Bis Anfang März gilt Bundesweit noch der Lockdown - doch inzwischen stagnieren die Zahlen in einer "Seitwärtsbewegung", die auch der Stadt Karlsruhe nicht entgangen ist. Hinzu kommt: In Karlsruhe breiten sich die Mutationen weiter aus. Waren diese in der vergangenen Woche noch in 11 bis 13 Prozent aller positiven Tests nachweisbar, so sind es inzwischen rund 24 Prozent. 

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"Es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der Durchimpfung der vulnerablen Berufsgruppen und der Ausbreitung der Mutationen", sagt Oberbürgermeister Frank Mentrup bei einer virtuellen Pressekonferenz am Donnerstag. "Die Mutation verzeiht keine Leichtfertigkeit."

Corona-Viren sind im Abwasser nachweisbar - aber wie funktioniert das?

Um die Kontrolle über das Infektionsgeschehen nun nicht zu verlieren, soll jetzt ein auf den ersten Blick ungewöhnliches Forschungsprojekt helfen: Das sogenannte "Abwassermonitoring" - also die Analyse des Abwassers - soll zukünftig schnellere und zuverlässigere Ergebnisse zur Untersuchung von Corona-Ausbrüchen in Karlsruhe liefern können.

Technologiezentrum Wasser (TZW) in Karlsruhe-Hagsfeld
Das Technologiezentrum Wasser in Hagsfeld. | Bild: TZW: DVGW-Technologiezentrum Wasser

Das Projekt, das seit Juli 2020 vom Karlsruher DVGW-Technologiezentrum für Wasser (TWZ) und einigen weiteren Institutionen in Deutschland betrieben wird, wird vom Ministerium für Bildung und Forschung gefördert. Karlsruhe ist einer der Orte, an dem das Monitoring aktuell zum Einsatz kommt.

Doch wie funktioniert das genau? Alles beginnt mit einer Probe, die zum Beispiel aus der Kläranlage in Neureut gewonnen wird. Die Feststoffe werden dann entfernt und das Virus mittels PCR-Verfahren identifiziert. Die Ergebnisse liegen dann nach zirka 48 Stunden vor. Je nachdem wo die Probe entnommen wird, lasse sich dann auch der Entstehungsort eines Infektionsherdes eingrenzen.

Andreas Thiem, Technologiezentrum Wasser (TZW)
Projektleiter Andreas Thiem. | Bild: TZW: DVGW-Technologiezentrum Wasser

Erhöhte Werte in Karlsruhe gemessen

"Im Abwasser lässt sich so ziemlich alles nachweisen. Auch das Erbmaterial des Virus, das sehr spezifisch ist", erklärt Projektleiter Andreas Thiem. Das Ergebnis: Bereits bevor im Oktober die offiziellen Zahlen durch das Robert-Koch-Institut (RKI) veröffentlicht wurden, hätten die Proben bereits erhöhte Werte in Karlsruhe lokalisieren können.

Abwassermonitoring
Bild: TZW: DVGW-Technologiezentrum Wasser

Doch damit nicht genug: Durch das Monitoring könne nicht nur festgestellt werden, ob der Erreger im Abwasser vorhanden ist, sondern auch wichtige Erkenntnisse bezüglich Hotspots oder Dunkelziffern gesammelt werden.

Prinzipiell könne das Monitoring dabei überall eingesetzt werden, wo es Abwasser gibt. "Das kann ein Stadtteil sein oder auch einfach ein Pflegeheim", erklärt Thiem. Ziel sei es, anhand von nachgewiesenen Viren im Abwasser ein neues "Frühwarnsystem" zu erschaffen. Der Grund: Bisher wird das tatsächliche Infektionsgeschehen durch das Robert Koch Institut (RKI) mit einer Verzögerung von ein bis zwei Wochen abgebildet.

Nächster Schritt: Direkt-Erkennung von Mutationen

"Wir wollen diese Methodik entwickeln und sind da jetzt einige Schritte weitergekommen", so der Projektleiter. Der Möglichkeit, dass das Monitoring nach der Projektphase routinemäßig in Karlsruhe durchgeführt wird, stehen Frank Mentrup und das TWZ nach eigenen Angaben positiv gegenüber. Wann das jedoch der Fall sein wird, ist noch nicht geklärt.

"Natürlich wollen wir unsere Ergebnisse direkt in die Praxis umsetzen", so Thiem. "Der nächste Schritt wäre dann, Mutationen durch das Monitoring direkt erkennen zu können." Dafür habe das Projekt bereits eine "finanzielle Aufstockung" bekommen.

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