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Karlsruhe: Abschied nach Geiseldrama: "Karlsruhe steht zusammen. Wir alle stehen zusammen"

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Abschied nach Geiseldrama: "Karlsruhe steht zusammen. Wir alle stehen zusammen"

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    Generalkonsul Serhat Aksen bei der Gedenkveranstaltung für die Opfer der Geiselnahme am 4. Juli.
    Generalkonsul Serhat Aksen bei der Gedenkveranstaltung für die Opfer der Geiselnahme am 4. Juli. Foto: ErS

    "Wenn Werte wertlos werden", sagte OB Fenrich bei seiner Trauerrede mit zittriger Stimme. "Wir gedenken der Opfer. Wir denken an die Familien. An die Kinder. An die Frauen." Die voll besetzte Stadtkirche und zirka 50 Menschen auf dem Marktplatz gedachten dem, was vor genau einer Woche so brutal in das Leben der Angehörigen hereingebrochen ist.

    Vier Kerzen für die Opfer: "Gerne hätte ich die fünfte angezündet."

    Am 4. Juli tötete ein 53-jähriger Mann vier Menschen und richtete sich anschließend selbst. Bei der Zwangsräumung der Wohnung seiner Lebensgefährtin nahm er seine Opfer als Geiseln. Ein Notzugriff der angerückten Sondereinsatzkommandos blieb erfolglos: Die Polizisten fanden in der Wohnung insgesamt fünf Tote. Ein Schlosser, den neuen Wohnungsbesitzer und einen Justizvollzugsbeamten. Seine Lebensgefährtin und die ehemalige Besitzerin der Wohnung tötete der Täter ebenfalls, ehe er sich selbst das Leben nahm. Nur einen Sozialarbeiter der Stadt Karlsruhe, der die Zwangsräumung begleiten sollte, wurde vom Täter verschont.

    Für die vier Opfer entzündeten Einsatzkräfte der Polizei und der Notfallseesorge vier Kerzen. "Gerne hätte ich die fünfte Kerze angezündet. Aber ich kann es nicht", so Dekan Otto Vogel. "Die stummen Opfer würden fragen: 'Das kann doch nicht einer von uns sein.'" Vogel spendete den Opfern "Mut und Zuversicht, Trost und Kraft zum Leben" nach der erschütternden Tat in Karlsruhe. Imam Ismail Asud und Ahmet Arslan gedachten in der Stadtkirche den Opfern mit Koranversen und einem Gebet. Hubert Streckert und Otto Vogel beschlossen die gut 60-minütige Gedenkveranstaltung in der Fächerstadt.

    Karlsruhe und Land haben Solidarität bewiesen

    "Wir kommen hier zusammen wegen einer Tat, die uns alle zutiefst schockiert und erschüttert hat", so Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Mittwoch in Karlsruhe. "Das sinnlose Verbrechen" gebe Rätsel auf, die "Tragik und Brutalität macht sprachlos." Den Tränen nahe sprach Kretschmann den Angehörigen und Freunden der Opfer im Namen seiner selbst und der Landesregierung sein Beileid aus. "Das ganze Land Baden-Württemberg trauert mit ihnen." Der Ministerpräsident zeigte sich ratlos, wie es in einer zivilisierten Gesellschaft zu solch einem Verbrechen kommen könnte. Er appelierte, allen Zeichen der Gewalt couragiert und energisch entgegen zu treten. "Wir dürfen nicht wegschauen."

    Der türkische Generalkonsul Serhat Aksen bat um Gottes Gnade für die Opfer. Was in der friedlichen Stadt am 4. Juli geschah, sei ein großer Schock für die Menschen und die Angehörigen. Gleichzeitig bedankte er sich für die Solidarität der Stadt Karlsruhe und des Landes. Die Aktion "Karlsruhe hilft" und die Trauerfeier beweise den Zusammenhalt der Bürger. Auch dass die Anliegen der türkischen Familie des Opfers berücksichtigt wurden, rechnete Aksen OB Fenrich und der Stadt hoch an. Der türkischstämmige Schlosser wurde am Wochenende in der Türkei beigesetzt.Auf deutsch und türkisch wünschte der Generalkonsul, dass den Opfern das ewige Licht leuchten möge.

    Neben Ministerpräsident Kretschmann nahmen auch Innenminister Reinhold Gall und Justizminister Rainer Stickelberger an der Gedenkveranstaltung teil. Die Stadtverwaltung sowie zahlreiche Stadträte und Landtagsabgeordnete nahmen am Mittwoch in der Stadtkirche teil. Polizei und Feuerwehr gedachten uniformiert der vier Opfer. Um die 1.000 Menschen versammelten sich in der Kirche. Auf dem Marktplatz lauschten mehrere Dutzend Menschen der Trauerfeier über extra angebrachten Lautsprecher.

    Aktualisierung 15.50 Uhr

    Wie die Stadt Karlsruhe nach der Gedenkveranstaltung mitteilt, liegt das Kondolenzbuch noch bis Freitag, 13. Juli, zwischen 7 Uhr und 18 Uhr im Rathaus aus. Die Stadt wird Duplikate herstellen und diese den Familien der Opfer der Bluttat zur Verfügung stellen. Auch Ministerpräsident Winfried Kretschman und viele Gäste der Gedenkveranstaltung trugen sich am Mittwoch in das Kondolenzbuch ein.

    Alle Informationen zum Geiseldrama finden Sie zusammengefasst im ka-news-Dossier zur Geiselnahme in Karlsruhe.

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