Die Abschaffung des kostenlosen Kurzzeitparkens in den sogenannten B-Zentren Mühlburg und Durlach war für viele Bürger ein Schock. Denn: Nur mal eben für 30 Minuten parken und zum Bäcker flitzen - das geht seit Anfang Juli auf den Geldbeutel. Wo die einen den "größten Fehler überhaupt" sehen, bleibt Grünen-Stadtrat Johannes Honné auch rund drei Monate nach der Abschaffung dabei: "Das war eine gute Entscheidung", sagt er im Gespräch mit ka-news.de.
Auch SPD-Gemeinderatmitgleid Anton Huber ist der Ansicht, dass die Abschaffung "ein langer und wohlüberlegter Wunsch der Fraktionen war". Die SPD und die Grünen hatten im Januar 2020 gemeinsam das Ende der Brötchentaste beantragt - mit Erfolg. Bereut habe man diesen Schritt laut Huber bisher auf keinen Fall.
Ziel: Subventionierung des Autoverkehrs stoppen
Der Grund für diese standhafte Haltung beider Fraktionen: Das Ziel, die Subventionierung des Autoverkehrs zu stoppen. "Das Auto ist zu günstig. Durch die Maßnahme wollen wir die Bürger dazu bewegen, auf klimafreundlichere Verkehrsmittel umzusteigen", erklärt Honné gegenüber ka-news.de.

"Und das ist uns durch die Abschaffung des Brötchentickets gelungen." So gebe es nach den Beobachtungen des Karlsruher Stadtrats nun beispielsweise deutlich mehr Fahrradfahrer in Karlsruhe.
Frust der Händler nur bedingt nachvollziehbar
Doch wo Befürworter sind, sind auch Kritiker nicht weit. Eine Branche, die demnach besonders unter dem Aus des Kurzparktickets leidet, sind die Einzelhändler. Der Grund: Statt in der Stadt einen teuren Parkplatz zu suchen, würden die Bürger lieber zu Discountern mit großen Parkplätzen fahren und dort einkaufen. Ein aufgrund dessen von FDP, FÜR Karlsruhe und Freien Wählern gestellter Änderungsantrag, die Abschaffung des Tickets um zwei Jahre zu verschieben, wurde Anfang 2020 abgelehnt.
Johannes Honné kann den Ärger der Händler nachvollziehen, sagt aber: "Wenn die Subventionierung aufhört, beschweren sich immer die, die davon profitiert haben. Wir haben da aber einfach eine andere Sichtweise."

Auch Anton Huber von der SPD-Fraktion pflichtet seinem Amtskollegen bei. "Die Brötchentaste ist nicht das Allerheilmittel, für das es gehalten wird. Wir wollen den Autoverkehr aus der Stadt und den B-Zentren bekommen, um so die Lebensqualität der Anwohner erhöhen."
"Der Parkplatz ist ja trotzdem da. Der einzige Unterschied ist, dass ich jetzt eben dafür bezahlen muss."
Das Problem dabei: Im Aus des Parktickets sehen viele Bürger keine Steigerung, sondern eher eine Verschlechterung der Lebensqualität. Der Grund: "Die Abschaffung der Brötchentaste führt zu einem erhöhten Suchverkehr und dadurch zu einem höheren C02-Ausstoß", entgegnen die Kritiker.
Würden sich die Befürworter damit nicht ins eigene Fleisch schneiden? Schließlich wurde der Antrag damals unter dem Punkt "Sofortmaßnahmen Klimaschutz" gestellt. Anton Huber kann diesem Argument der Gegenseite wenig abgewinnen: "Der Parkplatz ist ja trotzdem da. Der einzige Unterschied ist, dass ich jetzt eben dafür bezahlen muss."
Erhöhung der Parkgebühren wäre akzeptabel
Derselben Meinung ist auch Johannes Honné: "Um das Suchen nach kostenlosen Parkplätzen zu vermeiden, müssen weniger kostenlose Parkplätze angeboten werden." Heißt also: Wenn sich die Bürger darüber bewusst werden, dass es weniger kostenlose Parkplätze gibt, führt dies automatisch zu einem geringeren Suchverkehr nach eben jenen Parkflächen.
Und der verkehrspolitische Sprecher der Grünen geht sogar noch einen Schritt weiter: Um den Autoverkehr weiter zu reduzieren, käme für ihn sogar eine Erhöhung der Parkgebühren infrage, erklärt er im Gespräch mit ka-news.de.
Ticket-Comeback nicht abzusehen
Zudem habe seine Fraktion einen Antrag an die Stadt gestellt, um die Anwohnerparkflächen zu erweitern. Durch diese Maßnahme soll der Suchverkehr nach kostenlosen Parkplätzen verringert und Anwohner bei der Suche entlastet werden. Derzeit laufen hierzu allerdings noch Untersuchungen.

Trotz dem breiten Spektrum an Meinungen über das Schicksal des Brötchentickets geht der 63-Jährige davon aus, dass das beliebte kostenlose Kurzzeitparken in absehbarer Zeit kein Comeback feiern wird: "Wir haben so lange dafür gekämpft, dass die Taste wegkommt. Ich glaube nicht, dass sich daran in der nächsten Zeit etwas ändern wird."
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