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Karlsruhe: 30.000 Flaschen (fast) für die Katz! Die Geschichte hinter Karlsruhes wohl größtem Gin-Betrug

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30.000 Flaschen (fast) für die Katz! Die Geschichte hinter Karlsruhes wohl größtem Gin-Betrug

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    ka-news.de zu Besuch bei der Durlacher Gin-Manufaktur Breaks.
    ka-news.de zu Besuch bei der Durlacher Gin-Manufaktur Breaks. Foto: Hammer Photographie

    Eigentlich war Harald Reinholz freudig gestimmt, als die Großbestellung eines französischen Einkaufskettenvertreters ins Haus flatterte: 30.000 Flaschen wollte er der Durlacher Gin-Manufaktur abkaufen. Eine enorme Bestellung!

    Lager wurde extra ausgebaut

    "Da haben wir uns natürlich direkt reingehängt", so Geschäftsführer Harald Reinholz. "Damit wir den Auftrag überhaupt erst annehmen konnten, wurde unser Lager für 30.000 Euro ausgebaut, außerdem haben wir für weitere 200.000 Euro vorfinanziert, um den Gin zu produzieren."

    ka-news.de zu Besuch bei der Durlacher Gin-Manufaktur Breaks.
    ka-news.de zu Besuch bei der Durlacher Gin-Manufaktur Breaks. Foto: Hammer Photographie

    Fünf Tage die Woche wurde von morgens bis abends durchgearbeitet – vier Brände am Tag haben Reinholz und sein Team produziert. "Das ist das Doppelte von dem, was wir eigentlich herstellen."

    Ein dreister Betrug

    Die gesamte Menge in den Tanks, bereits tausende gefüllte Flaschen mit Wacholderschnaps auf Französisch beschriftet, eine Prüfung durch die Versicherung – alles war bereit für die Auslieferung. Doch Frankreich würden sie nie erreichen: Der vermeintliche Vertreter war in Wirklichkeit gar keiner und der Auftrag entpuppte sich als fiese Betrugsmasche.

    GPS-Ortung, der Einsatz eines Dolmetschers – jegliche Bemühungen, den Tätern auf die Spur zu kommen, verliefen im Sand. "Da waren Profis am Werk, die genau wussten, was sie machen müssen", erklärt Reinholz auf Nachfrage der Redaktion.

    ka-news.de zu Besuch bei der Durlacher Gin-Manufaktur Breaks.
    ka-news.de zu Besuch bei der Durlacher Gin-Manufaktur Breaks. Foto: Hammer Photographie

    Zudem sei es schwierig, über Ländergrenzen hinweg Behörden zu koordinieren. Die Polizei habe laut Reinholz keine Chance auf Erfolg gehabt und die Ermittlungen schließlich eingestellt.

    Literweise Gin befinden sich in den Tanks

    Doch dann das nächste Problem: Die Versicherung kam nicht für den entstandenen Schaden auf.

    "So ein Betrugsfall ist jedoch natürlich nicht nur finanziell ärgerlich, sondern auch psychisch absolut belastend" meint Reinholz. "Da hat man am Anfang schon einige schlaflose Nächte hinter sich und auch Ängste, wie es weitergehen soll."

    ka-news.de zu Besuch bei der Durlacher Gin-Manufaktur Breaks.
    ka-news.de zu Besuch bei der Durlacher Gin-Manufaktur Breaks. Foto: Hammer Photographie

    Die produzierte Menge würde normalerweise in insgesamt zwei bis drei Jahren verkauft werden. "Und darauf bleiben wir nun gerade eben sitzen", so Reinholz und ergänzt: "Wir hatten wirklich Glück, dass Ware noch nicht ausgeliefert wurde, sonst hätten wir gleicht dicht machen können".

    Unterstützer-Gin kommt gut an

    Doch der Familienbetrieb möchte sich nicht unterkriegen lassen und weitermachen, wie Reinholz entschlossen bekannt gibt: "Wir haben uns dazu entschieden, unsere Geschichte der Öffentlichkeit zu erzählen. Der Gin wird im Online-Shop als Unterstützer-Gin angeboten. Jede verkaufte Flasche hilft uns, den Schaden, den wir erlitten haben, wiedergutzumachen."

    ka-news.de zu Besuch bei der Durlacher Gin-Manufaktur Breaks.
    ka-news.de zu Besuch bei der Durlacher Gin-Manufaktur Breaks. Foto: Hammer Photographie

    Ein Konzept, dass wohl gut ankommt: "Die Leute erkennen unsere Notlage und zeigen sich sehr hilfsbereit und verständnisvoll. Wir konnten schon viele mit unserem Aufruf erreichen", meint Reinholz.

    Starke Solidarität

    Auch andere Firmen, die schon ähnliches erlebt hatten, sind auf die Gin-Manufaktur zugekommen und zeigten ihre Solidarität und Unterstützung. "Wir sind nicht die einzigen, denen so etwas passiert ist. Man muss echt vorsichtig sein, was man tut", warnt Reinholz.

    ka-news.de zu Besuch bei der Durlacher Gin-Manufaktur Breaks.
    ka-news.de zu Besuch bei der Durlacher Gin-Manufaktur Breaks. Foto: Hammer Photographie

    Aber es gibt auch gute Nachrichten für den Gin-Experten: "Eine große Menge wurde abgenommen, wenn das so weitergeht sind wir irgendwann wieder über den Berg. Jetzt im Moment haben wir auf jeden Fall einiges mit den Bestellungen zu tun." Mit anderen Worten: Pleite geht die "Breaks-Gin" Manufaktur schonmal nicht. 

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