Wenn die Rente nicht einmal für das Notwendigste reicht, die Wohnung zu teuer ist, die Lebenshaltungskosten immer weiter steigen. Vor Altersarmut haben viele Menschen, wenn sie in die Zukunft blicken, Angst. Gerade in einer Stadt wie Karlsruhe, in der günstiger Wohnraum Mangelware ist, stehen viele ältere Menschen vor dem Problem, dass das Geld einfach nicht zum Leben reicht.

Doch nicht allen älteren Menschen geht es finanziell schlecht - im Gegenteil. Allerdings gibt es sehr große Unterschiede: "Auch, wenn es dem Durchschnitt älterer Menschen im Land finanziell gut geht, gibt es Bevölkerungsgruppen, für die sich die Einkommenslage im Alter problematisch darstellt", geht aus dem Armuts- und Reichtumsbericht Baden-Württemberg hervor.
Frauen sind häufiger von Altersarmut bedroht
Besonders von Altersarmut gefährdet sind alleinlebende Frauen. Während laut Daten aus dem Jahr 2012 Männer in Baden-Württemberg im Schnitt 1.110 Euro Altersrente bekamen, lag die von Frauen lediglich bei 556 Euro - nur etwas mehr als die Hälfte. Die Frauen profitieren dafür häufiger von der Witwenrente, dennoch stehen sie im Schnitt am Ende finanziell schlechter da.

Armut lässt sich allerdings nicht nur an Geldbeträgen festmachen. Auch das soziale Netz ist, gerade für ältere Menschen, besonders wichtig. "Es gibt einen Unterschied zwischen realer und gefühlter Armut", sagt Georg Cremer, ehemaliger Generalsekretärs des Deutschen Caritasverbandes, beim Fachtag für Armutsbekämpfung in Karlsruhe. "Bei der gefühlten Armut stehen die Teilhabe-Aspekte im Vordergrund."
Zahlen, Daten, Fakten: Armut messbar machen - Grundsicherung im Alter
Essen, trinken, wohnen, etwas gesellschaftliche Teilhabe: Nicht jede Person in Deutschland kann aus eigener Kraft für die für das Leben notwendigsten Dinge sorgen. Dieses Mindestmaß wird "soziokulturelles Existenzminimum" genannt - und eine Aufgabe unseres Sozialstaates ist, es für alle Menschen sicherzustellen.
Menschen ab 65, die ihren Lebensunterhalt alleine nicht bestreiten können, erhalten "Grundsicherung im Alter", die genau dieses Existenzminimum sicherstellen soll. Die Anzahl der älteren Personen, die auf die Grundsicherung angewiesen sind, deutet auf das Ausmaß der Altersarmut hin.
Doch wie arm müssen Rentner sein, um Grundsicherung zu erhalten? Die Faustregel der Deutschen Rentenversicherung lautet: Wenn das Einkommen unter 865 Euro im Monat liegt, sollen ältere Menschen ihren Anspruch prüfen lassen.
In Karlsruhe ist wie in vielen anderen Städten die Altersarmut in den vergangenen zehn Jahren zu einem immer größeren Problem geworden. Im Jahr 2007 konnten 1.850 ältere Menschen in der Stadt nicht für die notwendigsten Dinge zum Leben selbst sorgen und waren auf Grundsicherung angewiesen. Bis zum Jahr 2017 stieg diese Zahl um 40 Prozent an - auf 2.585 hilfsbedürftige Personen.

Anders ausgedrückt bedeutet das: Einer von 20 älteren Menschen in Karlsruhe kann den eigenen Lebensunterhalt nicht aus eigener Tasche bestreiten. Das ist Fakt - doch die Zahl ist vermutlich noch um einiges höher höher.
"Grundsätzlich lässt sich schwer erfassen, wie viele Menschen trotz bestehende Ansprüche keine Leistungen beziehen - zum Beispiel aus Angst, Angehörige zu belasten, Scham oder Unsicherheit", geht aus dem Armutsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2019 hervor.
In manchen Teilen der Stadt ist die Altersarmut präsenter als in anderen: Die Stadtteile, in denen sie ein besonders großes Problem ist, sind die Innenstadt-Ost, die Südstadt und Oberreut. In allen drei Stadtteilen sind über zehn Prozent der Rentner auf Grundsicherung angewiesen - deutlich mehr als im Vergleich zum Rest der Stadt.
Gegen Ausgrenzung im Alter: Karlsruher Pass 60+
Karlsruhe sieht dieser Entwicklung nicht untätig zu. Damit auch Senioren mit geringen finanziellen Mitteln Teil der Gesellschaft bleiben können, gibt es den "Karlsruher Pass 60+". Damit können nicht nur Fahrkarten im Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) günstiger gekauft werden, sondern auch der Eintritt in Museen, Bäder oder beispielsweise den Zoo ist ermäßigt.
Ob ältere Menschen einen Anspruch auf den Pass haben, wird im Einzelfall berechnet. Doch das Angebot zeigt Wirkung: Im Jahr 2018 haben über 2.400 Senioren die Leistung wahrgenommen und nahmen so am Kultur- und Freizeitangebot in der Stadt vergünstigt teil.
Seit der Einführung des Passes 2015 ist der Bedarf stetig gestiegen. "Und das, obwohl bei Menschen dieser Altersgruppe die Hemmschwelle, Sozialleistungen anzunehmen, oft hoch ist", teilt die Stadt auf Nachfrage von ka-news.de mit. "Jedoch kann der Pass für viele der erste Schritt sein, Beratung und Unterstützung anzunehmen."