"Parallele Gesichtserkennung in Videoströmen", kurz: PaGeVi, klingt zunächst mal kompliziert. Zusammengefasst bedeutet es aber nichts anderes, als das Videobilder binnen sehr kurzer Zeit von einem Computer analysiert und auf bekannte Muster hin durchsucht werden. Dies ist bei Bewegtbildern deutlich aufwendiger als bei einem Foto, da die Erkennung in Echtzeit ablaufen muss - was bisher auf Kosten der Erkennungsleistung ging.
Ziel: Die Stadionsicherheit erhöhen
Forscher das KIT und Forschungszentrums Informatik (FZI) arbeiten daher an Lösungen, bei denen möglichst viele Arbeitsschritte parallel ablaufen: "Es geht also um die Frage: Wie lässt sich ein Verfahren in parallel ausführbare Teilprobleme zerlegen, sodass es bei der verfügbaren Rechenleistung bestmögliche Ergebnisse liefert?", erklärt Rainer Stiefelhagen vom KIT.
Für Tests und als Grundlage für die Weiterentwicklung der Technik nehmen Wissenschaftler nun ab dem 31. Juli bei drei Heimspielen des KSC im Wildparkstadion Daten auf. Geleitet wird dieser Praxistest von der b.i.g. Gebäude Service GmbH, die im Wildpark als Dienstleister für die Sicherheit zuständig ist. Mitarbeiter dienen dabei als Testpersonen und sollen von der Software in der Menschenmasse erkannt werden. "Wenn wir mit unserem Verfahren in Zukunft als gewaltbereit bekannte Fußballfans schon am Stadioneingang abfangen könnten, würde das die Stadionsicherheit deutlich erhöhen", freut sich Stiefelhagen.
"Da bekommt man ja Verfolgungsängste"
Von den Fußballfans wird der Praxistest dagegen gerade in Hinblick auf den Datenschutz deutlich kritischer gesehen. "Wir sollten generell alle Gästefans der nächsten drei Heimspiele dazu ermuntern, eine Protestaktion zu starten und alle mit derselben Maske zum Spiel zu erscheinen", fordert ein Fan in einem Internet-Forum. "Da bekommt man ja verfolgungs ängste wenn man weiß das irgend was auf einen schaut. Also ich würd mich da nur noch als verdächtigt fühlen", wird in einem anderen Forum bemängelt. Ein anderer Forumsteilnehmer kündigt an: "Wenn das ewig so weitergeht werde ich mich auf unsere Amateure beschränken und den Rest im TV anschauen."
Aktualisierung: Überwachungs-Aktion abgeblasen
Einem Schreiben der Supporters Karlsruhe vom Donnerstag zur Folge, wurde die für Sonntag im Wildpark geplante Test-Aktion wohl verschoben. In dem Schreiben, das ka-news vorliegt, heißt es: "Glücklicherweise wurde diese Aktion nun verschoben. Nicht zuletzt weil eine Welle des Protests beim KSC aufschlug und die rechtliche Grundlage dieses Vorhabens gänzlich ungeklärt ist." Auch wolle der Fandachverband weiter gegen diese "Überwachungs-Methoden" aktiv werden.
"Wir wehren uns entschieden gegen diese Form der Überwachung", heißt es weiter. Die Supporters kündigen eine Protestaktion für das Pokal-Spiel gegen Alemannia Aachen an. Das KIT bestätigte gegenüber ka-news, dass die geplanten Tests abgesagt wurden. Seit Bekanntgabe des Projekts, seien Fragen aufgetaucht, die erst nochmal von den beteiligten Projektpartnern besprochen werden müssten, so eine Sprecherin des KIT auf ka-news-Anfrage. Ob die Videoüberwachung komplett abgesagt oder nur verschoben werde, das sei derzeit nicht bekannt.
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