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Karlsruhe: Annette Schavan sitzt im Glashaus - mit Steinen hat sie schon geworfen

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Annette Schavan sitzt im Glashaus - mit Steinen hat sie schon geworfen

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    Der Entzug des Doktortitels könnte das Ende von Annette Schavans politischer Karriere bedeuten.
    Der Entzug des Doktortitels könnte das Ende von Annette Schavans politischer Karriere bedeuten. Foto: Hannibal

    "Als jemand, der selbst vor 31 Jahren promoviert hat und in seinem Berufsleben viele Doktoranden begleiten durfte, schäme ich mich nicht nur heimlich." Das erklärte Annette Schavan am 28. Februar 2011 in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung zum Fall Guttenberg.

    Jetzt steht sie selbst am Pranger - und schämt sich bis dato kein bisschen. Sicher, was Schavan vorgeworfen wird, ist nicht vergleichbar mit dem Fall Guttenberg. Während der adlige Minister in seiner Dissertation (2007) mindestens 60 Prozent des Textes nicht als fremdes geistiges Eigentum gekennzeichnet hat, geht es bei der aktuellen Bundesbildungsministerin um "Mini-Plagiate". Sie hat vor 33 Jahren, und damit vor ihrer politischen Karriere, handwerkliche Fehler gemacht, falsch und unzureichend zitiert. Dennoch bemerkte sie 2011 selbstsicher: "Wissenschaft hat auch mit Vertrauen zu tun. Auf die Erklärung, eine Arbeit sei nach bestem Wissen und Gewissen verfasst worden, muss ein Doktorvater vertrauen können."

    Mit sich selbst scheint sie - die sich 2011 als erstes Unionsmitglied der Bundesregierung negativ über Guttenberg geäußert hatte - weniger konsequent zu sein. Am Mittwoch erklärte sie angesichts des drohenden Verlusts ihres eigenen Doktortitels, dass sie die Entscheidung der Universität Düsseldorf nicht akzeptieren und dagegen klagen werde.

    Wie der Fall Schavan ausgehen wird, bleibt abzuwarten. Fest steht jedoch schon jetzt: Bildungsministerin kann sie wohl kaum bleiben. Annette Schavan sollte jedoch nicht aus der Politik verdrängt werden, denn dazu ist sie zu gut und zu erfahren - und daran kann auch ihr Fauxpas von 1980 nichts ändern. Denn wie sie selbst auch zum Fall Guttenberg bemerkte: "Man wird nicht Minister, weil man promoviert hat, sondern Kompetenz hat im Politischen." Ihre Position als Ministerin allerdings muss sie aufgeben, egal was dies für die schwarz-gelbe Koalition bedeuten wird. Denn eine Bildungsministerin, der mit großer Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit ihr Doktortitel aberkannt wurde, ist nicht tragbar.

    Siehe auch:

    Ministerin Schavan in der "Glaubwürdigkeitsfalle"

    Karlsruher FDP-Juniorchef will Schwänzerin Koch-Mehrin absägen

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