher Blechdosen-Museum vor dem Aus?
Herr Kruscht: "Als OB kaufe ich die Südstadt frei!"