China und Deutschland - zwei Welten, sowohl kulturell als auch geografisch. Über 11.000 Kilometer liegen zwischen der Volksrepublik und der Bundesrepublik. Statt bequem mit dem Flugzeug in zehn Stunden nach Frankfurt zu fliegen, haben sich Zhenjiang Hu und seine Frau Janyi Wan in ihren Geländewagen gesetzt. Hier besuchen sie ihren Sohn Fangfang und seine Familie.

Zunächst ging es für das Ehepaar drei Tage lang von Peking über 2.000 Kilometer nordöstlich nach Manjur. Die Grenzstadt liegt im autonomen Gebiet Innere Mongolei. Von hier ging es über die Grenze nach Russland, wo sie mit Abstand die meiste Zeit ihrer Reise verbrachten. Zehn Tage und über 7.000 Kilometer dauerte es, um aus der tiefen sibirischen Steppe in den Westen des Landes zu gelangen: Oft auf nur einspurigen Straßen durch die russische Steppe.
"Ein wundervolles Gefühl", sagen die beiden rückblickend. In besonders positiver Erinnerung hat Zhenjiang den fürsorglichen Umgang zwischen Lkw- und Autofahrern. "Die Lastwagenfahrer haben immer Rücksicht genommen, haben den Autofahrern signalisiert, wenn sie überholen konnten und waren sehr umgänglich."

Den Reiseverlauf hat Zhenjiang genau geplant, um so schnell wie möglich zu seinem Sohn und seiner Familie zu kommen. Um 5 Uhr in der Früh klingelte der Wecker, ehe eine lange Fahrt auf manchmal menschenverlassenen Straßen anstand. "Oft kam uns über Stunden kein Fahrzeug entgegen", erinnert sich Zhenjiang an die Durchfahrt der unendlichen sibirischen Steppe. Am späten Nachmittag suchten sich die beiden ein Hotel, um sich von der anstrengenden Reise auszuruhen.
Etwa zwei bis drei Tankstopps waren pro Tag nötig, diese wurden dann zumeist auch mit einer Pause verbunden. Erschrocken hat sich der so cool und fröhlich wirkende Zhenjiang nur bei den europäischen Benzinpreisen. "Das war schon ein kleiner Schock", sagt er lachend. In Russland kostete das Benzin nur etwa 60 Cent pro Liter.

Die komplette Strecke hinterm Steuer legte Zhenjiang zurück, Ehefrau Janyi saß auf dem Beifahrersitz mit einer dicken Mappe an Dokumenten, darin war alles Wichtige - vom Reisepass bis zum Visum. Bis zu seinem Ruhestand war der heute 68-Jährige als selbstständiger Unternehmer tätig, seine Frau arbeitete als leitende Beamtin in Peking. Jetzt genießen die beiden ihren Ruhestand und erkunden die Welt. Über 30.000 Kilometer ging es schon durch die USA und Kanada, rund um Neuseeland und Australien und große Teile Nordeuropas, wie Skandinavien, haben die beiden lebenslustigen chinesischen Senioren schon mit dem Auto erkundet.

Die Rückreise im September soll gemütlicher verlaufen, als der 18-tägige Turbotrip durch China, Russland und das Baltikum. Zwei bis drei Monate haben sie für die Rückreise eingeplant, dabei wollen sie das größte Land der Welt erkunden und ganz unbeschwert dort anhalten, wo es ihnen gefällt. Sie wollen lieber bewusst durch kleinere Städte fahren, denn große Metropolen kennen sie aus China. "Für mich ist Russland eines der schönsten Länder der Welt", sagt Zhenjang voller Vorfreude auf das anstehende Abenteuer. Doch erst einmal wollen beide noch Zeit mit ihrem Sohn Fangfang und Enkel Lucas verbringen.