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Karlsruhe: KSC-Pokalspiel: Überwachungs-Aktion nach Protesten abgeblasen

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KSC-Pokalspiel: Überwachungs-Aktion nach Protesten abgeblasen

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    Beim DFB-Pokalspiel am Sonntag gegen Alemannia Aachen wollte das KIT und das FZI eine neue automatische Gesichtserkennung testen. Bei der sogenannten "Parallelen Gesichtserkennung in Videoströmen", kurz: PaGeVi, sollen Videobilder binnen sehr kurzer Zeit von einem Computer analysiert und auf bekannte Muster hin durchsucht werden. Dies ist bei Bewegtbildern deutlich aufwendiger als bei einem Foto, da die Erkennung in Echtzeit ablaufen muss.

    Ziel: Die Stadionsicherheit erhöhen

    Durch die neue Überwachungstechnik könnten in Zukunft als gewaltbereit bekannte Fußballfans schon am Stadioneingang abgefangen werden, erklärte Rainer Stiefelhagen vom KIT. Das würde die Stadionsicherheit deutlich erhöhen. Für die Tests wollten die Wissenschaftler ab dem 31. Juli bei drei Heimspielen des KSC im Wildparkstadion Daten aufnehmen. Der Praxistest sollte von der b.i.g. Gebäude Service GmbH, die im Wildpark als Dienstleister für die Sicherheit zuständig ist, geleitet werden. Mitarbeiter sollten dabei als Testpersonen dienen und von der Software in der Menschenmasse erkannt werden.

    Wie jetzt bekannt wurde, findet die Aktion nicht wie geplant am kommenden Sonntag statt. Das KIT bestätigte gegenüber ka-news, dass die geplanten Tests abgesagt wurden. Seit Bekanntgabe des Projekts seien Fragen aufgetaucht, die erst nochmal von den beteiligten Projektpartnern besprochen werden müssten, so eine Sprecherin des KIT auf ka-news-Anfrage. Ob die Videoüberwachung komplett abgesagt oder nur verschoben werde, sei derzeit nicht bekannt.

    Fan-Proteste: Überwachungs-Aktion abgeblasen

    Von den Fußballfans wurde der Praxistest gerade in Hinblick auf den Datenschutz heftig kritisiert. In einem Schreiben der Supporters Karlsruhe mit dem Titel "Gesichtserkennung - nicht mit uns!" vom Donnerstag heißt es: "Wir wehren uns entschieden gegen diese Form der Überwachung." Auch begrüßte der Fandachverband die Absage der Tests: "Glücklicherweise wurde diese Aktion nun verschoben. Nicht zuletzt weil eine Welle des Protests beim KSC aufschlug und die rechtliche Grundlage dieses Vorhabens gänzlich ungeklärt ist." Dennoch wollen die Supporters weiter gegen die "Überwachungs-Methoden" aktiv werden. Die Supporters kündigten daher eine Protestaktion für das Pokal-Spiel an.

    Ist Videoüberwachung sinnvoll?

    Bernd Eckenfels von der Piratenpartei Karlsruhe kritisiert neben der Stadt Karlsruhe - als Eigentümerin des Stadions - und dem KIT, auch den Sicherheitsdienstleister b.i.g. sowie den KSC: "Es zeugt von mangelnder Sensibilität zu denken, man dürfe Menschen computergesteuert beurteilen."

    Zudem sei die Notwendigkeit einer automatisierten Einlasskontrolle ohnehin gerade im Bereich der Fußballfans höchst fraglich: Zum einen würden Stadionverbote schon heute erfolgreich durch szenekundige Beamte umgesetzt, die mit "ihren" Fans mitreisen, zum anderen könnten die existierenden Probleme nur mit mehr Fanarbeit gelöst werden. Auch der Landesbeauftragte für Datenschutz, Jörg Klingbeil, hatte zuvor erhebliche Bedenken geäußert und eine Stellungnahme vom KIT gefordert. "Wir haben als Bürger das Recht, unbeobachtet zu sein", sagte Klingbeil am Donnerstag.

    KSC sucht Dialog mit Beteiligten

    "Nach der Bekanntgabe des Forschungsprojektes sind von verschiedenen Seiten Fragen aufgetaucht", erklärt b.i.g.-Geschäftsführer Achim Wolf in einer Stellungnahme. "Da uns allen an einer größtmöglichen Transparenz gelegen ist, gilt es, diese zunächst zu klären und zu beantworten - insbesondere, da einige Sachverhalte das Projekt betreffend zumindest missverständlich wiedergegeben wurden."

    KSC-Präsident Ingo Wellenreuther teilte mit: "Für uns als Verein ist es wichtig, dass Zuschauer und Fans genau informiert sind, was hier geplant ist und alle Fragestellungen beantwortet sind, bevor wir so ein Projekt hier zulassen." Daher werde der Verein diese zunächst im Dialog mit allen Beteiligten klären, und erst dann eine Entscheidung treffen.

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