Die meisten Unfälle mit Personenschaden gingen 2016 auf Vorfahrtsmissachtungen zurück (773), an zweiter Stelle bei den Unfallursachen steht mangelnder Abstand (683), gefolgt von Geschwindigkeitsvergehen (606) und Manövern wie Abbiegen, Wenden oder Rückwärtsfahren (560).
Weit abgeschlagen sind Unfallursachen wie Alkohol (197) und Überholmanöver (176). Auch im Vorjahr waren die Top-Unfallursachen Vorfahrtsvergehen und mangelnder Abstand. Auf den Autobahnen gehören vor allem mangelnder Abstand und unangepasste Geschwindigkeit zu den Hauptunfallursachen.
Autofahrer sind unaufmerksam
Aber auch das Thema Ablenkung beschäftigt die Polizei immer mehr: "Laut einer wissenschaftlichen Studie ist Ablenkung am Steuer bei jedem zehnten Autounfall in Deutschland die Hauptursache. Die häufigsten Ablenkungen im Auto sind Gerätebedienung, Gespräche und Streit", so das Polizeipräsidium Karlsruhe in seiner Unfallbilanz für das Jahr 2016.
Rund 40 Prozent der Autofahrer telefoniert am Steuer ohne Freisprecheinrichtung, ein Fünftel der Fahrzeugführer schreibt Nachrichten während des Fahrens. Allein bei Kontrollen im Einzugsbereich des Polizeipräsidiums Karlsruhe wurden 2016 5.474 Fahrzeuglenker beanstandet, die unerlaubterweise ihr Handy benutzt hatten.
Handys lenken im Straßenverkehr ab
Durch die Benutzung von Handys erfolgt eine starke Ablenkung vom Verkehrsgeschehen. Dieser Umstand werde aber in der Bevölkerung nach wie vor stark unterschätzt. "Vor allem im Rahmen der allgemeinen Verkehrsüberwachung werden wir in diesem Bereich weiter konsequent einschreiten", so der Bericht von 2016.

Mehr Verkehr sorgt für mehr Stress
Man könne durchaus festhalten, dass Verkehrsteilnehmer in der jüngeren Vergangenheit vermehrt durch aggressive Fahrweise im Straßenverkehr auffielen. "Als Beispiele hierfür sind Drängeln, zu dichtes Auffahren und Rechtsüberholen auf der Bundesautobahn anzuführen.
Ursächlich hierfür dürften insbesondere die immer höhere Verkehrsdichte, insbesondere im Schwerlastverkehr, unter gleichzeitigem hohen Termindruck der Verkehrsteilnehmer sein", erklärt Kriminaloberkommissar Marco Püschel von der Verkehrspolizei in Karlsruhe.
Auch die zuletzt häufigen Baumaßnahmen im Straßenverkehr und ihre Auswirkungen auf den Verkehrsfluss seien als Einflussfaktor hierfür anzuführen. "Die Polizei hat diese Problemfelder allerdings erkannt. Im Rahmen der Verkehrsüberwachung werden die auffälligen Bereiche ganzjährig und auf hohem Niveau überwacht um hier eine Verhaltensänderung bei den Verkehrsteilnehmern herbeizuführen", versichert Püschel.
Aggression bei Unfällen lässt sich nicht in Zahlen fassen
Aber auch eine positive Beobachtung macht die Karlsruher Verkehrspolizei: Der allgemeine Trend zu mehr Gewalt gegenüber Polizeibeamten könne für den speziellen Bereich des Straßenverkehrs so nicht bestätigt werden. "Nach unseren Feststellungen sind insbesondere gewaltsame Übergriffe gegenüber Polizeibeamten im Straßenverkehr eher die Ausnahme.
Dies gilt insbesondere für den Bereich der Unfallaufnahme. Allerdings gibt es hierzu keine explizite Datenerfassung, um diese Einschätzung valide belegen zu können", erklärt Kriminaloberkommissar Marco Püschel. Und das gelte, so Püschel, auch für den Umgang der Unfallbeteiligten miteinander: "Im Rahmen der polizeilichen Verkehrsunfallaufnahme konnte bis zum jetzigen Zeitpunkt bei den Unfallbeteiligten keine Verhaltensänderung, insbesondere ein höheres Aggressionspotenzial, festgestellt werden!"

Umgang bei Unfällen im Regelfall respektvoll
"Der Umgang der Unfallbeteiligten untereinander ist im Regelfall unauffällig und von gegenseitigem Respekt geprägt. Dies dürfte insbesondere darauf zurückzuführen sein, dass es den Unfallbeteiligten vorrangig um die Schadensregulierung ihres Unfallschadens geht und diese von den jeweiligen Versicherungen übernommen wird.
Zwischen den Unfallbeteiligten besteht somit wenig bis kein Konfliktpotenzial", so der Beamte im Gespräch mit ka-news. "Nach unserer Einschätzung ist im Straßenverkehr generell kein aggressiverer Umgang zwischen den Verkehrsteilnehmern festzustellen. Die Fallzahlen von Nötigungen im Straßenverkehr sind seit 2015 auf gleichbleibendem Niveau", sagt Püschel.
Die Verkehrsunfallstatistik für das Jahr 2017 wird am Freitag, 2. März, von der Polizei vorgestellt. ka-news wird berichten.